15 Jahre iPhone: Welche Erfolge selbst die Apple-Chefs überraschten

Anlässlich des US-Verkaufsstarts vor 15 Jahren erinnern sich frühere und heutige Apple-Verantwortliche an den iPhone-Start. Einiges sahen auch sie nicht voraus.

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iPhone 12

(Bild: Apple)

Lesezeit: 5 Min.
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Zusammen mit Smartphones anderer Hersteller hat vor allem das iPhone den Alltag vieler Menschen grundlegend verändert. Dabei waren sich teilweise offenbar nicht mal die Verantwortlichen bei Apple im Vorfeld darüber im Klaren, was sich wie auswirken würde. Anlässlich des 15. Jahrestags des US-Verkaufsstarts des ersten iPhones erinnern sie sich in einer Reihe von Interviews an die Anfänge.

Überzeugt war man bei Apple in den Anfangstagen des iPhone vor allem davon, dass der mittlerweile eingestellte iPod als eigenständiges Gerät in Zukunft das Nachsehen haben wird. Der Trend zum "All in one" war auch mit Blick auf Bemühungen anderer Hersteller unverkennbar. Keiner ging davon aus, dass die Menschen in Zukunft diverse elektronische Geräte bei sich führen möchten. Doch bei der Frage der richtigen Formel für den Erfolg gab es Zweifel. Anfangs sah sich Apple Hohn und Spott von Blackberry und Microsoft ausgesetzt, denen jedoch angesichts des Erfolgs schnell das Lachen verging.

Einen Vorgeschmack auf den durch Smartphones ausgelösten Dauergebrauch von technischen Geräten bekam man bei Apple aber schon in der internen Testphase, erinnert sich Tony Fadell, der seinerzeit maßgeblich an der Entwicklung des iPods und auch am ersten iPhone beteiligt war. "Die Kultur innerhalb von Apple hat sich verändert, als wir in der Lage waren, immer erreichbar zu sein und ständig Nachrichten zu senden und Dinge zu überprüfen", erzählt der spätere Gründer des Digitalthermostaten-Herstellers Nest in einer Videodokumentation von Wall-Street-Journal-Redakteurin Joanna Stern. Diejenigen, die das iPhone vor dem Verkaufsstart testeten, legten es in Konferenzen nur noch selten aus der Hand.

Erst sehr viel später, mit der Bildschirmzeit in iOS 12 im Jahr 2018, führte Apple Instrumente ein, um den Gebrauch des Geräts zu "moderieren", wie Marketing-Chef Greg Joswiak es nennt. Fadell hingegen zeigte sich schon im vierten Jahr des iPhones, im Jahr 2011, schockiert darüber, als er im Hawaii-Urlaub Surfer dabei beobachtete, wie sie mehr damit beschäftigt waren, ihren Urlaubsort für Fotos in Szene zu setzen, als die Umgebung selbst zu genießen. Fadell hat im Mai ein Buch veröffentlicht, in dem er Anekdoten und Geschichten aus seiner Zeit bei Apple erzählt.

Die gesellschaftlichen Auswirkungen waren nicht die einzige Entwicklung, die Apple überraschte. Auch einzelne Funktionen oder Dienste wurden anfangs unterschätzt.

Dazu zählt der im zweiten iPhone-Jahr, 2008, eingeführte App Store. Obwohl die Rufe der Entwickler nach der iPhone-Vorstellung laut waren, dass sie nicht nur Web-Apps beisteuern wollten, sondern auch native Programme, rechnete Apple für den Beginn nicht mit einem Ansturm von Apps. "Wir dachten, dass wir vielleicht 50 Apps bekommen würden, das wäre ein guter Anfang", sagte Greg Joswiak. Stattdessen startete der App Store mit 500 Apps. Und im April des darauffolgenden Jahres zählte Apple bereits 25.000 Apps pro Woche, die zur Genehmigung eingereicht wurden. Selbst Steve Jobs ging damals zwar von einem Milliardengeschäft aus, unterschätzte aber das Potenzial.

Ähnlich auch der Erfolg der Frontkamera, die Apple-Chefs als geeignetes Instrument für die Videotelefonie ansahen. Dass jedoch viele Nutzer sie vorwiegend für Selfie-Fotos verwenden, überraschte. Folglich legte Apple über die Jahre bei der Bildqualität nach, denn die erste Kamera im iPhone 4 (2010) war mit 0,3 Megapixel Auflösung deutlich schlechter als die Hauptkamera mit 5 Megapixel. Beim aktuellen iPhone 13 fotografieren Front- und Hauptkamera auf der Rückseite beide mit 12 Megapixel Auflösung.

Obwohl Apples App Store und die Möglichkeit, Programme aufs iPhone zu laden, von vornherein strikt reglementiert wurden, gab es auch hier einige überraschende Erkenntnisse.

Eine davon ist die sogenannte "Mylie"-Regel, die ihrem Namen der damals fünfjährigen Tochter des Chefprüfers Philipp Shoemaker verdankt. Er wurde durch eine mehrere hundert US-Dollar hohe App-Store-Rechnung überrascht, als seine Tochter in einer Schlümpfe-Spiele-App per In-App-Kauf kräftig virtuelles Geld bestellt hatte. Eine Konsequenz daraus war, dass Apple fortan In-App-Käufe stärker absicherte, sodass Erwachsene diese mit einem Passwort genehmigen müssen.

Shoemaker und seine Kollegen lernten den Erfindungsreichtum der App-Entwickler auch von einer anderen Seite kennen. Neben sexuellen Inhalten wurde zum Beispiel eine App zur Genehmigung eingereicht, die durch Überhitzen der Elektronik eine Handwärmer-Funktion bieten sollte. Diese und andere Erzeugnisse fanden niemals Eingang in den App Store.

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(mki)