Gefahr für die Sicherheit: US-Navy will keine Ufo-Videos mehr herausgeben

Die US-Marine hat eingeräumt, weitere Aufnahmen von Sichtungen unidentifizierter Flugobjekte zu haben. Sie seien aber nicht für die Öffentlichkeit bestimmt.

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(Bild: U.S. Department of Defense)

Lesezeit: 4 Min.
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Die US-Navy hat eine Anfrage nach dem Freedom of Information Act (FOIA) auf Herausgabe weiterer Videos mit Sichtungen unidentifizierter Flugobjekte (Ufos) abgelehnt. Das Büro des Chefs der Marineoperationen, Michael Gilday, lässt in der Absage vom 7. September zwar durchblicken, dass es entsprechende Aufnahmen der Marine zu "unidentifizierten Luftphänomenen" gibt. Eine einschlägige Arbeitsgruppe habe aber erklärt, dass die gewünschten Videos "sensible Informationen" enthielten und daher als Verschlusssache eingestuft seien.

"Die Freigabe dieser Informationen schadet der nationalen Sicherheit", begründet Gary Cason, der in dem Büro als Vizeleiter für Informationsfreiheitsanfragen fungiert, das klare Nein. Gegner könnten daraus wertvolle Hinweise auf "Operationen, Schwachstellen und/oder Fähigkeiten" des US-Verteidigungsministeriums beziehungsweise der Marine liefern erhalten. Daher könnten nicht einmal Ausschnitte aus den Aufnahmen für eine Veröffentlichung herausgeschnitten und veröffentlicht werden.

Die Erläuterung erinnert an den beunruhigenden Satz, mit dem Ex-Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) 2015 die Absage eines Länderspiels gegen die Niederlande zu erklären suchte: "Ein Teil dieser Antworten würde Bevölkerung verunsichern." Sonst verneinen militärische US-Behörden in der Regel FOIA-Anfragen zu Ufos mit der Standardansage, dass sie weder bestätigen noch dementieren, entsprechende Aufzeichnungen zu besitzen. Diesmal fällt die Geheimniskrämerei zumindest plastischer aus.

Anlass für das Informationsfreiheitsersuchen war für die US-Transparenzseite "The Black Vault" die offizielle Veröffentlichung von drei Ufo-Videos der Navy im April 2020 durch das Pentagon. Der Macher des Portals, John Greenewald, wandte sich daraufhin zunächst an das Naval Air Systems Command (Navair), das die Aufnahmen mit den Titeln FLIR1, Gimbal und GoFast publiziert hatte. Erst im März 2022 gab das Kommando daraufhin Bescheid, angeblich keine anderen einschlägigen Videos gefunden zu haben.

The Black Vault hatte parallel auch bereits eine Anfrage an das Amt für Marineaufklärung, das Office of Naval Intelligence (ONI), gestellt. Dieses ließ sich 17 Monate Zeit für die Information, dass das Büro des Chefs der Marineoperationen zuständig wäre, falls weitere Ufo-Videos existieren sollten.

Entgegen üblicher Gepflogenheiten führt das bezeichnete Office of the Chief of Naval Operations in seiner von dem Portal veröffentlichten Absage zusätzliche Details für seine Entscheidung an. Die Lage zu den drei vorher publizierten Videos ist demnach "insofern einzigartig, als dass diese Videos zunächst über inoffizielle Kanäle veröffentlicht wurden, bevor sie offiziell freigegeben wurden".

"Diese Ereignisse wurden in der Öffentlichkeit ausgiebig diskutiert", schreibt Carson weiter. Große Nachrichtensender hätten sogar Sondersendungen darüber gebracht. "Angesichts der Menge an Informationen über diese Begegnungen in der Öffentlichkeit war es möglich, die Akten ohne weiteren Schaden für die nationale Sicherheit freizugeben."

Künftig könnte es mehr solcher Leaks geben. Das US-Repräsentantenhaus drängt darauf, ein sicheres Verfahren zu schaffen, über das Hinweisgeber ohne Angst vor Repressalien Sichtungen von Ufos und vergleichbarer Luftphänomene melden können. Alle Informationen müssten aber auch bei dem geplanten Meldesystem zunächst geprüft werden, "um eine unbefugte öffentliche Berichterstattung oder eine Gefährdung von ordnungsgemäß als geheim eingestuften militärischen und nachrichtendienstlichen Systemen, Programmen und damit verbundenen Aktivitäten zu verhindern".

Die Zahl der nicht erklärbaren einschlägigen Beobachtungen beim US-Militär ist im vergangenen Jahr deutlich angestiegen, war jüngst bei einer Anhörung zu Ufos im US-Abgeordnetenhaus deutlich geworden. Hinweise darauf, dass unter den unerklärlichen Himmelsobjekten solche außerirdischen Ursprungs sind, gibt es demnach noch nicht. Der für die Militärgeheimdienste zuständige Vizeverteidigungsminister Ronald Moultrie versprach den Volksvertretern eigentlich auch grundsätzlich mehr Transparenz rund um unidentifizierte Luftphänomene. The Black Vault hat nach eigenen Angaben Berufung gegen die Verweigerung der Herausgabe der Videos eingelegt.

(bme)