Breitband-Internet: Telesat muss Satellitenflotte schrumpfen

Satelliten sind teuer. Aus Budgetgründen muss der kanadische Satelliten-Betreiber Telesat sein LEO-Netz namens Lightspeed auf 198 Satelliten eindampfen.

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Künstlerische Darstellung eines über den Globus gespannten Netzes

So eng wird das Telesat-Lightspeed-Netz nicht gespannt.

(Bild: NicoElNino/Shutterstock.com)

Lesezeit: 4 Min.

Das geplante kanadische Satellitennetz Telesat Lightspeed fällt dünner aus als angekündigt. Weil die Errichtung des globalen Breitband-Netzes nicht mehr als fünf Milliarden US-Dollar kosten darf, muss Telesat die Zahl der Satelliten und damit die Systemkapazität reduzieren. Selbst die abgespeckte Variante ist noch nicht ausfinanziert.

Telesat ist einer der größten Satellitenbetreiber der Welt. Seit Jahren geht das kanadische Unternehmen mit Plänen für ein globales Netz erdnaher Satelliten hausieren, die in ungefähr 1.000 Kilometern Höhe kreisen und weltweit breitbandigen Internetzugang ermöglichen sollen. Ein Testgerät kreist seit 2018. Im Jahr 2016 war die Rede von einer Konstellation aus 117 Satelliten, im Jahr darauf von 298 Trabanten, die schon 2020 gestartet werden sollten. In dem Jahr gab es zwar keine Starts, aber das neue Ziel von 1.671 Satelliten.

Zum Vergleich: SpaceX Starlink hat derzeit 1.770 Satelliten in Umalufbahnen von etwa 550 Kilometern Höhe, 1.550 sind in Betrieb. Es sollen zunächst 12.000 Satelliten werden; zudem hat SpaceX um Genehmigung für weitere 30.000 angesucht. Ein gigantisches Projekt aus Ruanda hat sogar ein Netz aus 330.000 Satelliten vorgeschlagen.

Vergangenes Jahr hat das aus der Pleite gerettete indisch-europäische Satelliten-Internet-Projekt OneWeb 41.000 Satelliten einsparen müssen und plant seither mit "nur noch" 6.372 Satelliten. Dieser Realität muss sich nun auch Telesat stellen. CEO Dan Goldberg plant nur noch mit 188 Satelliten für Lightspeed, plus zehn Reservegeräten im Orbit. Das soll sich mit den budgetierten fünf Milliarden US-Dollar ausgehen. Der Vertrieb der Internetverbindungen soll durch Partner erfolgen, in der Regel etablierte Netzbetreiber, die Telesat Lightspeed für Backhaul nutzen und/oder an Großkunden vertreiben wollen.

Jahrelange Verzögerungen, der aktuelle Chipmangel und andere Lieferprobleme haben die Kosten steigen lassen. Ironischerweise hat Telesat frühere Verzögerungen damit begründet, bessere Einkaufspreise für seine Satelliten erzielen zu wollen. Der aktuelle Zeitplan sieht die Inbetriebnahme Lightspeeds erst für 2026 vor. Blue Origin soll die Satelliten ins All schießen.

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Dabei ist der Vertrag mit dem ausgewählten Satellitenhersteller Thales Alenia Space noch gar nicht unterzeichnet. Telesat hat zwar bereits erhebliche Zusagen der kanadischen Krone und anderer Geldgeber, doch reicht das nicht. Die fünf Milliarden US-Dollar sind bloß zu zwei Drittel finanziert. Erst wenn das Budget steht, möchte das Unternehmen seine Lightspeed-Satelliten verbindlich bestellen. Telesats eigene Aktien haben seit dem Börsengang im November mehr als zwei Drittel ihres Marktwerts eingebüßt.

Die kleinere Flotte bedeutet geringere Netzkapazität: "Ich weiß nicht genau, zehn Terabit weltweit" sagte Goldberg am Freitag in einer Telefonkonferenz mit Finanzanalysten. Mag diese unscharfe Angabe auch technisch ungefähr stimmen, muss man sie mit einer Prise Salz nehmen: Als die Konstellation noch mit 298 Satelliten geplant war, sprach Telesat von 16 bis 24 Terabit pro Sekunde. Davon waren allerdings nach damaligen Angaben nur acht Terabit tatsächlich vermarktbar, weil ein Großteil der Erdoberfläche Wasser oder unbewohnt ist. Entsprechend sollte man jetzt bei der kleineren Konstellation wohl von höchstens fünf Terabit vermarktbarer Kapazität ausgehen.

Lightspeed soll zwar vorwiegend Kunden auf der Erde bedienen, aber nicht nur: Von der NASA hat sich das Unternehmen jüngst rund 31 Millionen US-Dollar aus dem Communications Services Project gesichert. Mit diesem Geld soll Telesat einerseits Laserlinks für Verbindungen zwischen Lightspeed-Satelliten entwickeln, andererseits Satellitenmodems herstellen, die dann auf zwei Erdbeobachtungssatelliten installiert werden. Diese NASA-Satelliten sollen in geringerer Höhe die Erde umkreisen, und über die weiter entfernten Lightspeed-Satelliten Telesats angebunden werden.

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(ds)