Chinesische Raumstation: Experimente zur Fortpflanzung mit Affen geplant

Baut die Menschheit einmal Siedlungen auf dem Mond oder Mars, stellt sich die Frage der Fortpflanzung. Nun plant China angeblich Experimente mit Affen.

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Chinas Raumstation

(Bild: CMSA)

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Auf der chinesischen Raumstation Tiangong sind unter anderem Experimente geplant, bei denen sich Affen paaren sollen. Das hat ein Forscher der chinesischen Akademie der Wissenschaften jetzt publik gemacht, berichtet die South China Morning Post aus Hongkong. Demnach sollen die Experimente in dem Modul Wentian stattfinden, in dem es zwei biologische Testschränke gibt. Die würden zwar bislang nur Platz für Experimente mit Algen, Fischen und Schnecken genutzt, Erweiterungen seien aber vorgesehen. Nach der Arbeit mit solch kleinen Lebewesen sei dann Forschung mit Mäusen und Makaken geplant. Dabei wolle man unter anderem herausfinden, ob und wie die sich im Weltraum fortpflanzen können.

"Diese Experimente werden dabei helfen, unser Wissen über die Anpassungen eines Organismus an die Mikrogravitation und andere Weltraumeinflüsse auszubauen", begründet der Forscher Zhang Lu demnach die Pläne. Kehkooi Kee von der Universität Tsinghua pflichtet bei, dass diese wissenschaftliche Arbeit nötig sei, wenn langfristige Siedlungen um und auf dem Mond sowie dem Mars aufgebaut werden sollen. Gleichzeitig warnt er aber auch, dass die Schwierigkeiten mit zunehmender Größe der Versuchstiere exponentiell zunehmen. Die Affen müssten gefüttert und ihre Ausscheidungen entfernt werden. Außerdem sei völlig unklar, ob und wie man die Tiere dazu bekommen will, sich zu paaren. Die Affen an Bord zu pflegen und zufrieden zu halten, sei eine völlig neue Herausforderung für die Besatzung, ergänzt ein anonymer Forscher, der Erfahrungen mit solchen Tieren hat.

China baut seine Raumstation seit April 2021 auf, mit dem Modul Mengtian (etwa "Traumhimmel") wurde sie am Montag komplettiert. Das Wissenschaftsmodul Wentian ("Himmelsbefragung") ist seit Juli angedockt. Experimente zur Fortpflanzung im All gibt bereits seit Jahrzehnten, bislang aber vor allem an Mäusen und Ratten, hat der britische Wissenschaftler Adam Watkins 2020 zusammengefasst. Gezeigt hätten die Versuche, dass sich die minimale Gravitation negativ auf Eizellen und Embryos auswirkt. Zusammen würden die bisherigen Studien nahelegen, dass Fortpflanzung im Weltraum nicht so einfach ist wie auf der Erde. Jetzt angeblich geplante Studien an kleinen Affen könnten nun der nächste Schritt auf dem Weg zu Versuchen mit Menschen sein.

Die US-Weltraumagentur NASA wird immer wieder mit der Klarstellung zitiert, dass bislang keine Menschen im All Geschlechtsverkehr hatten. Hinderlich dürfte vor allem die mangelnde Privatsphäre, etwa auf der Internationalen Raumstation ISS sein. Physikalisch wäre die Schwerelosigkeit eine ziemliche Herausforderung, hinzu kommen ethische und moralische Fragen. Nach einer vor der US-Weltraumagentur ausreichend lange geheim gehaltenen Hochzeit war mit Jan Davis und Mark Lee bereits 1992 ein Ehepaar an Bord der ISS. Ihre Mission dauerte sieben Tage. Die vorab gestellte Frage, ob "sexuelle Experimente" geplant seien, hatte die Astronautin damals verneint.

(mho)