Betreiber und Investor sehen gute Chancen für Chipfabrik

Die Betreiberfirma spricht von einer "künstlichen Krise", der Investor von haltlosen Gerüchten.

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  • dpa

Ungeachtet der aktuellen Diskussion und Kritik sehen die Communicant AG und das Emirat Dubai gute Chancen für die geplante Chipfabrik in Frankfurt (Oder). Der Vorstandsvorsitzende der Betreiberfirma Communicant, Abbas Ourmazd, sprach am Freitag in Potsdam von einer "künstlichen Krise". Die Aussichten seien gut, das benötigte Fremdkapital von 670 Millionen Euro aufzubringen. Für den Hauptinvestor Dubai versicherte dessen Vertreter Mohamed Al Zarouni, das Emirat stehe voll hinter dem 1,3 Milliarden Euro teuren Projekt.

Sorgen bereitet laut Ourmazd und Zarouni jedoch der bestehende Zeitdruck. Bei der serienreifen Entwicklung der Chips kommt es laut Ourmazd jetzt darauf an, die Technologie des Partner-Konzerns Intel und die des Frankfurter Instituts für Halbleiterphysik (IHP) miteinander zu verschmelzen. Nach dem gegenwärtigen Zeitplan soll die Produktion der ersten Silizium-Scheiben (Wafer) im ersten Quartal 2004 beginnen.

Ursprünglich war der Produktionsbeginn der Silizium-Germanium-Kohlenstoff-Chips ein Jahr früher vorgesehen; Probleme mit der Finanzierung verzögerten das Vorhaben jedoch immer wieder. Seit September seien zwei Banken beauftragt, eine Konstruktion für das noch fehlende Fremdkapital zu finden, erläuterte Ourmazd. Dafür müsse man mindestens vier bis sechs Monate rechnen. Wenn die Chancen dafür auch gut stünden, seien sie nicht hundertprozentig.

Vor allem die negative Diskussion in der Öffentlichkeit erschwere die Gespräche. Dabei böten "Enthüllungen" in der Presse nur altbekannte Fakten, bemerkte Ourmazd. Aus heutiger Sicht sei die in Frankfurt entwickelte Technologie äußerst konkurrenzfähig. Das habe auch vor kurzem eine Leistungsschau der Branche in San Francisco gezeigt. Behauptungen, das Know-how sei veraltet, stellten offensichtlich Konkurrenten auf.

Der Communicant-Chef unterstrich, es gebe keine Überlappungen bei der Technologie der beiden Partner Intel und Communicant. Beider Kerngeschäft und Marktsegmente unterschieden sich grundlegend. Während sich Intel mit Mikroprozessoren beschäftige, konzentriere sich Communicant auf Chips zur drahtlosen Kommunikation, zum Beispiel in der Breitbandtechnik. Die Unternehmen tauschten nur Know-how aus. "Wir sind keine Betreiberfirma für Intel."

Der bestehende Business-Plan kann nach den Worten des Communicant-Chefs für die nächsten zehn Jahre halten. Danach sollen in Frankfurt einmal 1300 neue Arbeitsplätze entstehen, davon 466 im Bürobereich. Der monatliche Ausstoß von Chips ist auf bis zu 30.000 ausgelegt. Wenn die Planung für weitere Baumaßnahmen im kommenden März abgeschlossen sind, sollen sich auf der Baustelle wieder die Kräne drehen.

Künftig werde eine eigene 17-köpfige Abteilung für Forschung und Entwicklung bei Communicant vertraglich mit dem IHP zusammenarbeiten, sagte Ourmazd. Dubais Vertreter Zarouni machte deutlich, dass der Rücktritt des früheren brandenburgischen Wirtschaftsministers Wolfgang Fürniß (CDU) das Projekt nicht beeinträchtige. Der Vertrag sei mit dem Land Brandenburg, nicht mit einer Person geschlossen worden. "Hier muss man sich überhaupt keine Sorgen machen."

Das Emirat will sich mit 250 Millionen Euro an der Gesamtfinanzierung beteiligen und einmal eine eigene Chipfabrik errichten. "Wir haben ein richtiges gutes Management, eine gute Technologie und gute Partner", stellte Zarouni fest. Es sei ein haltloses Gerücht, dass die erste der beiden geplanten Chipfabriken zuerst in Dubai und nicht in Brandenburg entstehen werde. (dpa) / (mw)