ITU-Wahlen: US- und EU-Kandidaten setzen sich durch

Die Internationale Fernmeldunion ITU wacht über Standards der Telekommunikation. Die USA und EU setzen ihre Kandidaten durch und steigerten ihren Einfluss.

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Von
  • Monika Ermert

Bewerber aus Japan, Uruguay und Simbabwe werden künftig die drei Teilbereiche der Internationalen Fernmeldeunion (ITU), Standardisierung (ITU-T), Frequenzverwaltung (ITU-R) und Entwicklung (ITU-D) leiten. Mit ihrer Wahl bei der Vollversammlung der ITU (Plenipot22) gestern in Bukarest ist das Führungsteam der für Telekommunikation zuständigen UN-Organisation für die kommenden vier Jahre komplett.

Nach der US-Amerikanerin Doreen Bogdan-Martin als erster Frau an der Spitze der ITU hatten die Mitglieder bereits am Donnerstag Tomas Lamanauskas zum jüngsten Stellvertreter in der Geschichte der Organisation gewählt. Mit dem aus Litauen stammenden Lamanauskas zogen die Delegierten einen Globetrotter in der Telekommunikationspolitik dem ebenfalls angetretenen bisherigen Leiter des Standardisierungsbereichs vor, dem Koreaner Chaeasub Lee.

Neben Stationen in der Telekomregulierung seines Heimatlands war Lamanauskas in den vergangenen 15 Jahren auch als Berater im Büro des Premierministers in Vanatu – als CEO der Telecommunication Regulatory Commission der British Virgin Islands und als Vizechef der Telekomaufsicht in Bahrein tätig. Der Litauer gilt als Diplomat, was die ITU in der aufgeheizten politischen Situation gut brauchen kann.

Mit der Wahl von Lamanauskas, dem europäischen Kandidaten, waren die Würfel für den deutschen Bewerber um den Posten als Direktor des Telecommunication Standardisation Bureau (TSB), Thomas Zielke, praktisch gefallen. Obwohl nicht festgelegt, wird auf den regionalen Proporz bei der Besetzung der Ämter durchaus geachtet und mit Bogdan-Martin und Lamanauskas bekommt die ITU ein US-EU-Spitzenduo.

NTTs CTO Seizo Onoe entschied gleich im ersten Wahlgang das Rennen um die Leitung der Arbeitsgruppen, die Standards vorantreiben. Onoe, der aus dem Mobilfunk kommt, war bislang besonders in der GSMA aktiv und versprach bereits in seiner Kampagne, die Zusammenarbeit mit anderen Standardisierungsorganisationen und Industrieforen zu intensivieren. In sein Ressort fallen auch so heikle Debatten wie die um die von Huawei initiiertes neues Internetprotokoll (New IP).

Fast einstimmig wiedergewählt wurde der bisherige Amtsinhaber des Frequenzverwaltungs-Sektors der ITU, ITU Radiotelecommunication Sector (ITU-R), Mr Mario Maniewicz. Maniewicz ist unter anderem verantwortlich für die Organisation der Wellenkonferenzen, bei denen Frequenzen für verschiedene Dienste international vereinbart werden. Die nächste findet im kommenden Jahr in Dubai statt. Drei Runden brauchten die Delegierten dagegen bei der Wahl des nächsten Chefs der für Entwicklung zuständigen ITU-Sektors, ITU Telecommunication Development Sector (ITU-D).

Insgesamt sechs Länder hatten Kandidaten ins Rennen um den bislang von Bogdan-Martin geleiteten Sektor geschickt, die Bahamas, Gambia, Pakistan, Cameroon, die Republik Kongo und Simbabwe. Cosmas Zavazava aus Simbabwe erhielt in allen drei Runden die meisten Stimmen, aber erst nach dem Rückzug mehrerer Kandidaten schaffte der Zavazava, der seit 2001 in verschiedenen Positionen der ITU-D tätig und damit ein alter Bekannter war, die notwendige Mehrheit der abgegebenen Stimmen. Am Ende einigten sich die Mitgliedsländer, die für Montag anberaumte, dritte Runde vorzuziehen.

Anfang kommender Woche folgen die Wahlen um die Sitze von Mitgliedsstaaten im ITU Rat und das Radio Regulations Board der ITU und dann wird noch bis zum 14. September über das Arbeitsprogramm für die nächsten vier Jahre verhandelt.

(hag)