eBook-Hacker tritt nicht als Zeuge auf
Im Prozess gegen die russische Softwarefirma ElcomSoft haben die Kläger den ElcomSoft-Entwickler Dmitry Sklyarov überraschenderweise nicht als Zeugen vorgeführt.
Im Prozess gegen die russische Softwarefirma ElcomSoft haben die Kläger den ElcomSoft-Entwickler Dmitry Sklyarov überraschenderweise nicht als Zeugen vorgeführt. Nach US-Medienberichten führten sie lediglich die Video-Aufzeichnung einer früheren Vernehmung von Sklyarov vor, obwohl dieser -- nach einigen bürokratischen Schwierigkeiten -- persönlich an dem Prozess teilnimmt. Beobachter werten die Verfahrensweise der Kläger als Indiz dafür, dass der Russe, der ursprünglich als Kronzeuge der Anklage auftreten sollte, mittlerweile als unsicherer Kantonist gilt.
Die russische Software-Firma ElcomSoft verstößt mit ihrem Programm Advanced eBook Processor nach Auffassung der Kläger gegen das US-Copyrightgesetz Digital Millennium Copyright Act (DMCA). Die umstrittene Software, die zwar von Elcomsoft mittlerweile nicht mehr angeboten, aber von verschiedenen Seiten im Internet gespiegelt wird, kann den Kopierschutz von Adobes E-Books entfernen. Das Aushebeln von Kopierschutzmaßnahmen ist nach dem im DMCA verankerten US-amerikanischen Urheberrecht jedoch strafbar.
Elcomsoft, die eine ganze Reihe von Software-Tools zum Knacken von Passwörtern oder anderen Zugangsbeschränkungen im Angebot hat, hatte allerdings stets argumentiert, die legale Verwendung der Software liege ausschließlich in der Verantwortung des Kunden. Zudem sei das US-Urheberrecht in Russland nicht gültig.
Ursprünglich sollte nicht nur ElcomSoft, sondern auch Sklyarov vor Gericht gestellt werden. Der Russe war im Juli 2001 nach einem Vortrag im Rahmen der Hacker-Konferenz Defcon9 verhaftet worden. Im Dezember vergangenen Jahres einigten sich die Anwälte von Dmitri Sklyarow und die kalifornische Staatsanwaltschaft jedoch darauf, dass der Software-Entwickler freigelassen werde, wenn er sich verpflichte, im Prozess auch gegen seinen Arbeitgeber ElcomSoft als Zeuge auszusagen.
In dem jetzt vorgeführten Video erklärte Dmitri Sklyarow, er habe den Advanced eBook Processor nicht aus kommerziellem Interesse entwickelt, sondern um die Schwächen und Sicherheitslücken des von Adobe verwendeten Kopierschutzes aufzuzeigen. Er habe seinen Arbeitgeber jedoch bereits während der Software-Entwicklung gewarnt, dass das Programm auch zu illegalen Zwecken missbraucht werden könnte. Richter Ronald M. Whyte muss nun über einen Antrag der Verteidigung auf Einstellung des Verfahrens entscheiden. Der Prozess wird am Montag fortgesetzt. (wst)