Microsoft zahlt Dividende

Ein Aktiensplit 2:1, Dividende für die Aktionäre, gestiegene Umsätze und Gewinne: Trotz eines erfolgreichen Quartals gibt sich Microsoft sehr vorsichtig, was die weiteren Aussichten angeht.

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Von
  • Jürgen Kuri

Nach dem starken ersten Quartal des laufenden Geschäftsjahrs sah sich Microsoft noch zu Warnungen veranlasst, man solle die guten Zahlen doch mit etwas Vorsicht genießen. Als "eine Art einmaliger Anomalie" bezeichnete Microsoft-Chef Steve Ballmer die damaligen Zahlen: Viele Kunden hätten sich im Rahmen des neuen Lizenzsystems für die Zahlung jährlicher Gebühren entschieden und das Quartalsergebnis damit positiv beeinflusst. Nun kann sich Ballmer wohl etwas beruhigter zeigen: Die Umsätze und Gewinne können sich wieder sehen lassen.

Mit Spannung hatten Analysten und Investoren aber nicht nur auf das Geschäftsergebnis gewartet, sondern auch darauf, wie Microsoft mit der zunehmenden Kritik an den ständig wachsenden liquiden Mitteln der Firma umgehen wird. Immerhin über 40 Milliarden US-Dollar hat Microsoft bislang angesammelt; und die Beendigung des Kartellprozesses sollte noch weitere Barmittel freisetzen, da weniger Rücklagen für Rechtsanwalts- und Gerichtskosten notwendig sind. Nun ließ sich Microsoft breitschlagen: Zum einen soll es einen Aktiensplit 2:1 geben, zum anderen zum allerersten Mal eine Jahresdividende. Alle, die zum Geschäftsschluss am 21. Februar 2003 als Microsoft-Aktionäre registriert sind, erhalten zum 7. März 2003 eine Dividende von 16 Cents pro Aktie vor dem Split beziehungsweise 8 Cents pro Aktie nach dem Split. Microsofts Finanzchef John Connors erwartet sich davon, dass die Aktie noch attraktiver für Investoren wird.

Die Geschäftszahlen jedenfalls sollten dies nicht verhindern: Der Umsatz betrug 8,54 Milliarden US-Dollar, ein Zuwachs von 10 Prozent gegenüber dem Vorjahresquartal. Der Nettogewinn nach GAAP lag bei 2,55 Milliarden US-Dollar (47 Cents pro Aktie) nach 2,28 Milliarden US-Dollar (41 Cents pro Aktie) im gleichen Quartal des Vorjahrs. Eine Punktlandung: Die Prognosen lagen bei 8,5 bis 8,6 Milliarden US-Dollar Umsatz und 45 bis 46 Cents pro Aktie Gewinn. Allerdings gab sich Microsoft sehr vorsichtig, was die weitere Prognose anging: Die Gewinne im Gesamtjahr 2003 würden wohl geringer ausfallen als bislang von der Börse erwartet, da man keine kurzfristige Besserung bei den IT-Ausgaben weltweit erkennen könne. Die Umsätze im dritten Quartal sollen bei 7,7 bis 7,8 Milliarden US-Dollar liegen, die Gewinne bei 47 bis 48 Cent pro Aktie. Für das Gesamtjahr prognostiziert Microsoft einen Umsatz von 31,9 bis 32,1 Milliarden US-Dollar und einen Gewinn von 1,90 bis 1,93 US-Dollar pro Aktie.

Die Umsätze der Server-Sparte (etwa Windows 2002 Server und SQL Server) stiegen im zweiten Quartal um 12 Prozent auf 1,763 Milliarden US-Dollar. Die Desktop-Betriebssysteme erreichten einen Umsatz von 2,542 Milliarden US-Dollar -- nahezu gleichbleibend also gegenüber dem Vorjahresquartal. Das gleiche gilt für den Bereich Information Worker (Office und ähniches), der nur leicht von 2,121 auf 2,293 Milliarden US-Dollar zulegen konnte.

Vom bisherigen großen Verlustbringer Xbox, zur Sparte Home and Entertainment gehörig, wurden nach Angaben von Microsoft seit der Einführung 8 Millionen Exemplare verkauft. Die Börse rechnete schon damit, durch Verluste bei der Xbox könnte der Gewinn Microsofts um bis zu 10 Cents pro Aktie geschmälert werden -- nun aber stiegen die Umsätze der Spielkonsolen-Sparte von 960 Millionen auf 1,327 Milliarden US-Dollar; von besonders gravierenden Auswirkungen auf die gesamte Gewinnsituation ist nichts zu spüren, auch wenn Microsoft mit der die Xbox wohl immer noch Verluste einfährt. Und sogar MSN konnte bei den Umsätzen zulegen: von 372 auf 459 Millionen US-Dollar, laut Microsoft vor allem wegen eines 40-prozentigen Anstiegs bei den Anzeigen-Umsätzen. Die Sparte Business Solutions, unter der die aufgekauften Unternehmenssoftwarefirmen Great Plains und Navision zusammengefasst sind, erzielte 135 Millionen US-Dollar Umsatz. Gewinn- und Verlustzahlen für die einzelnen Sparten gab Microsoft allerdings noch nicht bekannt.

Umsatz- und Gewinnentwicklung bei Microsoft in US-Dollar
(Das Geschäftsjahr beginnt jeweils im Juli)

Quartal Umsatz Nettogewinn
3/00 5.660 Mio. 2.390 Mio.
4/00 5.800 Mio. 2.410 Mio.
1/01 5.800 Mio. 2.200 Mio.
2/01 6.590 Mio. 2.620 Mio.
3/01 6.460 Mio. 2.450 Mio.
4/01 6.580 Mio. 66 Mio.
1/02 6.130 Mio. 1.280 Mio.
2/02 7.740 Mio. 2.280 Mio.
3/02 7.250 Mio. 2.740 Mio.
4/02 7.250 Mio. 1.530 Mio.
1/03 7.750 Mio. 2.730 Mio.
2/03 8.540 Mio. 2.550 Mio.