Kundenschwund: Netflix entlässt Mitarbeiter

Nach den enttäuschenden Geschäftszahlen zum Jahresauftakt tritt Netflix auf die Kostenbremse: Mitarbeiter müssen gehen und Projekte werden gecancelt.

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(Bild: Shutterstock.com/MAXSHOT.PL)

Lesezeit: 3 Min.

Netflix reagiert auf die getrübten Geschäftsaussichten und entlässt rund 150 Mitarbeiter in den USA. Betroffen sind hauptsächlich Mitarbeiter am Hauptsitz im US-Bundesstaat Kalifornien, bestätigte das Unternehmen gegenüber US-Medien. "Wie wir angesichts des Quartalsergebnisses erläutert haben, zwingt uns das langsamere Umsatzwachstum auch, die Kostenentwicklung zu bremsen", teilte Netflix am Dienstag mit. "Diese Veränderungen beruhen in erster Linie auf wirtschaftlichen Entscheidungen und nicht auf der individuellen Leistung."

Der Streamingdienst hatte im April erstmals einen Rückgang der Kundenzahlen einräumen müssen. Im ersten Quartal 2022 gingen unterm Strich rund 200.000 bezahlte Abonnements verloren. Ohne Berücksichtigung der gekündigten 700.000 russischen Kunden hätte Netflix rund eine halbe Million Abonnements hinzugewonnen, was deutlich unter den Erwartungen blieb.

Mit der Aussicht auf den Verlust von weiteren 2 Millionen Abos im laufenden zweiten Quartal ging der Aktienkurs auf Talfahrt. Seit Bekanntgabe der Zahlen des ersten Quartals brach der Kurs um rund 45 Prozent ein. Die Netflix-Aktie notiert derzeit über 60 Prozent unter Vorjahreswert bei rund 185 US-Dollar.

Netflix steuert nun mit Kostensenkungen gegen. Zusätzlich zu den 150 Vollzeitstellen baue Netflix weitere 70 Teilzeitpositionen in der Animations-Abteilung ab, berichtet das Branchenblatt Variety. Zuvor habe Netflix einige geplante Animationsserien für Kinder gestoppt, darunter "Wings of Fire", "Antiracist Baby" und "With Kind Regards From Kindergarten". Auch ein zusammen mit Prinz Harry und Meghan Markle produziertes Serienprojekt wurde gestoppt.

Nach den Quartalszahlen hatte Netflix zudem rund 25 Stellen bei der Website Tudum abgebaut. Das redaktionelle Angebot richtet sich an Netflix-Fans und will diese mit zusätzlichen Informationen rund um ihre Lieblingsserien versorgen. Betroffen sind sowohl Vollzeitstellen als auch Honorarkräfte.

Netflix hat weltweit rund 11.300 Vollzeitmitarbeiter, davon mit 8600 der Großteil in den USA und Kanada. Das bleibt nicht immer spannungsfrei, wie Proteste von ein paar Mitarbeitern gegen ein Netflix-Special mit Comedian Dave Chappelle im vergangenen Oktober zeigten. Seither hat das Unternehmen seine "Netflix Culture" um einen Absatz erweitert. Darin betont das Unternehmen, dass es ein breites Spektrum des künstlerischen Ausdrucks unterstützt.

"Nicht jeder wird alles in unserem Programm mögen und damit einverstanden sein", heißt es weiter. Mitarbeiter müssten damit rechnen, auch an Projekten zu arbeiten, die sie möglicherweise als provokativ empfinden. Die klare Botschaft: "Wenn es dir schwerfällt, die Breite unsere Inhalte zu unterstützen, ist Netflix vielleicht nicht der beste Ort für dich."

(vbr)