"Nur für Boomer" – Giphy argumentiert für die Übernahme durch Meta

Giphy erklärt der britischen Wettbewerbsbehörde, GIFs seien "nicht cool", "cringe" und "nur für Boomer". Damit wollen sie den Kauf durch Meta rechtfertigen.

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(Bild: Michael Vi/Shutterstock.com)

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Weil niemand sonst sie kaufen würde und der Dienst eh den Anschluss verpasst habe, sei es überhaupt kein Problem, dass Meta, früher Facebook, Giphy gekauft hat und behält. So in etwa zusammengefasst klingt die Argumentation des Dienstes in einer Auseinandersetzung mit der britischen Wettbewerbsbehörde. Diese möchte die Übernahme der GIF-Datenbank rückabwickeln. Meta festige sonst seine Monopolstellung. Aber wo keine beziehungsweise nur boomende Nutzer, da auch keine bedrohende Marktmacht?

In der öffentlich verfügbaren Erklärung behauptet Giphy konkret, GIFs würden in sozialen Netzwerken nicht mehr dem Trend entsprechen, "jüngere Nutzer beschreiben GIFs als 'für Boomer' und 'cringe'". Auch Inhaltersteller würden einen geringeren Wert in der Nutzung sehen, entsprechend habe es zwischen Oktober 2020 und Mai 2022 einen deutlichen Einbruch bei der Anzahl erstellter, hoch- und runtergeladener GIFs gegeben. Wer nun denken könnte, dass es einen Zusammenhang mit der im Mai 2020 angekündigten Übernahme durch Facebook gibt, dem nimmt Giphy gleich den Wind aus den Segeln: Giphy glaube nicht, dass es an der Übernahme liegen könnte, sondern an einem generellen Interessensverlust an GIFs. Dieser fällt dann wohl zufällig auf dieselbe Zeit.

Die Plattform für kurze, animierte Bilder sollte Facebooks Fotodienst Instagram zugeordnet werden. Giphy soll bei dem Deal mit 400 Millionen US-Dollar bewertet worden sein, zum tatsächlichen Kaufpreis wurde nichts bekannt. Das Giphy-API war schon lange Teil der heutigen Meta-Apps. So soll auch die Hälfte aller Zugriffe auf die Suche von eben jenen aus gegangen sein. Allen anderen Diensten sollte das API weiterhin offen stehen.

Nun versucht die britische Marktaufsichtsbehörde allerdings von Anbeginn den Kauf zu verhindern und zurückabzuwickeln. Die letzte Entscheidung besagte, dass Facebook Giphy wieder verkaufen müsse. Doch es folgte der Einspruch mit den mitleiderregenden Erklärungen, es gäbe ja keinen Käufer und kein Interesse mehr. Giphy sorge sich zudem um die Entwicklung des Dienstes, andere Investoren könnten die Verfügbarkeit beschränken oder sogar Geld mit GIFs verdienen wollen – was im Umkehrschluss bei Meta also nicht der Fall ist. Zunächst berichtete die österreichische Tageszeitung Der Standard.

Die Historie des Zwists zwischen Competition and Markets Authority (CMA) und Facebook ist lang. Nach misslungener Blockierung der Übernahme mussten die Dienste in Großbritannien getrennt voneinander arbeiten. Weil Facebook der CMA Informationen vorenthielt, gab es eine Geldbuße in Höhe von fast 60 Millionen Euro.

Die CMA hat Bedenken, Meta könne Konkurrenten den Zugang zu den Dateien erschweren und sogar mehr Nutzungsdaten verlangen. Beides drohe die eigene Vormachtstellung zu untermauern. Ähnliches passierte, als Facebook WhatsApp und Instagram übernahm. Beides lief ohne große Untersuchungen ab, sorgte im Nachhinein jedoch für Kritik, weil es Facebooks Marktmarkt stärkte. Entsprechend schrillten nun wohl die Alarmglocken bei der Wettbewerbsbehörde.

(emw)