Apple und die Gewerkschaften: Deutliche Lohnerhöhung und Appell an Mitarbeiter

Mit mehr Geld und einem Appell versucht Apple offenbar zu verhindern, dass sich Mitarbeiter organisieren. Warum eine Gewerkschaft angeblich problematisch wäre.

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Menschen in einem Apple Store

(Bild: Amir Hosseini / Unsplash)

Lesezeit: 3 Min.
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Mit einer deutlichen Lohnerhöhung versucht Apple offenbar die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter seiner US-Geschäfte dafür zu gewinnen, sich nicht in Gewerkschaften zu organisieren. Von der Gehaltserhöhung profitieren laut Medienberichten aber auch Angestellte in den deutschen Geschäften. Zugleich richtet sich Deirdre O'Brien, zuständig für die Einzelhandelssparte, in einem internen Video an die Beschäftigten und versucht diese für Apples Position zu gewinnen. Es sei auch das Recht der Angestellten, "nicht in eine Gewerkschaft einzutreten", sagte sie Berichten zufolge.

Das Startgehalt für Mitarbeiter der Apple Stores steigt in den USA von 20 auf 22 US-Dollar pro Stunde. Insgesamt habe Apple die Löhne um 10 Prozent oder mehr erhöht. Die Gehaltserhöhungen, über die CNBC und das Wall Street Journal übereinstimmend zuerst berichteten, gelten jedoch nicht nur für die Retail-Sparte, sondern auch für weitere Angestellte des Unternehmens. Neben den Gewerkschaftsbemühungen hätten dazu auch die hohe Inflationsrate und der Fachkräftemangel den Ausschlag gegeben. In einer E-Mail an die Mitarbeiter heißt es, dass Apple die jährlichen leistungsbezogenen Gehaltserhöhungen für Mitarbeiter im Einzelhandel und im Unternehmen um drei Monate vorgezogen habe.

In den USA liegt die Arbeitslosenquote aktuell bei niedrigen 3,6 Prozent. Gleichzeitig ist die Teuerungsrate im April auf 8,3 Prozent gestiegen. Hinzu kommt, dass sich offenbar viele Kräfte während der Coronapandemie neu orientiert haben oder in flexiblere Arbeitsverhältnisse gewechselt sind. Zuletzt hatte Apple auch Ärger mit Mitarbeitern, die eine Lockerung der Homeoffice-Pflicht eingefordert hatten. Für die besser bezahlten Kräfte in den Techkonzernen geben derzeit auch die Aktienoptionen wenig Anlass zur Freude, da die Börsenwerte zuletzt stark gefallen sind. Neben Apple haben auch Microsoft, Amazon und Google mit Änderungen im Gehaltsgefüge reagiert, um die bestehenden Mitarbeiter zu halten und neue zu gewinnen. Apple hat weltweit rund 154.000 Vollzeitbeschäftigte.

Um abzuwenden, dass sich Mitarbeiter in Apple Stores in den US-Bundesstaaten New York, Maryland und Washington gewerkschaftlich organisieren, wurde jetzt laut Bloomberg ein Video veröffentlicht, in dem Deirdre O'Brien, Senior Vice President für Einzelhandel und Personalwesen, zu den Beschäftigten spricht. Sie beschwört darin den Geist Apples, der darunter leiden würden, wenn von Dritten – nämlich den Gewerkschaften – versucht werde, Einfluss zu nehmen.

"Wir haben eine Beziehung, die auf einem offenen, kooperativen und direkten Engagement basiert, was sich meiner Meinung nach grundlegend ändern könnte, wenn ein Geschäft durch eine Gewerkschaft im Rahmen eines Tarifvertrags vertreten wird", zitiert Bloomberg aus dem Video. Gewerkschaften hätten kein tiefes Verständnis für das, was Apple ausmache. Sie verweist als Ausdruck für das Augenmaß Apples auf die jüngsten Gehaltserhöhungen, ein Mehr an Urlaub und weitere Boni, die nicht so leicht möglich gewesen wären, wenn Apple sich vorher mit Gewerkschaften hätte arrangieren müssen.

Bislang stehen nur in einigen der insgesamt 270 US-Filialen Abstimmungen an, um einer Gewerkschaft beizutreten. O'Brien betont, dass die Mitarbeiter auch das Recht hätten, dazu Nein zu sagen.

(mki)