Montag: Countdown für NASA-Riesenrakete, Folgen des Videoident-Hacks

Startfreigabe für SLS + Verunsicherung nach Videoident-Hack + KI-Bildgenerieren für alle + 25 Jahre Netflix + "Internet kaputt" + Bit-Rauschen zu Chip-Abschwung

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Eine startende Rakete mit Wolkenschweif, von der Erde aus gesehen
Lesezeit: 5 Min.
Von
  • Frank Schräer

Heute soll die SLS-Riesenrakete der NASA endlich abheben. Auch ein Blitzeinschlag in der Startrampe am Wochenende hat den Countdown nicht verzögert, alles ist bereit. Dagegen herrscht Verunsicherung beim Videoident-Verfahren zur Online-Authentifizierung, nachdem der Chaos Computer Club Videoident-Dienste übertölpert hat. Mit frei erhältlichen Mitteln konnte Videoident-Mitarbeitern erfolgreich eine fremde Identität vorgegaukelt werden. Frei erhältlich ist auch Stable Diffusion. Dieses KI-System kann eindrucksvolle Bilder erzeugen und gilt als Text-zu-Bild-Revolution – die wichtigsten Meldungen im kurzen Überblick.

Die NASA hat am Wochenende den Countdown für das "Space Launch System" begonnen. Die Riesenrakete soll am Montag, dem 29. August, ihren ersten Startversuch unternehmen und mit der Orion-Raumkapsel einen unbemannten Flug um den Mond absolvieren. Der Start ist für 14:33 Uhr deutscher Zeit vorgesehen, das ist der frühestmögliche Zeitpunkt eines zweistündigen Startfensters. Zwar sind am Samstag Blitze in die Türme der Startrampe eingeschlagen, aber sie hätten keine Auswirkungen auf die Mission Artemis-1: Countdown für den ersten Start der NASA-Riesenrakete hat begonnen.

Das Videoident-Verfahren hat sich durchgesetzt, weil beide Seiten davon profitieren. Die Anbieter authentifizieren ihre Kunden rechtssicher [--} und können ihnen ohne Zeitverzug Zugang zum gewünschten Produkt gewähren, etwa dem Girokonto oder dem Mobilfunkvertrag. In den vergangenen Jahren haben allerdings Datenschützer immer wieder davor gewarnt, dass das Verfahren Schwachstellen aufweise. Nun hat der Chaos Computer Club Videoident-Dienste übertölpelt, die Methode zur Online-Authentifizierung infrage gestellt und für Verunsicherung gesorgt: Der Videoident-Hack und seine potenziellen Folgen.

Die Familie der KI-Bildgeneratoren bekommt erneut Zuwachs, diesmal aus der Open-Source-Ecke: Mit Stable Diffusion ist ein neuronales Text-zu-Bild-Modell erschienen, das womöglich das Zeug hätte, dem bisherigen Platzhirsch DALL·E 2 von OpenAI und Imagen von Google Brain den Rang abzulaufen. Das liegt nicht nur an der hochwertigen Qualität der Bilder, sondern an der Zugänglichkeit: Durch den gemeinnützigen Ansatz der Herausgeber steht das Stable-Diffusion-Modell samt damit erzeugtem Output der Allgemeinheit frei zur Verfügung als Text-zu-Bild-Revolution: Stable Diffusion ermöglicht KI-Bildgenerieren für alle.

Ende der 1990er grübelten Marc Randolph und Reed Hastings in ihrer Fahrgemeinschaft, welche Art Geschäft man im kurz zuvor für die Allgemeinheit zugänglich gewordenen Internet erfolgreich betreiben könne. Beide hatten den Verlust ihrer Jobs vor Augen und schielten auf die ersten Erfolge des damals noch auf Bücher beschränkten Versenders Amazon. Auf einer ihrer letzten Fahrten meinte Randolph: "Videoverleih per Post" – was Hastings zumindest für überlegenswert hielt. Der Weg vom verlachten DVD-Versender zum Platzhirsch war allerdings steinig: 25 Jahre Netflix – Kriegserklärung via Spülstein.

"Die Internet Engineering Task Force (IETF) ist keine klassische Standardisierungsorganisation, obwohl sie viele Standards produziert", schrieb 1993 Gary Scott Malkin in einem Dokument, das er mit "Das Tao der IETF" übertitelte. Fast drei Jahrzehnte später debattiert die IETF jetzt, ob dieses Grundsatzdokument veraltet ist – ein historisches Relikt. Ist die Debatte auch Ausdruck eines Kulturwandels der Standardisierungsorganisation für das Internet? Kann die technische Standardisierung etwas tun gegen mehr Komplexität, mehr Web statt Netz und immer weniger Marktplayer? Damit befasst sich Missing Link: "Das Internet ist im Prinzip kaputt".

Nvidias Umsatz mit PC-Grafikchips – also mit GeForce-GPUs – ist eingebrochen. Im Jahresvergleich erzielte Nvidia ein Drittel weniger Umsatz. Das liegt ganz offensichtlich am Kursverfall der Kryptowährungen, weshalb sich das Schürfen per Grafikkarte nicht mehr lohnt. Auch bei anderen Chipherstellern sacken die Umsätze ab, die Branche steuert auf einen Abschwung zu. Wie stark er ausfällt und wie lange er dauert, ist aber unklar. Die meisten Chipfirmen blicken optimistisch in die mittel- und langfristige Zukunft. Einen Überblick verschafft das Bit-Rauschen: Umsatzeinbruch bei Nvidia, Chip-Abschwung und Open-Source-Chips.

Auch noch wichtig:

(fds)