Indischer Diplomat wird Tech-Gesandter der Vereinten Nationen

UN-Generalsekretär Antonio Guterres war von Beginn an "digitaler" als seine Vorgänger. Jetzt unterstützt ein neuer Tech Envoy die Digitalpolitik der UN.

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UN-Gebäude in New York

Der New Yorker UN-Sitz.

(Bild: Daniel AJ Sokolov)

Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Monika Ermert

Amandeep Singh Gill wird neuer Tech-Gesandter der Vereinten Nationen (UN). Aufgabe des Tech Envoys ist unter anderem das Management der Mega-Konsultation für den von UN-Generalsekretär António Guterres geplanten "Globalen Digitalen Pakt". Damit sollen die über 3 Milliarden Menschen, die noch nicht online sind, an die digitale Welt angeschlossen werden.

Guterres und die UN-Verwaltung haben sich viel Zeit gelassen bei der Besetzung der Tech-Envoy-Position, nachdem der zunächst vorgesehene Kandidat nach wenigen Tagen im Amt den Sessel Anfang 2021 wegen der Belästigung von Mitarbeitern wieder räumen musste. Nun gab das Büro von Guterres den Nachfolger bekannt.

Der indische Karriere-Diplomat Gill ist zwar in den schon als traditionell geltenden Internet-Selbstverwaltungsgremien wie der ICANN oder den IP-Adressverwaltungen weniger bekannt. Guterres' Pläne der Digitalpolitik kennt er aber aus seiner Tätigkeit als geschäftsführender Direktor des von Guterres einberufenen "High-Level Panel on Digital Cooperation". Eine der Empfehlungen des von Alibaba-Chef Jack Ma und Melinda Gates geleiteten Gremiums war die Einsetzung eines Tech Envoy für die Vereinten Nationen.

Zuletzt war Gill CEO beim "International Digital Health & AI Research Collaborative" des Genfer "Graduate Institute for International and Development Studies". Ein Schwerpunkt in seiner Diplomatenlaufbahn war das Thema nukleare Abrüstung und Sicherheitspolitik. 2017 und 2018 war er Vorsitzender der UN-Arbeitsgruppe zu möglichen Regelungen für autonome Waffensysteme. Auch das ist ein Thema, das von Beginn an auf Guterres' digitaler Agenda stand, das aber bis heute von Ländern blockiert wird, die ihre autonomen Waffenarsenale aufbauen.

Im neuen Job hat Gill jetzt die weltweite Konsultation zu Guterres' Digitalfahrplan zu managen. Der ist Teil der von Guterres für die UN-Zukunftskonferenz 2023 ausgerufenen gemeinsamen Agenda. Die UN sei die natürliche Plattform, um sich über gemeinsame Regeln zur digitalen Zukunft zu einigen, verkündete Guterres im vergangenen Jahr bei der Vorstellung der digitalpolitischen Punkte seiner Common Agenda.

Amandeep Singh Gill auf der Genfer Abrüstungskonferenz am 27.8.2018

(Bild: UN Geneva Flickr)

Über eine Webseite des Tech-Envoy-Büros werden nun Stellungnahmen eingesammelt und zu Mindmaps verwurstet. Organisatorisch holt Guterres mit seinem Tech-Gesandten die Digitalpolitik übrigens wieder mehr in sein Haus. Viele Internet-Governance-Themen betreuten unter Guterres' Vorgängern die anfangs wenig digitalpolitisch interessierte Hauptabteilung "Wirtschaftliche und soziale Angelegenheiten" (UN DESA). Wie der neue Tech Envoy und die UN DESA, die etwa für die Folgearbeiten des Weltgipfels der Informationsgesellschaft (WSIS) verantwortlich ist, ihre Grenzen abstecken, hängt sehr von Gill ab. Abgestimmt werden muss etwa die Frage, wer sich um das von Guterres noch zusätzlich einberufene neue hochrangige UN-Gremium zur Digitalpolitik kümmern soll.

(fds)