USA setzen sich gegen Russland durch: Doreen Bogdan-Martin ist erste ITU-Chefin

Mehr als 150 Jahre nach ihrer Gründung hat die Internationale Fernmeldeunion erstmals eine Chefin. Doreen Bogdan-Martin siegte klar gegen Rashid Ismailov.

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Doreen Bogdan-Martin nach der Wahl

(Bild: © ITU/Rowan Farrell)

Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Monika Ermert

Die US-Amerikanerin Doreen Bogdan-Martin wurde bei der Vollversammlung der Internationalen Fernmeldeunion (ITU) mit überwältigender Mehrheit zur neuen Chefin der UN-Organisation gewählt. Bogdan-Martin erhielt 139 der abgegebenen Stimmen. Ihr russischer Herausforderer Rashid Ismailov kam auf die Stimmen von 25 Mitgliedsstaaten. Erstmals in der Geschichte der 1865 gegründeten Organisation wird diese damit jetzt von einer Frau geleitet.

Bis zuletzt hatten manche Beobachter davor gewarnt, dass mit der Wahl von Ismailov eine stärkere Politisierung der ITU und mit mehr Internetregulierung einhergehen könnte. Ismailov selbst hatte beteuert, eine Politisierung vermeiden zu wollen.

Bogdan-Martin betonte nach ihrer Wahl, dass es in der ITU unterschiedliche Positionen in Sachfragen gebe. "Wir sind uns aber alle einig dabei, dass wir jedes Bit Energie darauf aufwenden werden, die anzuschließen, die noch ohne Netz sind", sagte Bogdan-Martin, die seit vier Jahren den Telecommunication Development Sektor (ITU-D) leitet. Auch in Bezug auf Reformen, um die ITU transparenter und effektiver zu machen, herrsche Einigkeit.

Die US-Amerikanerin konnte in ihrer von der US-Regierung unterstützten Kandidatur auf ihre Erfahrung von der ITU-D und ihre Arbeit innerhalb der ITU seit über 20 Jahren verweisen. Sie habe mehr als 20 Jahre auf diesen Moment hingearbeitet, sagte Bogdan-Martin. Die krisenhafte Situation nach der Pandemie sei eine Chance für die alte Fernmeldeunion, denn der Telekommunikationssektor erneuere sich laufend und biete, wie nicht zuletzt die Pandemie gezeigt habe, Lösungen für viele anstehende Probleme.

Wie es Bogdan-Martin mit der Frage nach dem potenziellen Griff der ITU-Mitgliedsstaaten nach dem Internet halten wird, bleibt abzuwarten. Sicher ist, durch die Wahl der US-Amerikanerin wird das in den vergangenen Jahren nicht selten angespannte Verhältnis zwischen der UN-Organisation und den USA entspannter. Die US-Delegation hatte bereits eine Erhöhung der eigenen Mitgliedsbeiträge für die ITU von 30 auf 35 Financial Units (eine Financial Unit sind 318.000 Schweizer Franken) angekündigt.

Nach Bogdan-Martin wird nun ihr Nachfolger für die ITU-D, sowie das für Frequenzverhandlungen zuständige Radio Regulation Board und den Standardisierungsbereich (ITU-T) gewählt. Für letzteren schickt auch die deutsche Delegation einen Kandidaten ins Rennen.

(mho)