Gescheiterter Kampf gegen erste Gewerkschaft: Amazon feuert leitende Angestellte

Mehrere leitende Amazon-Angestellte, die für die Maßnahmen gegen die Gewerkschaftsgründungen verantwortlich waren, sind vergangene Woche gefeuert worden.

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(Bild: Michael Vi/Shutterstock.com)

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Amazon hat kurz nach dem Votum zur Gründung der ersten Gewerkschaftsvertretung in einem eigenen Warenlager mehrere leitende Angestellte entlassen, die damit zu tun hatten. Das berichtet die New York Times unter Berufung auf ehemalige und aktuelle Amazon-Angestellte. Viele der Betroffenen seien für den Umgang des Konzerns mit den Versuchen zur Gewerkschaftsgründung verantwortlich gewesen – sprich mit der teils rabiaten Gegenwehr. Die hatte nicht ausgereicht und die Organisatoren beziehungsweise Organisatorinnen der Abstimmung sind berühmt geworden: Christian Smalls, der Gründer und Chef der Amazon Labor Union, wurde vergangene Woche von US-Präsident Joe Biden und seiner Vize-Präsidentin Kamala Harris im Weißen Haus empfangen.

ALU-Chef Chris Smalls (in der Mitte, neben Joe Biden) im Weißen Haus

(Bild: The White House)

Die Entlassungen der leitenden Angestellten bei Amazon erfolgten nun außerhalb des dafür üblichen Zeitplans, schreibt die US-Zeitung weiter. Einige der Betroffenen hätten schon seit Jahren für Amazon gearbeitet. Unternehmensintern würden die Entlassungen als Reaktion auf den Erfolg der Amazon Labor Union gesehen. Amazon selbst spricht gegenüber der Zeitung jedoch von einer wochenlangen "Evaluierung der Betriebsführung und -leitung", die den Entscheidungen vorausgegangen seien. Es sei Teil der Unternehmenskultur, "sich kontinuierlich zu verbessern". Dem widersprechen Betroffene gegenüber der New York Times und weisen darauf hin, dass einige noch vor Kurzem positive Bewertungen erhalten hätten.

Bei Amazon gab und gibt es zuletzt mehrere Versuche, gewerkschaftliche Vertretungen in den über das Land verstreuten Einrichtungen des Onlinehändlers zu gründen. Geglückt ist das bislang nur im Amazon-Lager JFK 8 in Staten Island im Bundesstaat New York. Mit deutlicher Mehrheit votierten die Angestellten dort Anfang April für die Gründung einer Arbeitnehmervertretung. "Wir haben gerade Geschichte geschrieben", hieß es in einer Mitteilung der Amazon Labor Union (ALU), es sei einer der größten Erfolge seit einer Generation. Amazon kämpft – wie andere große Firmen auch – gegen die Gründung von Betriebsräten an seinen Standorten und gibt dafür Millionen aus. Gegen die Abstimmung in Staten Island hat der Konzern Beschwerde eingelegt.

(mho)