Digitalisierung und Nachhaltigkeit: So kann es laut ITK-Verbänden klappen

In einem achtseitigen Papier richten sich Lobbyverbände an die Digitalminister der G7. Digitalisierung könne einen enormen Beitrag zur Nachhaltigkeit leisten.

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Symbolbild zur Nachhaltigkeit

(Bild: Miha Creative / Shutterstock.com)

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Inhaltsverzeichnis

In einem achtseitigen Forderungskatalog skizzieren die Verbände der deutschen ITK-Branche, wie die Digitalisierung in Deutschland und international nachhaltig gestaltet werden kann. Sie zeigen darin auf, wie Ziele im Klimaschutz und bei der Nachhaltigkeit nach Ansicht der Verbände teilweise erst durch Digitalisierung erreicht werden können.

Das Papier wurde anlässlich des Digitalministertreffens der G7 in Düsseldorf herausgegeben und ist keineswegs uneigennützig: Es würde bei einer Umsetzung einen großen Auftragsboom in der ITK-Branche zur Folge haben. Zugleich soll es aber durch höhere Effizienz auch zu einer Entzerrung in Bereichen wie dem Glasfaserausbau führen, die derzeit durch das hohe Aufkommen an Aufträgen überlastet sind. Politische und gesellschaftliche Ziele wie die Energiewende und Breitbandausbau könnten so rascher realisiert werden.

Beim Thema Energieeffizienz wird laut dem Papier zunächst eine einheitliche, standardisierte Betrachtungsweise benötigt, um politische Entscheidungen treffen zu können. Die Verbände sehen in den Standards des Europäischen Instituts für Telekommunikationsnormen (ETSI) eine gute Grundlage. Darauf basierend könnte etwa der Netzausbau von Gigabit-Netzen energieeffizienter gestaltet werden. Aber auch Verbraucher sollen von einheitlichen Vergleichsmaßstäben profitieren, etwa beim Kauf von elektronischen Haushaltsgeräten wie Staubsaugern oder Kühlschränken.

Der Ausbau von erneuerbaren Energien muss nach Ansicht der Digitalwirtschaft massiv beschleunigt werden, die Preise sollen international wettbewerbsfähig sein. Die Verbände sehen zudem ein großes Potenzial in der Nutzung der Abwärme von Rechenzentren. Allein in Deutschland stünden 10 Terawattstunden Wärmeleistung pro Jahr bereit. Diese könnte in Nah- oder Fernwärmenetze eingespeist oder für moderne Konzepte der Landwirtschaft (Vertical Farming) genutzt werden.

Beim Netzausbau wünschen sich die ITK-Verbände eine stärkere Digitalisierung und einfachere Abläufe bei den Genehmigungsverfahren. Insgesamt gebe es in Deutschland rund 12.000 Behörden, die für den Breitbandausbau zuständig sind. Beispielhaft wird genannt, dass etwa die Landkreise Ludwigslust-Parchim und Nordwestwecklenburg bereits digitale Schnittstellen anbieten. Mithilfe moderner Verlegeverfahren könnten die fehlenden Kräfte im Tiefbau ausgeglichen werden. Glasfasernetz- und Mobilfunkbetreiber könnten zudem kooperieren, um Doppelausbau von Glasfasernetzen zu vermeiden.

Im Gebäudesektor sollte es neue Ausstattungspflichten in Neu- und Bestandsbauten geben, etwa bei der Verkabelung oder durch Vorschriften für Leerrohre. So könnten mit Gebäudeautomatisierung, smartem Energiemanagement und Vernetzung von Haushaltsgeräten weitere Potenziale zum Energiesparen geschöpft werden.

Um den Materialverbrauch zu senken, sieht das Papier auch Maßnahmen in der Kreislaufwirtschaft vor. Dazu zählen neue Regeln für die Reparierbarkeit, die Kontrolle schädlicher Substanzen und Vorgaben bei der Recycelbarkeit. Refurbishment-Dienstleister sollten nach Ansicht der Verbände steuerlich entlastet werden, um international wettbewerbsfähig zu sein. Dadurch könnte auch den aktuellen Lieferengpässen entgegengewirkt werden. Beispielhaft wird vorgerechnet, dass ein wiederaufbereiteter Router zwischen 20 und 25 Euro kostet, während er fabrikneu mit 50 bis 150 Euro zu Buche schlage.

Großes Nachhaltigkeitspotenzial sehen die Verbände bei der Digitalisierung im Allgemeinen. In der industriellen Fertigung seien schon bei moderaten Fortschritten durch Automatisierung und Vernetzung Kohlendioxid-Einsparungen von zwei Drittel der bisherigen Emissionen möglich. Ähnliches wird bei der Mobilität für möglich gehalten, wenn intelligente Verkehrssteuerung, smarte Logistik und die Sharing Mobility ausgebaut werden. Im Energiesektor könnten intelligente Stromnetze zu Einsparungen von Megatonnen an Kohlendioxid führen. Diese Potenziale müssten von der Politik ganzheitlich betrachtet werden.

Unterzeichner des Papiers sind der Breitbandverband ANGA, der Bundesverband Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien (Bitkom), der Bundesverband Breitbandkommunikation (Breko), der Bundesverband Glasfaseranschluss (Buglas), der Verband der Internetwirtschaft (eco) und der Verband der Anbieter von Telekommunikations- und Mehrwertdiensten (VATM).

(mki)