Schlechte Straßen, kaputte Brücken: Unternehmen klagen über marode Infrastruktur

Die Zahl der Unternehmen in Deutschland, die sich durch Mängel in der Infrastruktur beeinträchtigt sehen, wächst. Das ergibt eine Umfrage.

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Autobahn A27 in Bremen.

(Bild: heise online / anw)

Lesezeit: 3 Min.

79 Prozent der Unternehmen in Deutschland sehen sich durch Infrastrukturmängel in ihrer Geschäftstätigkeit beeinträchtigt. Das seien über 20 Prozentpunkte mehr als bei einer ähnlichen Befragung 2013, teilte das arbeitgebernahe Institut der deutschen Wirtschaft (IW) mit, das nach eigenen Angaben 1760 Unternehmen befragt hat. Vor allem Unternehmen mit mindestens 50 Mitarbeitern klagen demnach über Beeinträchtigungen durch Infrastrukturmängel.

Am meisten geklagt wird laut IW über Probleme mit dem Straßenverkehr. Von den Unternehmen in Nordrhein-Westfalen, die sich durch Infrastrukturmängel beeinträchtigt sahen, hatten 83 Prozent Probleme mit Straßen und Brücken. Auch Ostdeutschland und Baden-Württemberg sehen sich hier besonders betroffen.

2013 hatten 15 Prozent der befragten Unternehmen angegeben, sie seien durch ein mangelhaftes Kommunikationsnetz deutlich beeinträchtigt. 2018 stieg dieser Anteil auf 28 Prozent, zur aktuellen Umfrage fiel er auf 21 Prozent. Nach wie vor geben mehr als zwei Drittel der von Infrastrukturmängeln betroffenen Unternehmen an, dass zumindest ein Teil ihrer Probleme im Bereich der Kommunikationsinfrastruktur liegt. "Dennoch scheinen die erhöhten Anforderungen durch vermehrtes Homeoffice während der letzten Jahre eher Investitionen angeschoben zu haben, was offensichtlich auch zu einer leichten Verbesserung der Lage geführt hat", kommentiert das IW.

26 Prozent der Unternehmen haben deutliche Beeinträchtigungen durch eine mangelhafte Energieversorgung angegeben, 36 Prozent sehen sich gering beeinträchtigt. Gegenüber 2018 treten anscheinend auch Probleme mit dem Schiffsverkehr häufiger auf: 42 Prozent Unternehmen, die sich generell beeinträchtigt sehen, haben Probleme mit Wasserstraßen und Häfen, 2018 waren es noch 15 Prozent. Beim Luftverkehr stiegen diese Anteile von 19 auf 33 Prozent.

Die Probleme seien hausgemacht, betonte das IW. Seit 2015 stelle der Bund zwar wieder mehr Investitionsmittel für die Verkehrsinfrastruktur zur Verfügung. Diese würden aber durch die steigenden Baupreise aufgezehrt. Preisbereinigt liege die Investitionssumme im Jahr 2022 auf dem Niveau von 2009. Außerdem bremse das deutsche Planungsrecht den Ausbau. Bislang dauere es vom Beginn der Vorplanung eines neuen Schienenweges im Schnitt fast 23 Jahre, bis der erste Zug über die Gleise rollt.

Insgesamt sei die deutsche Wirtschaft vielfach belastet, meint das IW. Das aktuelle Jahr werde durch einen vom russischen Überfall auf die Ukraine ausgelösten Energiepreisschock geprägt. Dadurch würden bereits bestehende Produktionsstörungen verstärkt. Im Zuge der Coronavirus-Pandemie würden die globalen Zuliefernetzwerke nicht in der gewohnten Zuverlässigkeit funktionieren. Hier komme der Infrastruktur in Deutschland eine zentrale Bedeutung zu. Gesperrte Autobahnen, Ausfälle im Schienenverkehr, Staus in den Seehäfen oder die infolge des Niedrigwassers beeinträchtigten Schiffstransporte belasteten die Unternehmen zusätzlich. Dadurch werde der einstige Standortvorteil Infrastruktur zunehmend zu einem Hemmschuh.

(anw)