Hayabusa 2: Aminosäuren in Asteroiden-Proben entdeckt

Zweimal flog Japans Raumsonde zu Asteroiden, um den Ursprung des Alls und des Lebens zu ergründen. Die Ergebnisse der zweiten Mission stärken nun eine Theorie.

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Im Dezember 2020 landete die von Hayabusa 2 abgeworfene Kapsel mit den Gesteinsproben auf der Erde.

(Bild: JAXA)

Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Martin Kölling

Die japanische Raumsonde Hayabusa 2 hat allein schon mit ihrem 2020 vollendeten Rundflug um den erdnahen Asteroiden Ryugu Geschichte geschrieben. Damals hatte sie Staub von einem Asteroiden zurück zur Erde gebracht. Bei der Analyse bestätigte sich nun eine weitere Sensation, auf die Forscher gehofft hatten: In den 5,4 Gramm Staub fanden die Wissenschaftler 23 Aminosäuren, die Bausteine für Proteine und damit für die Entstehung von Leben darstellen.

Mit der zweiten Rundreise einer Hayabusa-Sonde zu einem Asteroiden aus der Anfangszeit unseres Sonnensystem wollte die japanische Weltraumbehörde JAXA zum Verständnis beitragen, wie das Weltall entstanden ist. Mit dabei war der Lande-Rover Mascot aus Deutschland. Das Wissenschaftsministerium meldete nun Erfolg: Die Entdeckung könne Hinweise auf die Entstehung des Lebens auf Planeten bringen, so das Urteil.

Eine Theorie geht davon aus, dass Asteroideneinschläge das Leben auf der noch jungen Erde aus dem All mit Aminosäuren initiiert haben. Schon die erste Hayabusa-Mission sollte weitere Erkenntnisse liefern, ohne jedoch die notwendigen Mengen an Staub mitzubringen. Ein wichtiges Indiz für die Theorie lieferte dann 2019 die Analyse von 3,3 Milliarden Jahren alten Gesteinen in Südafrika, in der organische Moleküle aus dem Weltall gefunden wurden.

Aber mit der Probe von Hayabusa 2 wurde nun erstmals Material untersucht, das nicht von Sonnenlicht, dem Eintritt in die Atmosphäre und dem Aufschlag auf die Erde beeinflusst wurde. Denn die japanische Mission sammelte bei ihrem Asteroiden-Besuch Staub ein, der seit mehreren Milliarden Jahren unter der Oberfläche des Himmelskörpers geruht hat.

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Nach einer ersten Probenentnahme von der Oberfläche schoss die Sonde ein Projektil in den Asteroiden, um einen Krater zu bilden und bisher abgedecktes Material freizulegen. Danach landete die Sonde erneut, sammelte ein paar Gramm Asteroidengestein ein und brachte ihre wertvolle Fracht gut verschlossen in einer Kapsel zur Erde zurück.

In den 5,4 Gramm Gesteinsproben vom Asteroiden Ryugu wiesen Forschende nun Aminosäuren nach. Viele der eingesammelten Partikel waren größer als einen Millimeter. Bei den vorwiegend größeren Partikeln aus Kammer C der Kapsel handelt es sich vermutlich um unterirdisches Material von Ryugu, das durch den Einsatz der Projektile nach oben befördert wurde.

(Bild: JAXA)

Bei ersten Untersuchungen fanden sich bereits Spuren von Wasser und organischen Molekülen. Eine genauere Analyse durch zwei Teams japanischer Universitäten identifizierte nun noch mehr präbiotische organische Verbindungen, darunter Aminosäuren und polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe, die dem Erdöl ähneln. Darüber hinaus fanden sich auch Stickstoffverbindungen.

In weiteren Tests wollen die Wissenschaftler mehr Erkenntnisse über die Entstehung und Zusammensetzung von Ryugu gewinnen. Und das ist nicht das Ende für die Forscher von Sternenstaub: Bald wird die Wissenschaft eine Gesteinsprobe von einem anderen Himmelskörper in Augenschein nehmen können. Voriges Jahr erreichte die Sonde OSIRIS-Rex der amerikanischen Weltraumbehörde NASA einen Asteroiden namens Bennu. Das Raumschiff wird 2023 zurückerwartet – mitsamt neuer Proben.

(jle)