Schutz vor Sanktionen: Russischer IT-Riese Yandex soll aufgespalten werden

Angesichts der Sanktionen gegen Russland will Yandex Abteilungen wie die für autonome Autos komplett auslagern. Ein Putin-Getreuer soll in Russland übernehmen.

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Ein autonomes Auto von Yandex

(Bild: Alexander Sobol/Shutterstock.com)

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Der russisch-niederländische IT-Konzern Yandex soll aufgespalten werden, um Geschäftsbereiche außerhalb des russischen Heimatmarkts vor westlichen Sanktionen zu schützen. Das berichtet unter anderem die Financial Times. Das Kerngeschäft in Russland soll demnach von Alexei Kudrin übernommen werden, einem Vertrauten des Präsidenten Wladimir Putin. Gleichzeitig sollen die Bereiche für autonome Autos, Cloud-Computing, Bildungstechnologie und Datenetikettierung ausgelagert und von den "toxischen" Verbindungen nach Russland befreit werden. Die Verantwortung dafür soll demnach Yandex-Mitgründer Arkadi Wolosch übernehmen. Putin hat den Plan demnach jetzt abgesegnet.

Der Plan sei ein Eingeständnis, da es nach dem russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine und den daraufhin verhängten Sanktionen gegen Russland nicht mehr möglich ist, aus Yandex einen IT-Giganten von Weltrang zu machen, schreibt die Financial Times. Mit der Aufspaltung soll der Konzern zumindest teilweise vor den desaströsen Konsequenzen für die russische Wirtschaft verschont werden.

Gegenwärtig ist Yandex eine Tochter der niederländischen Yandex N.V. mit Sitz in Amsterdam, viele Anteile daran gehören westlichen Shareholdern, berichtet Reuters. Nach der Aufspaltung soll der niederländische Teil umbenannt werden. Jegliche Verbindung zu den Geschäften etwa mit der gleichnamigen Suchmaschine, Onlinewerbung, Fahrdienstvermittlung und E-Commerce sollen gekappt werden.

Der Financial Times zufolge ist Wolosch "entsetzt" über den russischen Angriff auf die Ukraine, er habe Russland seitdem nicht mehr besucht. Der Yandex-Gründer lebt in Israel. Sein Unternehmen habe sich zu dem Krieg nicht öffentlich geäußert, weswegen ihm Komplizenschaft vorgeworfen werden könnte.

Die Europäische Union hat Sanktionen gegen Wolosch verhängt, weil die Suchmaschine von Yandex kreml-kritische Inhalte verstecke. Deswegen war er als CEO abgetreten. Tausende Angestellte haben das Unternehmen und Russland in den vergangenen Monaten verlassen, schreibt die Zeitung noch.

Kudrin soll das Unternehmen nun als sogenanntes "Dach" vor politischer Einflussnahme beschützen, er hat seit den frühen 1990er-Jahren enge Kontakte zu Putin, berichtet die Moscow Times. Noch ist er Chef des Rechnungshofs.

(mho)