Ein neuer Browser von Grund auf: Ladybird startet offiziell durch

Ladybird wird ein komplett neu entwickelter und plattformübergreifender Browser. Ohne die Milliarden von Google und ohne Möchtegern-Pessimisten.

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Kind schielt auf einen auf der Stirn sitzenden Marienkäfer

(Bild: gemeinfrei)

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Das Team hinter dem freien Webbrowser Ladybird erweitert seine Zielgruppe und bezeichnet den Browser nun offiziell als "Cross-Platform browser project". Ursprünglich hatte man die zugrunde liegende Browser-Engine nur für das freie Betriebssystem SerenityOS entwickelt. Anfang Juli stellte SerenityOS-Initiator Andreas Kling dann aber erstmals eine grafische Oberfläche für Linux-Systeme für seine LibWeb Engine vor. Das Ergebnis taufte er Ladybird.

Seit dem Projektstart nutze er Ladybird selbst sehr regelmäßig für seine Browser-Entwicklungen, schreibt Kling in einem neu veröffentlichten Blogpost. Deshalb wollen er und sein Team nun nicht mehr nur einen Linux-, sondern sogar einen Cross-Platform-Webbrowser entwickeln. Man wolle "etwas bauen, das eines Tages für viel mehr Menschen von Nutzen sein könnte." Einem FAQ am Ende des Posts nach laufe Ladybird bereits auf Linux, macOS, Windows und Android.

Noch sei man von einer im Alltag nutzbaren Software aber weit entfernt. Viele der auf modernen Web-Plattformen eingesetzten Features funktionieren in Ladybird entweder gar nicht oder nur mit Fehlern. Bis Ladybird vollständig fertig sei, könne es daher noch "ein paar Jahre Entwicklungszeit" dauern. Dennoch bestehe Ladybird inzwischen bereits den Acid3-Standards-Test des Web Standards Project mit der Maximalpunktzahl. Der Test prüft Browser auf eine Reihe von etablierten Webstandards.

Ladybird basiert auf der Browser-Engine LibWeb, 2019 als LibHTML gestartet, und der JavaScript-Engine LibJS. Beide entwickelten Kling und das Team des Open-Source-Projekts, wie alle Teile des Ladybird-Stacks, im Rahmen von SerenityOS selbst. Sowohl der Browser als auch die Libraries sind in C++ geschrieben und frei unter der 2-Klausel-BSD-Lizenz. In das Projekt einkaufen könne sich niemand, freiwillige Helfer seien aber immer gerne gesehen. Es handle sich bei SerenityOS schließlich nicht um eine Ein-Mann-Show. Die Arbeit sei nur mit der Unterstützung der auf mehrere hundert Kontributoren gewachsenen SerenityOS-Community möglich, die sowohl das Betriebssystem als auch den Browser mitentwickle.

Ladybird gibt es seit Anfang Juli für Linux-Betriebssysteme. Damals wurden an mehreren Stellen im Netz immer wieder durchaus skeptische Äußerungen zum weiteren Verlauf des neuen Projekts laut. Auch auf diese Stimmen reagiert Kling in der FAQ:

Warum die Mühe? Ohne Milliarden von Dollar und Hunderte von Mitarbeitern kann man keine neue Browser-Engine entwickeln.

Natürlich kann man das. Hört nicht auf die Möchtegern-Pessimisten, die nie an einem Browser gearbeitet haben.

(jvo)