Glasfaser-Internet: Was Sie über Ausbau, Tarife und Technik wissen sollten

Kupfer ist am Anschlag, deshalb kommen nun Glasfasern ins Haus – mit Geschwindigkeitsreserven für viele Jahrzehnte. Der Wechsel lohnt sich schon heute.

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Glasfaser-Internet: Was Sie wissen sollten

(Bild: Moritz Reichartz)

Lesezeit: 3 Min.

Hätte jemand vor 10, 15 Jahren DSL mit 100 Mbit/s als langsam bezeichnet, hätte er Gelächter geerntet. Doch in der Pandemie mit Home-Schooling und Heimarbeit ruckelte es bei vielen Nutzern doch gelegentlich, wenn sie große Dateien auf einen Server schieben wollten. Mit den Umständen ändern sich eben auch die Ansprüche.

Wer jetzt von langsamem DSL auf einen Glasfaseranschluss umsteigt, der freut sich, dass die ganze Familie oder WG flotteres Internet bekommt, dass große Uploads zügiger laufen. Bei Videostreams in hoher Auflösung sind minutenlanges Puffern vorm Filmstart und Stocken mittendrin vergessen. Etwas weiter gedacht wird Glasfaser-Internet in zehn Jahren womöglich unverzichtbar sein, weil wir dann den halben Tag mit Virtual-Reality-Helm im Metaverse arbeiten und spielen.

Mitte 2022 konnte immerhin schon ein Viertel der bundesdeutschen Haushalte angeschlossen werden (Homes Passed, siehe Grafik). Wo die Internetanbieter nicht mal mittelfristig Interesse zeigen, können Kommunen und Bürgerinitiativen dank großzügiger Fördertöpfe selbst anpacken. So kommt die flinke Faser hoffentlich bald in jedes Haus.

Falls Ihr Provider per Werbebrief oder E-Mail Glasfaser-Internet anbietet, prüfen Sie die Offerte. Es muss ja nicht gleich die Maximalgeschwindigkeit zum teuersten Tarif sein. Auch mit dem Basisangebot kommen Sie an den bei Ausbaukampagnen vergünstigten oder sogar kostenfreien Faseranschluss.

Anders als die Kupferader des DSL-Anschlusses hat die Faser genügend Reserven für steigenden Bedarf in den nächsten Jahrzehnten. Längst liegende Glasfasern können heute schon 10 Gbit/s liefern, während im Heimnetz noch 1 Gbit/s als Standard gilt. Zwar bauen sich komplexe Webseiten mit Elementen von vielen Servern damit auch nur wenig flotter auf und Insta-Chats werden nicht bunter. Aber wer jetzt nicht auf den Faser-Zug aufspringt, kommt vielleicht jahrzehntelang nicht mehr so günstig drauf.

Klingelt es an der Tür, dann vergewissern Sie sich, dass der Vertreter wirklich von Ihrem Anbieter kommt: Manchmal läutet eine Drückerkolonne, die Sie zum Wechsel von DSL aufs TV-Kabel drängen will, das im Maximum auch 1000 Megabit pro Sekunde bietet. Kabel-Internet ist aber weder so zukunftssicher wie die Faser noch so energieeffizient.

Der Norden leuchtet: Mitte 2022 konnten rund 60 Prozent der Hamburger und Schleswig-Holsteiner Haushalte einen Glasfaseranschluss bekommen. Bundesweit war es im Schnitt jeder vierte (26 Prozent). Bis 2025 soll die Branche nach der Vorgabe der Bundesregierung die Hälfte erreichen.

(Bild: Quelle: Breko Marktanalyse 2022)

Vergleichen Sie das vorgelegte Angebot schließlich mit den Tarifen auf der Webseite des Providers. Selbst wenn alles passt, tauchen manchmal versteckte Hürden auf. Im Nebenhaus der Wohnung des Autors hat der Vermieter laut Anbieterwebseite dem Anschluss seines Gebäudes widersprochen. Beim Prüfen der Verfügbarkeit für das Haus erschien nämlich nur ein DSL-Angebot, obwohl links und rechts Glasfaser bestellbar war. Die Sperre wurde erst mit einem kleinen Trick ersichtlich: Wir fragten auf https://glasfaser.telekom.de/ unsere Adresse ab. In der folgenden Bestellseite variierten wir die Zahl in der URL, bis die Seite die Nachbaranschrift anzeigte.

Falls Sie Mieter in einem solchen Objekt sind: Bewegen Sie den Eigentümer, sein Veto zurückzuziehen. Dem Argument des aktuell günstigeren Ausbaus dürfte er sich kaum verschließen, steigt doch dank der Glasfaser die Attraktivität und damit der Wert seiner Immobilie. Mit Glück profitieren auch Sie dann bald vom rasanten und effizienten Internet per Licht. Was Sie brauchen und wie das geht, lesen Sie in den verlinkten Artikeln.

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(ea)