40 Jahre CD: Die Compact Disc feiert Jubiläum

Am 17. August 1982 begann das Zeitalter der optischen Datenträger. Die Produktion der Abba-CD "The Visitors" startete in Langenhagen bei Hannover.

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(Bild: Ripitya/Shutterstock.com)

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Eine Epoche ging 1982 zu Ende, und eine neue begann: Die schwedische Popgruppe Abba löste sich auf, errichtete aber gleichzeitig noch einen Meilenstein der Musikgeschichte. Ihr Album "The Visitors" war das erste, das als Compact Disc (CD) veröffentlicht wurde. Am 17. August 1982 startete das Polygram-Werk in Langenhagen bei Hannover mit der Produktion.

Entwickelt wurde die Compact Disc von Philips und Sony. Erfahrungen mit optischen Speichermedien hatte Philips bereits mit der Laser-Bildplatte gesammelt, einem Zwitter zwischen der analogen und digitalen Welt. Die Bild- und Klanginformationen wurden dabei wie bei der CD von einem Laser ausgelesen – allerdings waren sie nicht in digitaler, sondern in analoger Form codiert. Sony arbeitete damals unter anderem an einem Verfahren zur Fehlerkorrektur von digitalen Daten. 1979 legten beide Firmen ihre Entwicklung zusammen.

Herausgekommen ist das erste digitale Speichermedium für den Massenmarkt – lange bevor sich Computer für den Hausgebrauch etablieren konnten. Der erste CD-Prototyp von Philips konnte 60 Minuten Musik aufnehmen und hatte einen Durchmesser von 11,5 Zentimetern – genauso viel wie die Diagonale der damals sehr populären, ebenfalls von Philips entwickelten Audio-Kassette. Wie es zu der Spielzeit von 74 Minuten kam, dazu wird gern der Mythos zitiert, dass die Frau des damaligen Sony-Vizepräsidenen Norio Ohga gern Beethovens 9. Symphonie komplett auf einer einzigen CD hören würde. Die längste Version, von Wilhelm Furtwängler dirigiert, dauerte 74 Minuten. Doch der Entwickler Kees A. Schouhamer Immink verweist darauf, man habe vielmehr den CD-Fertigungsvorsprung der Philips-Tochter Polygram torpedieren wollen.

So einigte man sich schlicht auf die Compact Disc mit ihrem Durchmesser von zwölf Zentimetern. In den Genuss der vollen 74 Minuten kamen die Käufer allerdings erst 1988 – bis dahin war ein Abspielformat im Einsatz, das nur 72 Minuten wiedergeben konnte.

Bis die Schallplatte zahlenmäßig von der CD abgelöst wurde, vergingen noch einige Jahre. In Deutschland war es 1989 so weit. Laut Bundesverband der Phonographischen Wirtschaft verkauften sich in diesem Jahr 56,9 Millionen CDs, aber nur noch 48,3 Millionen Vinyl-Platten. Bis zum 25. Jubiläum im Jahr 2007 stieg die Zahl der weltweit verkauften CDs auf 200 Milliarden. Doch mit dem Aufkommen von digitalen Downloads und Streaming-Diensten ist die Stückzahl der verkauften CDs – nicht nur – in Deutschland seit einigen Jahren im Sinkflug. Im Jahr 2021 lag sie laut dem Bundesverband Musikindustrie bei 25,1 Millionen Stück. 2020 waren es noch 32,2.

Doch zurück zu den Hochzeiten des Silberlings: Anders als analoge Tonträger rauschen und kratzen CDs nicht. Trotzdem waren anfangs nicht alle Hörer von ihrem Klang begeistert – einigen fanden ihn zu "kalt". In der Tat fallen bei der CD sehr hohe und sehr tiefe Töne am Rande der menschlichen Wahrnehmbarkeit der Digitalisierung zum Opfer. In der CD-Anfangszeit ist die günstigste Möglichkeit, ein Masterband fürs Presswerk zu erstellen, das PCM-Signal in ein Videosignal zu verwandeln und dieses auf einem Studio-Videcorecorder aufzuzeichnen. Standard ist das maßgeblich von Sony entwickelte U-matic-Format. Der Umweg über Videorecorder erklärt auch die CD-Abtastrate von 44.100 Hertz – die passt ins PAL- wie NTSC-Signal.

Heute haben Vinyl-Platten zwar immer noch einen festen bis wachsenden Freundeskreis, aber Gedanken über einen angeblich minderwertigen Klang der CD macht sich – außerhalb von Hi-Fi-Zirkeln und sonstigen Audiophilen – praktisch niemand mehr. Dabei hat sich die CD selbst kaum technisch verändert. Wohl aber das Verhältnis der Menschen zur Musik: Damals fand der Musikkonsum meist andächtig vor turmhohen Stereoanlagen statt, heute nebenbei und unterwegs mit Smartphone und Kopfhörern. Dass Musik als MP3-Datei noch viel stärker beschnitten ist als auf CD, interessiert nur noch ausgesprochen audiophile Zeitgenossen.

In den neunziger Jahren begann die CD eine zweite Karriere als Datenträger für Computer. Heute hat sie als Speichermedium für Musik und Daten ihre besten Zeiten längst hinter sich. Viele Notebooks haben mittlerweile gar kein optisches Laufwerk mehr. Und die CD-Nachfolger – DVD, Blu-ray oder die Holographic Versatile Disc – waren wohl die letzten physischen Vertreter einer Epoche, die mit Abba begann.

(jle)