Bit-Rauschen: Rote Zahlen bei Intel, Rekordquartal für AMD und Chips aus China

Fallende PC-Verkaufszahlen lassen den Umsatz bei Intel absacken. AMD kann dem Abwärtstrend entfleuchen und holt das beste Quartal seiner Geschichte.

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Prozessoren
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Bei Intel läuft es derzeit alles andere als rund. Durch den Abschwung bei der PC-Nachfrage musste der Chiphersteller im zweiten Quartal einen Umsatzrückgang um 22 Prozent hinnehmen und rutschte sogar in die roten Zahlen. Nun rächt sich, dass Intel nur auf wenigen Beinen steht.

In der Client Computing Group, die das Hauptgeschäft mit Notebook- und Desktop-Prozessoren darstellt, sackte der Umsatz um 25 Prozent ab. In diesem Segment endete der Boom der vergangenen zwei Jahre, weil viele Unternehmen ihre Mitarbeiter pandemiebedingt mit neuer Hardware fürs Homeoffice ausrüsten mussten. Bei der Serversparte Datacenter & AI Group ging es um 16 Prozent abwärts, vermutlich wegen der stärker werdenden Konkurrenz der AMD Epyc und zahlreicher ARM-Designs.

Alle anderen Geschäftsfelder zusammengenommen erreichen nur ein Viertel des Umsatzes und können trotz leichter Zuwächse die Verluste nicht auffangen. Über eine halbe Milliarde des Defizits verursacht lagender 3D-XPoint-Speicher, den anscheinend niemand haben will. Diesen Bestand an Optane-DIMMs und -SSDs schreibt Intel nun komplett ab und stampft damit den letzten verbliebenen Rest des Speicherzweigs ein. Zudem verbrennen junge Sparten wie die Accelerated Computing Systems and Graphics Group (AXG) durch Verzögerungen bei den Arc-Grafikchips derzeit mehr Geld als hereinkommt. Auch hier betrug das Defizit rund eine halbe Milliarde US-Dollar.

Optane-DIMMs, die in Servern besonders große Speicherkapazitäten ermöglichen, konnten sich anders als von Intel erhofft nicht durchsetzen.

Ähnlich sieht es bei der Auftragsfertigungssparte Intel Foundry Services (IFS) aus. Zwar verkündete Intel, Mediatek als neuen Großkunden gewonnen zu haben. Künftig sollen dessen IoT- und Smart-Home-SoCs bei Intel vom Band laufen. In den letzten drei Monaten standen bei IFS dennoch 122 Millionen US-Dollar Umsatz einem Verlust von 155 Millionen gegenüber. Bis sich die gigantischen Investitionen in neue Halbleiter-Fabs bezahlt machen, vergehen wohl noch Jahre.

In diesem Bereich hat Intel zumindest eine Kuh vom Eis bekommen: Der zuletzt durch parteipolitische Querelen ins Stocken geratene US Chips Act wurde endlich von beiden Kammern des US-Kongresses verabschiedet. Damit sollen in den nächsten zehn Jahren rund 200 Milliarden US-Dollar in die Forschung und Fertigung von Halbleitern in den USA gehen.

Über staatliche Zuwendungen aus Japan können sich die Speicherhersteller Kioxia und Western Digital freuen. Sie erhalten umgerechnet rund 690 Millionen Euro Subventionen für das gemeinsame Investment in die siebte Fab des Yokkaichi-Werks von Kioxia. Dort soll ab Herbst die Fertigung von 3D-NAND-Flash mit 112 und 162 Speicherlagen starten.

Während Intel unter dem rückläufigen PC-Geschäft leidet, trotzte AMD dem Abwärtstrend und vermeldete einen Rekordumsatz von 6,6 Milliarden US-Dollar – 70 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Ein Teil davon geht zwar auf das Konto der Xilinx-Übernahme, aber auch alle anderen Sparten erzielten satte Umsatzsteigerungen.

Die starke Nachfrage nach Epyc-Serverprozessoren bescherte dem Data-Center-Segment 83 Prozent Plus. Bei den Client-Produkten legte der Umsatz dank Ryzen-6000-Mobil-CPUs um 25 Prozent zu. Den nachlassenden Absatz bei Radeon-GPUs glichen höhere Einnahmen bei Semi-Custom-Chips aus, womit unter anderem die Spielekonsole-SoCs für Playstation und Xbox gemeint sind. Der Konzerngewinn sank durch eine einmalige Abschreibung in Höhe von 1,5 Milliarden US-Dollar infolge der Xilinx-Übernahme auf rund 450 Millionen US-Dollar.

Die Volksrepublik China ist durch diverse Embargos von aktueller Lithografietechnik abgeschnitten. Wie jetzt bekannt wurde, schafft es der größte Auftragsfertiger SMIC dennoch, seit rund einem Jahr einen Chip mit sieben Nanometern Strukturgröße zu produzieren. Dabei handelt es sich jedoch um einen mit 19,3 mm2 vergleichsweise winzigen Miningchip mit sehr simplen, einfach herzustellenden Schaltkreisen. Es ist unklar, ob und wie schnell SMIC komplexere 7-Nanometer-Designs fertigen kann.

Aufsehen erregte die Malware CosmicStrand im UEFI einiger Mainboards der taiwanischen Hersteller Asus und Gigabyte, die Kaspersky im asiatischen Raum gefunden hat. Die Schadsoftware wurde bei den betroffenen Rechnern vermutlich schon 2016 in den CSMCORE-DXE-Treiber für das Compatibility Support Module (CSM) eingeschmuggelt, mit dem UEFI-Systeme auch im klassischen BIOS-Modus booten können. Solche Manipulationen der Firmware erfordern viel Aufwand; sie lassen sich anschließend nur schwer aufdecken.

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(chh)