Müllabfuhr meldet Funklöcher

Müllfahrzeuge in dünn besiedelten Regionen registrieren Funklöcher auf ihren Routen. Das Beispiel macht Schule, Besserung ist aber nicht garantiert.

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Ein Müllfahrzeug holt Restmüll ab

Das Symbolbild zeigt die Müllabfuhr in der kanadischen Goldrauschstadt Dawson City im Yukon bei der Arbeit.

(Bild: Daniel AJ Sokolov)

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Von
  • dpa

Nachholbedarf bei der Mobilfunk-Abdeckung hat auch der große, dünn besiedelte Landkreis Ostprignitz-Ruppin in Brandenburg. "Vor allem in den Regionen abseits der Städte und Hauptverkehrsachsen, aber auch in Waldgebieten, hat man häufig kein oder nur wenig Netz", sagte Landrat Ralf Reinhardt (SPD) am Dienstag. Nicht immer gelinge es, große Mobilfunknetzbetreiber für den Ausbau der entsprechenden Infrastruktur zu gewinnen.

Deshalb soll nun ein neues Projekt im Landkreis die Erhebung neuer Daten in Sachen Funklöcher ermöglichen. In Gesprächen mit dem nordrhein-westfälischen Partnerlandkreis Coesfeld ist man in Neuruppin auf ein dortiges Datenerhebungsverfahren mittels sogenannter "Echtnetz-Boxen" des Ingenieursunternehmens STF-Gruppe aufmerksam geworden. Diese Boxen fuhren über einen Zeitraum von einem Jahr in Fahrzeugen der dortigen Abfallwirtschaft mit. "Aktuell gibt es ein solches Projekt auch in anderen Regionen Deutschlands, etwa im ostfriesischen Landkreis Aurich", erklärte Frédéric Dildei von STF.

Im Land Brandenburg wird Ostprignitz-Ruppin der erste Landkreis sein, der das Verfahren einsetzt. Auch hier werden Fahrzeuge der Abfallwirtschafts-Union (AWU) mit zwei solchen Boxen ausgestattet. Ziel ist laut AWU-Geschäftsführer Matthias Noa, dass eine Box innerhalb der kommenden sechs Monate dreimal auf jeder Route für die Restmüllentsorgung mitfährt. "Wir arbeiten auch viel mit Mobilfunktechnik, daher ist es uns selbst ein Bedürfnis, beim Aufspüren der Funklöcher behilflich zu sein", sagte Noa.

Laut Landrat Rheinhardt ist die AWU für die Aufgabe bestens geeignet, weil sie aufgrund des Entsorgungsauftrags in jeden Winkel des Landkreises vordringt. "Geplant ist aber auch der Einsatz auf Feld-und Waldwegen, wofür wir etwa Mitarbeiter aus der Kreisverwaltung, die diese Stecken abradeln, gewinnen werden", sagte Dildei. Wie in Coesfeld ist das Projekt auf zwölf Monate angesetzt. Gemessen werden sowohl die Gesprächsqualität als auch die der Datenübertragung. Die Kosten dafür liegen dem Landrat zufolge im niedrigen fünfstelligen Bereich. Sie sollen von der Wirtschaftsförderung des Landkreises getragen werden.

Die erhobenen Daten sollen im Anschluss in die Verhandlungen um weiteren Bau von Funkmasten in der Region genommen werden. Sollte es nicht gelingen, die Netzbetreiber für den Ausbau zu gewinnen, will der Landkreis laut Reinhardt die Mobilfunkinfrastrukturgesellschaft des Bundes (MIG) hinzuziehen. Diese könnte den Netzbetreibern wiederum mit entsprechenden Förderangeboten Anreize bieten. Bislang hat die Mobilfunkgesellschaft des Bundes allerdings noch keinen Masten gezeitigt.

(ds)