Die Piraten des Darknet im Lichte der Microsoft-Forschung

Eine Gruppe von Redmonder Forschern sieht für den Kampf gegen den illegalen Tausch im Internet schwarz.

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Eine Gruppe von Forschern aus dem Hause Microsoft hat sich anlässlich eines Workshops über Digital Rights Management Gedanken zum Filesharing gemacht. In einem 16-seitigen Dokument schildern sie die Entwicklung von Tauschvorgängen bei Software und anderem digitalen Material bis hin zu Passwörtern und Registrierschlüsseln -- in den 80er Jahren geschah das noch persönlich im privaten Raum oder auf dem Schulhof, entwickelte sich dann aber über das Napster-Prinzip bis hin zu modernen P2P-Börsen wie Gnutella. In den Worten der Forscher: Die Entwicklung ging vom "Sneakernet" bis zum "Darknet". Sie kommen zum Schluss, dass ein Kampf gegen das weltweite Tauschen aussichtslos ist. Es gebe weder geeignete Mittel gegen die Verbreitung von digitalem Material noch zum Schutz der Urheberrechte.

Auch in absehbarer Zukunft müssten kommerzielle Anbieter damit leben, dass es im Internet eine freie und mitunter illegale Konkurrenz gibt. Die Teilnehmer der ursprünglichen Tauschringe waren noch schwierig auszumachen, doch das änderte sich mit Napster ein wenig. Dort seien zumindest wichtigte Komponenten des Systems zentral abgelegt gewesen und angreifbar. Auf der anderen Seite verbreiteten sich die getauschten Inhalte wesentlich schneller und über die ganze Welt.

Napster wiederum wurde durch dezentrale Netze abgelöst. Solange es aber nur an öffentlichen Einrichtungen entsprechend schnelle Internetzugänge gab, seien auch Börsen wie Gnutella angreifbar gewesen, da das Tauschmaterial nur an wenigen Orten vorlag. Dies wiederum ändere sich aber zum Beispiel mit der Verbreitung von DSL, wodurch immer mehr Privatpersonen bereit seien, ihre Dateien daheim zur Verfügung zu stellen. Es gebe technische Möglichkeiten, die eigene Identität im Internet zu verschleiern, sodass keine Befürchtungen bestünden, strafrechtlich belangt zu werden.

Da also das Darknet immer weiter wachse und schneller werde, setzen die Hebel zur Vermeidung von Piraterie woanders an. Dafür biete sich der Einsatz von Digital Rights Management an, von Wasserzeichen, Fingerabdrucksystemen und hardwarebasiertem Kopierschutz. Die Microsoft-Forscher sprechen aber diesen Verfahren die Tauglichkeit ab, da sie allesamt verwundbar oder nicht genügend effizient seien. Außerdem habe sich gezeigt, dass die Verbraucher durch Schutzmaßnahmen wie Dongles abgeschreckt werden.

Die Content-Wirtschaft wird sich über diese Argumentation aus den Microsoft-Labors nicht freuen, insbesondere nicht die Software-, Musik- und Filmindustrie, die derzeit eine Art Kreuzzug gegen den illegalen Tausch von Unterhaltungsmedien und Software führen. Der Kampf scheint hoffnungslos, hätte der Redmonder Riese nicht schon längst ein Konzept auf die Beine gestellt, das zwar nirgends in dem Dokument erwähnt wird, aber an allen Ecken durchscheint: Palladium, der Hardware- und Software-Architektur für Trustworthy Computing, bei der Microsoft Wert darauf legt, dass es sich nicht um DRM handelt.

Einen umfassenden Report zum Urheberrecht und geistigen Eigentum bringt c't unter dem Titel Wissen ist Geld -- Urheberschutz, "Geistiges Eigentum" und die Rechteverwerter in der aktuellen Ausgabe 24/2002. Der Artikel ist mittlerweile auch online verfügbar. Zu TCPA und Palladium findet sich ebenfalls in c't 24/2002 und online der Artikel Der PC mit den zwei Gesichtern: TCPA und Palladium -- Schreckgespenster oder Papiertiger? (anw)