Studie: Videospiele können Kinder intelligenter machen

Unter tausenden untersuchten Kindern in den USA steigerten jene ihren IQ besonders stark, die überdurchschnittlich viel Zeit mit Videospielen verbrachten.

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Tel,Aviv,,Israel,-,January,01,,2020:,Teenager,Lies,On

(Bild: Evgeniy pavlovski/Shutterstock.com)

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Kinder, die überdurchschnittlich viel Zeit mit Videospielen verbringen, werden dabei im Schnitt intelligenter als der Rest. Fernsehgucken oder die Nutzung von sozialen Netzwerken hat dagegen diesbezüglich weder negative noch positive Folgen. Das ist das Ergebnis einer jetzt vorgestellten Untersuchung von Tausenden Schulkindern in den USA. Über 9000 hatten dafür im Alter von neun beziehungsweise zehn Jahren psychologische Tests zur Ermittlung ihrer kognitiven Fähigkeiten absolviert, erklärt das Forschungsteam. Außerdem war ermittelt worden, wie viel Zeit sie vor Bildschirmen verbringen und womit. Über 5000 von ihnen absolvierten zwei Jahre später erneut Tests. So hätten die Veränderungen überprüft werden können.

Im Schnitt verbrachten die Kinder zweieinhalb Stunden am Tag mit Fernsehgucken, eine halbe Stunde in sozialen Netzen und eine Stunde mit Videospielen, bilanziert das schwedische Karolinska-Institut. Wer mehr Zeit mit Videospielen verbrachte, dessen oder deren Intelligenzquotient sei in den zwei Jahren um 2,5 Punkte mehr gestiegen als bei den anderen. Mit TV-Konsum und Social Media sei dagegen kein signifikanter Effekt verbunden gewesen, weder positiv noch negativ. Genetische Unterschiede mit möglichem Einfluss auf die Intelligenz und Unterschiede, die auf die Bildung und das Einkommen der Eltern zurückgehen, hätten dank Kontrollgruppen keinen Einfluss auf das Ergebnis.

Insgesamt bestätige die Studie, dass Zeit vor dem Bildschirm ganz allgemein den kognitiven Fähigkeiten von Kindern nicht schadet, erklärt der an der Analyse beteiligte Neurowissenschaftler Torkel Klingberg. Nicht untersucht habe man aber die Folgen für die körperliche Betätigung, den Schlaf, das Wohlbefinden oder die schulischen Leistungen, schränkt er ein. Außerdem gelten die Ergebnisse nur für Kinder in den USA. Obendrein sei nicht zwischen den verschiedenen Computerspielgenres unterschieden worden. Ferner sei die Zeit vor dem Bildschirm von den Kindern beziehungsweise deren Eltern selbst ermittelt worden, was fehleranfällig sei. Die Analyse wurde im Fachmagazin Scientific Reports veröffentlicht.

Inhaltlich bestätigt die Studie verschiedene ältere Analysen. Das zeigt auch eine vor einigen Wochen vorgestellte Metaanalyse von Studien aus dem vergangenen Jahrzehnt. Ein Forschungsteam der Universität Helsinki hatte darin herausgefunden, dass der exzessive Wechsel zwischen verschiedenen digitalen Medien negative Folgen für die Konzentrationsfähigkeit haben kann. Regelmäßiges Videospielen kann demnach aber Vorteile fürs Gedächtnis, für das Wechseln zwischen Aufgaben und verschiedene Konzentrationsaufgaben haben. Untersuchungen an Gehirnen von Heranwachsenden weisen demnach auf eine wichtige Rolle der sogenannten Frontallappen hin. Die Forschungsarbeit wurde Anfang April im Fachmagazin European Psychologist veröffentlicht.

Die positiven Folgen von Gaming seien aber nur bei jungen Menschen beobachtet worden, die "ein gesundes Verhältnis" zu Computerspielen hätten, ordnet die Psychologin Mona Moisala die Analyse gegenüber dem Wall Street Journal ein. Sie hatte in einer früheren Studie bereits herausgefunden, dass das Genre der Spiele unerheblich ist. Eltern sollten nun aber nicht dafür sorgen, dass ihre Kinder einfach mehr spielen, um einen kognitiven Vorteil zu bekommen, schränkt sie ein. Sie müssten sich aber auch keine Sorgen machen, dass Videospiele automatisch negative Folgen haben. Es gebe auch keine Empfehlung, wie viel Zeit mit Videospielen ideal sei. Das sei individuell verschiedene. Wichtig sei, dass die Spiele sich nicht negativ auf den Schlaf, auf die Ernährung, auf Zeit mit Freunden und die allgemeine Aktivität auswirke.

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(mho)