Venus: Leben kann seltsame Verteilung von Schwefeldioxid nicht erklären

Die ungewöhnliche Verteilung von Schwefeldioxid in der Venus-Atmosphäre kann bislang nicht erklärt werden. Lebensformen sind dafür wohl nicht verantwortlich.

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Die Venus, aufgenommen von Mariner 10

(Bild: NASA/JPL-Caltech)

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Wie auch immer geartete Lebensformen in der Atmosphäre der Venus können dort vorgefundene Besonderheiten nicht erklären, ein großes Rätsel zu unserem Nachbarplaneten bleibt also bestehen. Das haben drei Astronomen der Universität Cambridge ermittelt und widersprechen damit Hypothesen zu möglichem Leben auf der Venus. Wie sie jetzt erklären, haben sie schwefelbasierte Stoffe in der Venusatmosphäre analysiert, die als Nahrung für Lebensformen infrage kommen.

Würden die tatsächlich konsumiert, sollten wir Spuren von bestimmten Chemikalien finden, die produziert werden oder verschwinden, erklären sie. Solche gebe es aber nicht. Auch wenn das erneut dafür spricht, dass die Venus ein toter Planet ist, könnte ihre Arbeit helfen, bei Exoplaneten nach Hinweisen auf Leben zu suchen. Derweil unterstreicht die Arbeit einmal mehr, wie wenig wir über den inneren Nachbarplaneten der Erde wissen. Während am Mars andauernd neue Sonden und Rover ankommen, kreist im Orbit der Venus aktuell nur die Venus aktuell nur die japanische Sonde Akatsuki.

Bei der Analyse des Teams um Sean Jordan geht es um den ungewöhnlichen Reichtum an Schwefeldioxid in der Venusatmosphäre. Das sei vor allem in den unteren Schichten reichlich vorhanden, aber mysteriöserweise nicht weiter oben. In der Vergangenheit war immer wieder spekuliert worden, dass diese rätselhafte Verteilung auf Lebensformen zurückgeht, die sich irgendwie von Schwefeldioxid ernähren. Erst im Dezember hatte ein Forschungsteam dazu eine Hypothese vorgestellt. Jordans Team hat nun metabolische Reaktionen analysiert, die diese Reduktion erklären könnten.

Solche Reaktionen könnten zwar tatsächlich die beobachtete Reduktion von Schwefeldioxid erklären, dabei würden aber im Gegenzug andere Moleküle in sehr großen Mengen produziert, schreibt das Team. Ihre Arbeit setze für mögliches Leben deswegen eine harte Grenze, angesichts der Messdaten kann es pro Kubikmeter Venusatmosphäre lediglich zwischen 0,00001 und 0,001 Milligramm an Biomasse geben. Außerdem würde Leben als Erklärung "alles kaputtmachen, was wir über die Chemie der Venusatmosphäre wissen", meint Jordan noch.

"Wir haben uns gewünscht, dass Leben eine mögliche Erklärung für die Besonderheiten der Atmosphäre infrage kommt", sagt Jordan noch. Aber es sei einfach keine mögliche Lösung für das Rätsel. Damit stehe weiterhin eine Erklärung für die ungewöhnlichen Charakteristika dort aus. Ihre Methode könnte derweil wichtig werden, wenn das neue Weltraumteleskop James Webb Planetensysteme um andere Sterne zu analysieren beginne. Damit könnte man unter Umständen herausfinden, ob es auf Exoplaneten Leben gibt: "Das ist nur der Anfang", sagt Co-Autor Paul Rimmer. Die Arbeit ist im Fachmagazin Nature Communications erschienen.

(mho)