Makrofotografie: Maximale Bildqualität, wunderschönes Bokeh – so geht’s

Große Bühne für kleine Motive: Makrofotos wirken vor allem dann, wenn die Schärfe perfekt sitzt und ein passendes Bokeh den Hintergrund abrundet.

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(Bild: Alexander Mett)

Lesezeit: 5 Min.
Von
  • Alexander Mett
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Alte Objektive wie das Meyer Görlitz Trioplan 100mm f2,8 (Preisvergleich hier am Ende des Artikels) oder das Carl Zeiss Tessar 50mm f2,8 (aktuelle ebay-Angebote hier) erzeugen ein herrlich verträumtes Bokeh. Dabei wird jeder kleinste Lichtreflex im Bild, etwa der Glanz der Sonne in den morgendlichen Tautropfen, in der Unschärfe als Kreis oder Kringel dargestellt. Dieses typische Kringel-Bokeh ist für sich genommen ein echter Hingucker, jedoch schwächeln diese Objektive in Sachen Bildqualität beziehungsweise bei der Schärfeleistung – vor allem bei Offenblende.

c't Fotografie 2/24

In der Makrofotografie möchte man das Motiv aber in der Regel so detailreich und scharf wie möglich darstellen. Mit einem Trick bringen Sie Detailreichtum und träumerisches Bokeh zusammen. Für diese Bildbearbeitungstechnik benötigen Sie zwei Bilder: das Makrobild mit dem scharfen Motiv und ein Foto, das nur aus dem gewünschten Kringel-Bokeh besteht. Idealerweise achten Sie bei dem Makrofoto schon auf einen homogenen, unscharfen Hintergrund. Aber auch mit mehrfarbigen Unschärfeeffekten können Sie arbeiten.

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Um das Bokeh-Bild zu erzeugen, gehen Sie einfach bei Sonnenschein in den Wald oder an einen Bach. Falls Sie kein Objektiv wie die oben genannten für Ihre Kamera besitzen, wäre mein Tipp, nach einem Meyer Görlitz Domiplan 50mm f2,8 (aktuelle ebay-Angebote hier) zu schauen. Das kostet auf den gängigen Online-Handelsplattformen etwa 30 Euro und besitzt einen mit M42-Anschluss. Entsprechende Adapter dafür gibt es für die gängigen Bajonette schon für unter 15 Euro.

Eine Mordfliege mit passendem Kringelbokeh. Die Aufnahmen für solche Bilder können Sie im Wald oder an einem kleinen Bach sammeln.

(Bild: Alexander Mett)

Im Wald richten Sie Ihre Ausrüstung dann in Richtung der Baumkronen aus, defokussieren das Objektiv so stark wie möglich und fotografieren dann bei Offenblende. Sind Sie an einem Bach unterwegs, fotografieren Sie in Richtung Wasser idealerweise im Gegenlicht, um möglichst viele Reflexe zu erhalten. Schauen Sie, wo das Wasser am effektvollsten vor sich hinplätschert, dort sammeln Sie dann innerhalb weniger Sekunden unzählige neue Bokeh-Varianten. Ich selbst habe einen großen Ordner mit hunderten Unschärfeaufnahmen. Manchmal gehe ich auch nur gezielt für solche Bilder auf eine Fototour.

Wenn Sie beide Bilder zusammen haben, kann die "Fusion" beginnen. Damit diese Technik schnell und einfach klappt, sollten Sie in Photoshop mit Masken, Einstellungsebenen und Schnittmasken umgehen können.

  • Öffnen Sie Ihr Makrobild in Photoshop und fügen Sie die Bokeh-Aufnahme als neue Aufnahme ein. Als Ebenenstil wählen Sie Ineinanderkopieren oder Weiches Licht. Nun ist das Bokeh-Bild mit dem Makrobild praktisch verschmolzen. Bei Ineinanderkopieren wird die Bokeh-Ebene sehr kontrastreich eingefügt, was die Farben besonders zum Leuchten bringt, mit dem Stil Weiches Licht bleibt das Bokeh dagegen deutlich dezenter.
  • Das Bokeh-Bild liegt jetzt natürlich noch komplett über dem Makrobild – entsprechend auch über dem eigentlichen Motiv. Damit der Unschärfeeffekt nur da erscheint, wo er soll, müssen Sie jetzt noch mit einer Ebenenmaske arbeiten. Diese erstellen Sie über das Maskensymbol rechts unten im Ebenendialog.
  • Beim Klick auf das Maskensymbol halten Sie am besten die ALT-Taste gedrückt, denn damit erstellen Sie eine schwarze Maske, die das gesamte Bokeh-Bild zunächst ausblendet. Jetzt malen Sie mit dem Pinselwerkzeug (Deckkraft 100, Pinselspitze Rund weich) und weißer Farbe in der Maske die gewünschten Bereiche des Bokehs ins Bild. Falls man sich doch einmal vermalt, pinselt man einfach mit schwarzer Farbe nach.
  • Es kann sein, dass sich die Farben der Unschärfeaufnahme und des Makrobildes beißen, also nicht zusammenpassen. Das kann zu unschönen Farbsäumen führen. In diesem Fall wenden Sie auf die Bokeh-Ebene eine Einstellungsebene Farbton/Sättigung an und erstellen eine Schnittmaske, sodass sich die Einstellungsebene nur auf die Bokeh-Ebene auswirkt. Jetzt können Sie das Bokeh-Bild komplett entsättigen, dadurch wird praktisch nur noch die Textur der Bokeh-Ebene eingeblendet ohne Farben. Damit die Hintergrundunschärfe noch etwas dynamischer wirkt, wenden Sie darauf einen Weichzeichnungsfilter an, ich nehme sehr gerne den Filter Bewegungsunschärfe.
  • Generell sollten Sie immer etwas mit den Reglern spielen, sowohl in Bezug auf die Filter als auch auf die Deckkraft der Bokehebene. Wichtig ist bei solchen Techniken nur, dass man es nicht übertreibt. Wendet man diesen Effekt von nun an bei jedem Bild an, dann nutzt er sich schnell ab und sieht dann irgendwann nicht mehr interessant aus.

Viel Spaß beim Ausprobieren, Ihr Alexander Mett

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