Soziale Netze sind wichtige Informationsquelle für Generation Z

Für jüngere Deutsche ist das Internet die wichtigste Quelle zur Orientierung über das Zeitgeschehen. Das haben die Medienanstalten erkannt.

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Eine Frau mit braunen Haaren hält ein Handy

(Bild: Farknot Architect/Shutterstock.com)

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Ein Drittel der Gesamtbevölkerung Deutschlands ab 14 Jahren nimmt Berichte zum aktuellen Zeitgeschehen in Politik, Wirtschaft und Kultur aus Deutschland und der Welt über mindestens einen Social-Media-Dienst wahr. Damit ist die "informierende Tagesreichweite" von sozialen Netzwerken, Video-Teil-Diensten und Instant-Messengern in nur fünf Jahren um 55 Prozent gestiegen.

Dies geht aus dem am Mittwoch erschienenen Vielfaltsbericht 2022 der Landesmedienanstalten hervor. Er enthält unter anderem Ergebnisse der repräsentativen Mediengewichtungsstudie für das erste Halbjahr 2022. Sie zeigt einen klaren Trend zu wieder mehr informierender Mediennutzung etwa aufgrund des Kriegs Russlands gegen die Ukraine und der damit verknüpften Energiekrise.

Noch ist das Fernsehen mit der höchsten Tagesreichweite Informationsmedium Nummer 1: Knapp 56 Prozent der Bundesbürger lassen sich darüber täglich über das Zeitgeschehen aufklären. Das Internet liegt mit 53 Prozent knapp dahinter, bei den unter 50-Jährigen aber schon voran.

Bei der allgemeinen Nutzung von Online-Diensten bleibt WhatsApp stabil an erster Stelle mit über 60 Prozent, dicht gefolgt von Google mit 58 Prozent. Etwa jeder Dritte schaut sich Videos bei YouTube an. Die Nutzung Instagrams steigt weiter und schlägt – erstmals auch in der Gesamtbevölkerung – jene Facebooks.

Immer mehr Deutsche holen sich online auch Information. Bei der Nutzung von Videoportalen und sozialen Netzwerken liegen unter 30-Jährige durch die Bank weit über dem Durchschnitt. Etwa ein Drittel von ihnen ist auf Instagram vertreten. TikTok steigert seine Reichweite deutlich, landet beim Thema Information aber mit 14,1 Prozent Nutzung durch die 14- bis 29-Jährigen noch hinter Instagram.

Das mit dem Kauf durch Elon Musk ins Trudeln gekommene Twitter verpasste bereits vor dem Eigentümerwechsel erneut den Sprung in die Top 5 bei der gesamten Tagesreichweite. Nur 3,3 Prozent der ab 14-Jährigen nahmen dort an einem Durchschnittstag Information zum aktuellen Zeitgeschehen wahr. Das bekannte "Twitter-Phänomen" bestätigt sich erneut: Die gesellschaftliche Relevanz des Netzwerks für politische Diskussionen zwischen Aktivisten, Journalisten, Politikern und Bürgern entfaltet sich laut dem Bericht vor allem außerhalb der Plattform, wirkt also gerade über die klassischen Medien nach.

Soziale Netzwerke werden zwar von vielen als Infoquelle genutzt, aber von den meisten nicht ausschließlich. Im Trend nimmt die Relevanz des Internets für Nachrichtenbezug weiter zu, wobei sich digitale Angebote klassischer Medien im Internet hoher Reichweiten erfreuen und vor Wikipedia liegen.

38 Prozent – also vier von zehn Menschen ab 14 Jahren – geben an, dass ihnen das Internet am wichtigsten ist, um sich über das Zeitgeschehen zu orientieren. Damit bleibt das Online-Medium bei der Präferenz stabil an erster Stelle. Für knapp ein Drittel hat das Fernsehen die größte Relevanz. Auf Rang 3 und 4 folgen mit knapp 15 beziehungsweise zehn Prozent Tageszeitungen und Radio.

Die tatsächliche Nutzung des Radios zu Informationszwecken ist mit aktuell 47,7 Prozent im Vergleich zur vorherigen Befragung leicht gestiegen. Sie liegt damit weiterhin an dritter Stelle hinter Fernsehen und Internet. Die informierende Tagesreichweite von Zeitungen hat sich kaum verändert (30,5 Prozent). Schlusslicht in der Rangliste der Mediengattungen bilden weiterhin die Zeitschriften, die von rund einem Zehntel als Informationsquelle herangezogen werden.

Regelmäßige Informationsnutzung und selektive Nachrichtenvermeidung aufgrund von Themenmüdigkeit stehen dem Report zufolge nicht im Widerspruch zueinander. Viele Menschen nähmen sich bewusst Auszeiten vom Schlagzeilen-Gewitter.

Anbieter, die auf Nutzerdaten zugreifen können, hätten erhebliche Wettbewerbsvorteil, betont Georgios Gounalakis, Vorsitzender der Kommission zur Ermittlung der Konzentration im Medienbereich (KEK). Das hilft bei der Ausrichtung der eigenen Inhalte ebenso wie beim Verkauf von Werbung. Der Professor wünscht sich neue Regulierungskonzepte für den Online-Bereich. Die KEK warnte schon im März vor bedenklicher Machtkonzentration gerade bei Streaming-Diensten.

Die intensive Nutzung des Internet für private Zwecke – bei Jüngeren täglich mehr als sieben Stunden – lässt die Medienanstalten nach mehr Regulierung von Online-Medien und -plattformen rufen. "Die leichte Auffindbarkeit verlässlicher Informationen und qualitativ hochwertiger Inhalte wird immer wichtiger", sagte Wolfgang Kreißig, Vorsitzenden der Direktorenkonferenz der Medienanstalten. Mit den umstrittenen Vorgaben zur leichten Auffindbarkeit von Inhalten mit öffentlichem Mehrwert nähmen die Medienanstalten "als staatsferne Institutionen dank des Medienstaatsvertrags eine Vorreiterrolle" ein.

(ds)