Werbe-Tracking: Vodafone und Telekom testen "TrustPID"

Zusammen mit dem Axel-Springer-Verlag testen Vodafone und die Deutsche Telekom ein neues Verfahren, um anonymisierte Nutzerprofile zu Werbezwecken zu erstellen.

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(Bild: PopTika/Shutterstock.com)

Lesezeit: 3 Min.

Vodafone und die Deutsche Telekom testen zusammen mit dem Axel-Springer-Verlag ein neues System, um Internetnutzer zu Vermarktungszwecken unter einer eindeutigen Kennung zu pseudonymisieren. Für die sogenannte "TrustPID" laufe ein erster technischer Test mit Kunden der drei beteiligten Unternehmen, erklärte ein Telekom-Sprecher gegenüber heise online. Auch Vodafone bestätigte auf Anfrage einen Bericht des Nachrichtenmagazins "Der Spiegel".

Bei TrustPID wird der Traffic eines Kundenkontos mit einer Art Token markiert, das zum Beispiel mit der SIM-Kartennummer oder der Mobilfunknummer verknüpft werden kann. Der so vom Netzbetreiber markierte Datenverkehr wird dann zur Bildung eines persönlichen Profils genutzt, auf das dann Werbekunden und Websitebetreiber zugreifen können sollen.

Weitere technische Einzelheiten des Systems sind bisher noch nicht bekannt. Bisher läuft TrustPID als streng limitierter Test mit Nutzern etwa von Axel Springers Website Bild.de. Das neue System ist offenbar noch nicht im Produktiveinsatz, den Beteiligten geht es zunächst um einen Machbarkeitstest. Ob sich das Verfahren bewährt und großflächig zum Einsatz kommt, ist noch offen.

Die Entwicklung und technische Realisierung von TrustPID liegt bei Vodafone. Die Telekom beteiligt sich ebenfalls und gibt ihren Kunden die Möglichkeit, an dem Test teilzunehmen. "Unsere Kunden können seit ein paar Wochen den neuen Ansatz ausprobieren – wenn sie möchten", erklärte der Telekom-Sprecher und verweist auf das Opt-in-Verfahren. Wie aus Branchenkreisen zu hören ist, wurde der Einsatz in Deutschland mit der Behörde des Bundesbeauftragten für Datenschutz abgestimmt.

Anders als bei herkömmlichen Cookies, die in der Regel nur einem Anbieter ein mehr oder weniger großes Fenster in die Online-Welt des Kunden eröffnen, ermöglicht die "TrustPID" einen Blick auf das gesamte Surfverhalten der Nutzerinnen und Nutzer. Der Kunde muss dafür aktiv sein Einverständnis erklären und erhält auf einer eigenen Website die Möglichkeit, die Datenverwendung zu kontrollieren und nach eigenen Vorlieben zu regeln.

Die zwei Netzbetreiber und der Springer-Verlag möchten mit "Trust PID" auch ein Gegengewicht zu den großen US-Plattformbetreibern schaffen, die das Online-Werbegeschäft dominieren. "Gerade die Werbetreibenden in Europa, aber auch viele Verlage suchen daher nach Wegen unabhängiger zu werden. Und zwar so, dass gleichzeitig die europäischen Schutz-Standards gewahrt bleiben", erklärt die Telekom.

Die Idee einer von Cookies unabhängigen Identifizierung von Nutzern zu Werbezwecken ist indes nicht neu. Anbieter von Online-Identifizierungsverfahren wie NetID wollen pseudonymisierte Daten zu Werbezwecken nutzen, das von United Internet sowie den TV-Sendergruppen ProSiebenSat1 und RTL Group aufgesetzt wurde. Auch andere Unternehmen – allen voran Google – suchen nach neuen Technologien für den ultimativen Cookie-Nachfolger, der ihnen eine gute Ausgangsposition im Rennen um die Werbemilliarden bietet.

(vbr)