Russland: Teilmobilmachung könnte viele Fluglinien-Piloten betreffen

Viele Piloten, die für zivile Fluggesellschaften arbeiten, sind Offiziere der Reserve. Sie könnten nun eingezogen werden, um in den Ukraine-Krieg zu ziehen.

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Ein Airbus 321 der russischen Fluggesellschaft Aeroflot, die von der Teilmobilmachung betroffen sein könnte.

(Bild: Aeroflot)

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Die vom russischen Präsidenten diese Woche verkündete Teilmobilmachung des Militärs könnte erhebliche Folgen für die zivile Luftfahrt in Russland haben. Viele Piloten hätten ihre Ausbildung beim Militär absolviert oder seien anderweitig Reserveoffiziere. Nach Angaben der russischen Zeitung Kommersant könnten bis zu 80 Prozent der Mitarbeiter der Fluggesellschaft Aeroflot, Pobeda und Rossija betroffen sein. Kommersant beruft sich dabei auf selbst recherchierte Informationen.

Putin hatte am Mittwoch im russischen Fernsehen erklärt, die russischen Streitkräfte würden teilmobilisiert. Russlands Verteidigungsminister Sergej Schoigu konkretisierte, dass 300.000 Reservisten mit militärischer Erfahrung herangezogen werden sollen.

Viele Mitarbeiter von Fluggesellschaften sollen bereits vom Militär Vorladungen erhalten haben, berichtet Kommersant. Die Arbeitgeber versuchten, sie freizustellen. Dabei sei aber unklar, welche staatliche Stellen dafür zuständig sind. Solche Freistellungsersuche gebe es nicht nur für Piloten, sondern auch für Bodenpersonal, da dieses ebenso nötig sei, um den Flugbetrieb aufrechtzuerhalten. Einige Fluggesellschaften hätten jetzt schon Schwierigkeiten, Ersatz für Personal wie IT-Experten zu finden, die mit Beginn des Ukraine-Kriegs im Frühjahr das Land verlassen haben.

Putin hatte am Mittwoch erklärt, der Erlass für die Teilmobilmachung sei bereits unterzeichnet. Eingezogen würden Bürger, die zurzeit in der Reserve sind, vor allem jene, die bereits militärische Erfahrung haben. Putin begründete die Teilmobilmachung unter anderem mit der "aggressiven antirussischen Politik" des Westens.

Dabei sprach der russische Präsident unter anderem davon, dass das von seinen Truppen besetzte ukrainische Atomkraftwerk Saporischschja "mit westlicher Hilfe" beschossen worden sei, der Westen sei auch bereit, Atomwaffen einzusetzen. Putin wolle die "territoriale Integrität" Russlands mit allen Mitteln verteidigen. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj rief daraufhin in einer Ansprache die Menschen in Russland auf: "Protestiert! Kämpft! Lauft weg! Oder begebt Euch in ukrainische Kriegsgefangenschaft! Das sind die Varianten für Euch zu überleben."

(anw)