Raumfahrt: ESA-Chef gegen mögliche Rückkehr zu enger Kooperation mit Russland

Er spreche für alle Mitgliedsstaaten, wenn er sich dagegen ausspreche, künftig wieder so eng mit Russland zu kooperieren, versicherte ESA-Chef Josef Aschbacher.

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(Bild: ESA/CNES/Arianespace/Optique Vidéo du CSG - JM Guillon)

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Der Chef der Europäischen Weltraumagentur kann sich nicht vorstellen, dass die ESA in Zukunft wieder derart eng mit Russland kooperieren wird wie vor Beginn des russischen Angriffs auf die Ukraine. Dabei spreche er für alle Mitgliedsstaaten, versicherte Josef Aschbacher dem US-Magazin ArsTechnica. Die Einschätzung und die Konsequenzen spiegelten die geopolitische Situation wider, "ich denke, das ist ziemlich klar". "Die Invasion in der Ukraine widert mich wirklich an", sagte Aschbacher noch. Was dort passiert, widerspreche den europäischen Werten und "wir können nicht mit einem Partner arbeiten, der diese Werte mit den Füßen tritt".

Gegenüber ArsTechnica hat Aschbacher auch noch einmal bestätigt, dass die ESA aktuell nach Ersatz für die nicht mehr verfügbaren Sojus-Raketen sucht, mit denen mehrere Nutzlasten ins All gebracht werden sollten. Neben möglichen Alternativen aus Indien und Japan würde auch geprüft, ob die US-Raumfahrtfirma SpaceX infrage kommt. Es handle sich um eine rein praktische Management-Entscheidung, versicherte Aschbacher. Man müsse das ganz emotionslos und unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten sehen. SpaceX hat mit seiner wiederverwendbaren Rakete Falcon 9 in den vergangenen Jahren den Markt für den Transport von Nutzlast ins All revolutioniert und ist damit auch ein großer Konkurrent für Europas Raumfahrtindustrie.

Als Reaktion auf den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine waren alle verbleibenden Starts mit russischen Sojus-Raketen vom europäischen Weltraumbahnhof Kourou in Französisch-Guayana Anfang März abgesagt worden. Auch darüber hinaus hat die Europäische Weltraumagentur die Zusammenarbeit mit Russland weitestgehend eingestellt, die große Ausnahme ist die Internationale Raumstation ISS. Betroffen ist davon auch die russisch-europäische Marsmission ExoMars. Russlands Weltraumbehörde Roskosmos sollte. Für den Transport des Rovers Rosalind Franklin nicht nur die Rakete, sondern auch die Landeplattform stellen. Wie es damit nun weitergeht ist, noch unklar, einen Start wird es wohl frühestens 2028 geben.

ExoMars hat bereits eine bewegte Geschichte, ursprünglich war ein Start des Rovers für 2011 vorgesehen. Die damals noch daran beteiligte US-Weltraumagentur hat sich dann 2011 wegen Geldproblemen – unter anderem wegen der immer teuer werdenden Arbeiten am Weltraumteleskop James Webb – aus dem Projekt zurückgezogen. Russland war dann 2013 in das Projekt eingestiegen. 2016 ist dann als Teil des Milliardenprojekts bereits der Trace Gas Orbiter zum Mars gebracht worden, der Lander Schiaparelli zerschellte aber beim Landeversuch. Der Mars-Rover Rosalind Franklin wartet nun auf eine Mitfluggelegenheit und ohne die NASA wird er den Roten Planeten wohl nicht erreichen.

(mho)