Reparaturprogramm für Bastler: Wie Apple die Kontrolle behält

Dank Self Service Repair Program erhalten Verbraucher Apple-Originalteile. Allerdings funktionieren sie nach Austausch nicht sofort, weil Apple sie vernagelt.

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Mensch bei der Apple-Gerätereparatur.

(Bild: Apple)

Lesezeit: 3 Min.

Apples lange erwartetes Reparaturprogramm für Privatkunden, über das Nutzer in den USA (und demnächst in Europa) Originalteile des Konzerns beziehen können, um defekte Hardware selbst in Stand zu setzen, bekommt Lob: Die Preise sind – wenn man ausgetauschte Komponenten an Apple zurücksendet – vergleichsweise moderat, man kann teure Spezialhardware per Kurzzeitmiete beziehen und auch die Dokumentation ist ordentlich.

Das Problem: Trotz der Öffnung der Reparatur an sich behält Apple die volle Kontrolle. Denn: Jedes reparierte Gerät muss von dem Konzern erst digital freigegeben werden, damit das System die Originalteile auch als "echt" erkennt. Das gilt für die aktuell im Self Service Repair Program enthaltenen iPhones (iPhone 12, 13 und SE 3) – und dürfte auch weiter gelten, wenn in den kommenden Monaten auch die M1-Macs hinzukommen.

Right-to-Repair-Aktivisten kritisieren die Maßnahme. So freut sich etwa Experte Nathan Proctor vom Non-Profit U.S. PIRG über Apples Programm, merkt aber an, dass das Unternehmen den "Schutz" seiner Komponenten sogar intensiviert. Diese müssten für jedes spezifische iPhone kodiert sein "und dann braucht es eine Verbindung zu Apple, um dies zu verifizieren, damit die volle Funktionalität erhalten wird". Apple könne auf diese Weise den Reparaturprozess weiter stark kontrollieren – und sich möglicherweise auch dazu entscheiden, Reparaturen nicht mehr zu unterstützten. Dann könne der Konzern ein Gerät für "zu alt" erklären. "Das Koppeln von Teilen an ein bestimmtes Gerät und die Pflicht, dass der Hersteller das genehmigt, gibt dem Gerätebesitzer keinerlei Vorteile."

Das Reparaturspezialist iFixIt, der bekannt für seine regelmäßigen "Teardowns" von Apple-Geräten ist und diesen stets einen "Reparierbarkeits-Score" verpasst, sieht Apples Maßnahme ähnlich. "Die Integration einer Seriennummernüberprüfung in den Check-Out-Prozess ist ein düsteres Omen", so eine Sprecherin der Organisation. "Das könnte Apple künftig die Macht geben, noch mehr Reparaturen zu blockieren", so Elizabeth Chamberlain. Das hat etwa direkte Auswirkungen auf freie Werkstätten, die nicht Teil von Apples Programm für den Originalteilbezug werden wollen (oder können). Dieses wurde bereits kritisiert, weil es den Abschluss bestimmter Verträge verlangt.

Praktisch bedeutet Apples Registrierpflicht, dass ein Kunde einen sogenannten System-Configuration-Prozess nach dem Austausch einer Komponente (oder mehrerer) durchlaufen muss. Dazu kontaktiert man das Self-Service-Repair-Store-Team via Chat oder Telefon. Der Laden mit den Ersatzteilen wird von einem Drittanbieter betrieben. Wird dieser Freigabeprozess unterlassen, kann das iPhone etwa in den Systemeinstellungen Fehler anzeigen – beispielsweise, dass es sich angeblich nicht um ein neues Original-Display handelt. Welche Auswirkungen dies im täglichen Betrieb hat, ist jedoch unklar. Apple war in der Vergangenheit bereits gegen Ersatzteile von Dritten vorgegangen, entschied sich dann aber später, die Vernagelung aufzuheben.

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(bsc)