Feuerüberwachung aus dem All: Satellitendaten zeigen Ausmaß der Waldbrände

Deutsche Forscher haben einen Online-Service aufgebaut, über den sich Vegetationsbrände via Satellit tagesaktuell und im zeitlichen Verlauf beobachten lassen.

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Brandflächen in Europa zwischen 2016 und 2021 – alle Brände

(Bild: DLR (CC BY-NC-ND 3.0))

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Verheerende Waldbrände sorgen aktuell in ganz Europa für Schlagzeilen. Satellitendaten helfen nun, zumindest das Ausmaß der lodernden Feuer zu erkennen und potenziell gezieltere Gegenmaßnahmen zu ergreifen. Das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) bietet dafür seit wenigen Tagen mit dem "ZKI Fire Monitoring System" einen Online-Dienst an, mit dem Nutzer kostenfrei die Entwicklungen tagesaktuell und im zeitlichen Verlauf beobachten können.

Die in den Service einfließenden Daten stammen von den beiden Sentinel-3-Satelliten, die mit unterschiedlichen Instrumenten zur Beobachtung der Land- und Ozeanoberflächen ausgestattet sind. Das Erdtrabanten-Duo gehört zum europäischen Copernicus-Programm. Über ihre optischen Systeme erfassen sie die Erdoberfläche mit einer Bodenauflösung von etwa 300 Metern. Europa überqueren die beiden Satelliten täglich auf ihren polaren Umlaufbahnen in etwa 800 Kilometern Höhe.

Zusätzlich wertet das DLR für das System Informationen der beiden NASA-Satelliten Aqua und Terra aus, die diese mehrmals täglich an Empfangsstationen in Neustrelitz beziehungsweise Oberpfaffenhofen senden. Um die Qualität der Aussagen zu verbessern, verfeinern die Forscher die Daten über mehrere Tage hinweg kontinuierlich. Die Messwerte werden dafür nachträglich noch einmal automatisch abgeglichen, neu berechnet und überprüft. Dies ist entscheidend, da Satelliten mit optischen Instrumenten Wolkendecken nicht durchdringen.

Brände in Deutschland vom 27. Juli bis 5. August 2022

(Bild: DLR (CC BY-NC-ND 3.0))

"Wir können nicht nur sagen, wo es gebrannt hat, sondern auch, wie sehr die Vegetation betroffen ist", erläutert Gruppenleiter Torsten Riedlinger vom Deutschen Fernerkundungsdatenzentrum (DFD) die Vorteile der Plattform. "Dies ist unter anderem für die Abschätzung der entstandenen Emissionen wichtig."

Für einen besonders großen Brand südlich der französischen Stadt Bordeaux in der vergangenen Woche machten die Satelliten etwa eine verbrannte Fläche von fast 8100 Hektar aus. Dabei sei dichter Wald zerstört worden, weiß Riedlinger: "Wir können das über einen speziellen Index feststellen, der die verbrannte Biomasse anzeigt."

Auch in Deutschland kämpften die Feuerwehren in jüngster Zeit gegen Waldbrände, die durch die extreme Trockenheit begünstigt wurden. Seit Anfang Juli gab es laut dem System hierzulande 45 größere Feuer dieser Art. Dabei sind mehrere tausend Hektar Wald, Busch- und Weideland zerstört worden. Die schwersten Brände ereigneten sich in Brandenburg bei Falkenberg, wo eine Fläche von 780 Hektar brannte, und in der Sächsischen beziehungsweise Böhmischen Schweiz in der deutsch-tschechischen Grenzregion. Dort war eine Fläche von insgesamt 1160 Hektar betroffen.

Die DLR-Wissenschaftler haben bereits alle Brände in Europa seit 2016 analysiert. Aus den Karten lässt sich demnach erkennen, dass sich viele Feuer – vor allem in Süd- und Osteuropa – nicht im Wald, sondern auf landwirtschaftlich genutzten Flächen ereigneten. 2017 war das Jahr mit den stärksten Bränden im Beobachtungszeitraum: 5,2 Millionen Hektar standen in Flammen, davon entfielen 1,3 Millionen auf Wälder. Schwerpunkt war damals Portugal.

(tiw)