Tiktok: Ehemalige US-Mitarbeiter beklagen desaströse Arbeitsbedingungen

Die Arbeitskultur der Kurzvideoplattform Tiktok soll an US-Standorten von Angst und Geheimhaltung geprägt gewesen sein, wie das Wall Street Journal berichtet.

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Streit um Tiktok in Pakistan

Die Kurzvideo-App TikTok.

(Bild: dpa, Jens Kalaene/dpa-Zentralbild/dpa)

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US-Angestellte der Videoplattform Tiktok sollen unter schlechten Arbeitsbedingungen leiden. Das geht aus einem Bericht des Wall Street Journal über das Portal des chinesischen Unternehmens Bytedance hervor. Demnach seien hoher Druck und Schlafentzug sowie Wochenendarbeit an der Tagesordnung gewesen. Außerdem sollten mehrere Teams für die Fertigstellung eines Projektes gegeneinander antreten, um herauszufinden, welches Team am schnellsten arbeite.

Dem Bericht zufolge haben mehrere ehemalige Mitarbeiter im Durchschnitt 85 Stunden in der Woche mit Meetings verbracht und mussten für ihre Arbeit zusätzliche Zeit aufwenden. Sie litten außerdem unter Stress und Gewichtsschwankungen. Ein Betroffener berichtet zudem, dass er seinen Chef erst davon überzeugen konnte, nicht mehr nachts zu arbeiten, nachdem er ihm Laborwerte zu seinem möglicherweise lebensbedrohlichen Gesundheitszustand gezeigt hatte.

Zwar seien lange Arbeitszeiten, strikte Fristen und Meetings in anderen Teilen der Welt für schnell wachsenden Technologieunternehmen nicht unüblich, bei Tiktok gebe es derartige Belastungen jedoch in "außergewöhnlichem Maße". Das Unternehmen habe die "Produktivität und Geheimhaltung in einem für die Branche ungewöhnlichen Maße betont". Mitarbeiter waren dem Bericht zufolge auch dazu verpflichtet, an Meetings in China teilzunehmen.

Ehemalige Mitarbeiter haben in sozialen Netzwerken wie YouTube und anderen Medien von ihren Erfahrungen in den US-Büros von TikTok berichtet. Viele Mitarbeiter würden die Arbeitszeiten tolerieren, da sie sich von einem Börsengang des Unternehmens Gewinne erhoffen. Vor etwa einem Jahr hatte Tiktok die Pläne für den Börsengang auf Eis gelegt, da es von der Regulierungsbehörde zu mehr Datensicherheit aufgefordert wurde.

Obwohl es Tiktok nicht an Bewerbern mangele, schienen einige das Unternehmen nach kurzer Zeit wieder verlassen zu wollen. Ein ehemaliger Tiktok-Teammanager berichtet, dass der Druck – mit chinesischen Kollegen mitzuhalten – alle 10 Produktmanager dazu veranlasste, nach etwa einem Jahr das Unternehmen zu verlassen. Infolge vermehrter Kündigungen habe sich das Unternehmen auch darauf eingelassen, Meetings mit amerikanischen Mitarbeitern in Englisch durchzuführen.

Aufgrund der Zeitzonenunterschiede zwischen den USA und China erhielten amerikanische Mitarbeiter auch nachts Anfragen über den firmeninternen Nachrichtendienst. Mitte 2021 begannen einige US-Manager, ihre Mitarbeiter zum Stummschalten der Benachrichtigungen und zum Blocken ihrer Terminkalender für die Zeit nach der Arbeit zu ermutigen. Dies sollen höhergestellte Mitarbeiter jedoch ignoriert haben. Eine Tiktok-Sprecherin sagte dazu: "Während sich Meetings oft über Zeitzonen erstrecken, wie es für globale Unternehmen typisch ist, konzentrieren wir uns weiterhin darauf, den Mitarbeitern Unterstützung und Flexibilität zu bieten". Tiktok würde die Mitarbeiter dazu ermutigen, ihre Freizeit zu nutzen, keine Besprechungszeiten zu planen und von Nachrichten außerhalb der Arbeitszeiten abraten.

(mack)