Keine Kohle mehr aus Russland: Kohle-Importeure haben Alternativen

Ab Donnerstag darf keine Kohle mehr aus Russland in die EU importiert werden. Die deutschen Kohle-Importeure haben Alternativen, sehen aber auch Probleme.

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(Bild: Xcoal)

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Ab dem morgigen Donnerstag dürfen EU-Staaten keine Kohle mehr aus Russland importieren. Die deutschen Kohleimporteure rechnen trotz des Importverbots nicht mit Lieferengpässen. Dies hatten sie bereits Ende Juni mitgeteilt und haben es nun gegenüber der dpa bekräftigt: "Kohle ist auf dem Weltmarkt verfügbar", sagte Vorstandschef Alexander Bethe vom Verein der Kohlenimporteure (VdKi). Hauptlieferländer seien jetzt die USA, Südafrika, Australien, Indonesien und Kolumbien.

"Allerdings haben wir Probleme mit der Logistik", hatte Bethe Ende Juni gesagt. Die Seehäfen in Amsterdam, Rotterdam und Antwerpen, über die hauptsächlich Kohle umgeschlagen werden, seien durch den hohen Zulauf von russischer Kohle und der Alternativen voll ausgelastet und liefen am Limit.

Nun rechnet Bethe auch ohne russische Kohle ab September mit einer "erheblichen Mengensteigerung der monatlichen Importmengen". Grund sei vor allem, dass Steinkohlekraftwerke vorübergehend wieder in Betrieb genommen werden, die bislang in der Netzreserve waren. In den Seehäfen könne es daher zu knappen Umschlagskapazitäten sowie zu wenig Transportraum auf Binnenschiffen und in Güterzügen kommen.

Eine Änderung des Energiewirtschaftsgesetzes vom Juli dieses Jahres ermöglicht es, Kohlekraftwerke aus der Reserve zu holen und als Ersatz für Erdgas für die Stromerzeugung einzusetzen. Das Kohlekraftwerk Mehrum ging bereits wieder ans Netz. Als ein weiteres Problem für die Logistik machte der Kraftwerksbetreiber EnBW niedrige Wasserstände in der Rhein-Schiffahrt aus. Das saarländische Wirtschaftsministerium machte im Juli Engpässe in der Schienenlogistik aus.

Die russische Kohle wurde vor allem als Brennstoff für Kraftwerke verwendet. Laut VdKI stammten 2021 fast die Hälfte der deutschen Steinkohle- und Koksimporte aus Russland, gut 17 Prozent aus den USA und mehr als 13 Prozent aus Australien. Aus Russland waren das knapp 20,5 Millionen Tonnen. Von Januar bis einschließlich Mai kamen aus Russland noch rund 7,2 Millionen Tonnen Steinkohle nach Deutschland. Neuere Zahlen liegen noch nicht vor.

Um Mitternacht endet die Übergangsperiode für das Kohle-Embargo gegen Russland, das die EU-Staaten als Teil des fünften Sanktionspakets im April beschlossen haben. Damit sich die Industrie auf das Einfuhrverbot einstellen konnte, hatten sich die Länder auf eine Übergangsfrist von 120 Tagen geeinigt. Nach Angaben der EU-Kommission im April könnte das Kohleembargo ein Minus von rund 8 Milliarden Euro pro Jahr für Russland bedeuten.

Mit dem Kohle-Embargo sanktioniert die EU erstmals Energielieferungen aus Russland. In einem späteren Sanktionspaket einigten sich die EU-Länder zudem darauf, russische Öllieferungen weitgehend zu verbieten. Dies soll jedoch erst ab Ende des Jahres gelten, mit Ausnahmen für einige besonders abhängige Länder wie Ungarn.

"Der Umstieg auf Alternativ-Kohlen ist bis jetzt relativ problemlos verlaufen", sagte VdKi-Vorstandschef Bethe. Einige Kraftwerke seien noch im Testbetrieb, was die neue Zusammensetzung des Kohle-Brennstoffmix angehe. Sie würden im September umgestellt.

"Noch nie wurde global mehr Kohle verstromt als im vergangenen Jahr", schrieb der VdKi im Juli. 2022 könne nach Berechnungen der Internationalen Energieagentur IEA weltweit so viel Kohle produziert und nachgefragt werden wie nie zuvor. Auch für die kommenden Jahre erwarte die IEA Rekorde. Auch in Deutschland war Kohle 2021 der wichtigste Energieträger in der Stromerzeugung.

(anw)