Bit-Rauschen: Apple bringt M2-CPU, AMD-Erfolgsrausch, ARM-Zukunft

Apple kündigt den M1-Nachfolger M2 an, der nur moderate Mehrleistung verspricht. AMD stellt Supercomputer-Rekorde auf. Intel vertröstet bei Servern.

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Prozessoren
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Die zweite Generation von Apples M2-Prozessoren enttäuscht allzu hochfliegende Erwartungen: Weiterhin kommt die Fertigungstechnik TSMC N5 (statt schon N3) zum Einsatz, es bleibt bei acht CPU-Kernen und die Rechenleistung wächst um lediglich 18 Prozent. Das deutet darauf hin, dass Apple die ARM-Rechenkerne nur wenig verbessert hat und der schnellere LPDDR5-Hauptspeicher sowie der größere Cache viel zur Mehrleistung beitragen. Laut Apple ist jedoch die GPU deutlich stärker und im Vergleich zum M1 soll der M2 noch effizienter rechnen (siehe S. 46).

Unterdessen hat AMD einen Lauf: Die Kasse klingelt, der Ausblick ist prächtig und obendrein heimst man Supercomputer-Rekorde ein. Der mit Tausenden Epyc-Prozessoren und Instinct-Rechenbeschleunigern vollgestopfte "Frontier" ist der erste Exaflops-Superrechner auf der Top500-Liste. Außerdem arbeitet er deutlich effizienter als alle bisherigen Top500-Rechner.

Von Florenz nach Venedig: Der Nachfolger des Intel-Rechenbeschleunigers "Ponte Vecchio" soll "Rialto Bridge" heißen und deutlich mehr leisten. Starttermin ist "2023+", also vermutlich 2024.

(Bild: Intel)

Bei dieser AMD-Party sitzt Intel wegen ständiger Verspätungen am Katzentisch. Wer liefern kann, ist eben klar im Vorteil. Intels Marketingabteilung tat ihr Bestes, doch die Ankündigung des Codenamens "Rialto Bridge" für die nächste Generation von Rechenbeschleunigern nach "Ponte Vecchio" wirkt eher lahm. Das Versprechen "more Flops" klingt zumindest für Deutschsprachige unfreiwillig komisch, eigentlich sind aber mehr Gleitkommaoperationen pro Sekunde gemeint.

Immerhin sind erste Benchmarkergebnisse des kommenden Core i-13000 "Raptor Lake" in einer Onlinedatenbank aufgetaucht. Sie bestätigen Gerüchte, dass dieser 8 P- und 16 E-Cores haben wird, was für mehr Multithreading-Rechenleistung als beim Core i-12000 spricht. Intel plant Ende September das Technik-Event InnovatiON, das ein bisschen an das 2017 eingestellte Entwicklerforum IDF erinnert. Da könnte man den Core i-13000 als Stargast präsentieren.

Auf der erwähnten Top500-Liste sind diesmal auch keine neuen ARM-Superrechner aufgetaucht. Aber wozu sollte das auch gut sein, wenn die Rechenleistung vor allem aus zusätzlichen Beschleunigerkarten stammt? Ein eventueller Preis- oder Effizienzvorteil eines ARM-Prozessors, der vier oder sechs Beschleuniger anbindet, geht bei deren Preisen und Stromdurst unter.

Trotzdem gab es Neuigkeiten von ARM-Servern. Bei Amazon AWS kann man nun Graviton3-Instanzen buchen und bei Microsoft Azure welche auf Ampere Altra, der nun hochtrabend "Cloud Native Processor" heißt. Altra-Server verkauft hierzulande beispielsweise Delta Computer ab 8500 Euro.

Ampere-Chefin Renée James kündigte überraschend an, dass der Altra-Nachfolger AmpereOne statt Neoverse-Kernen von der (ARM-)Stange hausgemachte ARM-Kerne haben wird. Der 5-Nanometer-Chip soll DDR5-RAM und PCIe-5.0-Karten anbinden. Der Einsatz eigener ARM-Kerne ist ziemlich riskant, zuletzt waren Neoverse-Serverprozessoren wie der Graviton erfolgreicher. Auf welchen Kerntyp Nvidia beim 2023 erwarteten 144-Kerner "Grace" setzt, ist bisher unbekannt; es könnte ein ARMv9-Standardkern wie Neoverse N2 sein.

Die Zukunft der Firma ARM ist ungewiss, seit die Übernahme durch Nvidia geplatzt ist. Wie im Bit-Rauschen berichtet, will der aktuelle japanische Besitzer SoftBank ARM 2023 an die Börse bringen. Nun hat Qualcomm-Chef Cristiano Amon in der Financial Times bekräftigt, dass er sich für ARM eine langfristige, zukunftssichere und von einzelnen ARM-Kunden unabhängige Perspektive wünscht. Er regte an, dass ein Konsortium aus mehreren großen Chipfirmen eine strategische Aktienmehrheit an ARM kaufen solle. Ob es dazu konkrete Gespräche gibt, ist unklar. Allerdings hatte sich Intel-CEO Pat Gelsinger vor einiger Zeit ähnlich geäußert und traf sich kürzlich in Südkorea mit dem Samsung-Management. Auch SK Hynix scheint den Plan zu unterstützen.

Man spekuliert aber auch, ob es bei dem Treffen zwischen Intel und Samsung um eine Kooperation bei der Chipfertigung ging. Angeblich hat US-Präsident Joe Biden auf Absprachen gedrängt, damit die Fördermittel in Milliardenhöhe für den Aufbau von Chip-Fabs in den USA möglichst nachhaltig wirken.

Was Subventionen bringen können, zeigt die Erfolgsgeschichte des "Silicon Saxony". Im Mai feierte die Dresdner Firma Advanced Mask Technology Center (AMTC) ihr zwanzigjähriges Bestehen. Das Unternehmen ist eine Kooperation zwischen GF (ehemals Globalfoundries) und der japanischen Firma Toppan, die auf Masken für die Fotolithografie für die Chipfertigung spezialisiert ist. In Zukunft will AMTC auch Masken für die EUV-Lithografie herstellen.

Zum Bit-Rauschen gibt es regelmäßig auch einen Podcast.

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(ciw)