Chinas Raumstation beginnt mit Forschung​

Chinas "Himmelspalast" wurde in nur 18 Monaten zusammengebaut. Der erste Crew-Wechsel läuft. 24 Schränke stehen für wissenschaftliche Forschung bereit.

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Künstlerische Darstellung der Raumstation

Künstlerische Darstellung der fertigen chinesischen Raumstation Tiangong

(Bild: CMS)

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Chinas Raumstation "Tiangong" (Himmelspalast) erlebt dieser Tage ihren ersten Wechsel der Besatzung. Am Dienstag sind die drei Taikonauten Junlong Fei, Qingming Deng und Lu Zhang an Bord gekommen. Sie lösen Dong Chen, Yang Liu und Xuzhe Cai ab, die die letzten sechs Monate dort verbracht und die drei Module der Station zusammengesetzt haben. Die drei abgelösten Chinesen sollen bald zur Erde zurückkehren. Mit der neuen Besatzung beginnt die wissenschaftliche Forschung auf der Raumstation.

Dafür stehen zwei Dutzend Experimentierschränke bereit. Tiangong umkreist in nicht ganz 400 Kilometern Höhe die Erde und soll durchgehend bemannt bleiben. Die geplante Mindestbetriebsdauer beläuft sich auf zehn Jahre. Damit dürfte sie die Internationale Raumstation ISS überdauern, die in die Jahre gekommen ist. Die am Dienstag eingezogene Besatzung wird ihrerseits in einem halben Jahr abgelöst.

Mit der Aufnahme des regulären Betriebs erreicht die Volksrepublik China ein Ziel, dass die Regierung vor 30 Jahren gesetzt hat: Aufnahme bemannter Raumfahrt und Einrichtung einer Raumstation. Vor 30 Jahren, 1992, war das Land weit davon entfernt, eine wirtschaftliche Supermacht zu sein. Geleitet wird das Projekt von Chinas Volksbefreiungsarmee.

Für Zusammenbau und Bestückung Tiangongs mit notwendiger Ausrüstung und Rationen reichten zwölf Raketenflüge in nur eineinhalb Jahren. Komplettiert wurde Chinas Raumstation erst vor gut einem Monat. Die Station könnte um drei weitere Module erweitert werden, sollten sich andere Länder dem Projekt anschließen. Zu den Vorhaben um die Raumstation gehört auch ein "Xuntian" genanntes Raumteleskop, das dem US-amerikanischen Hubble-Teleskop ähneln soll. Es soll regelmäßig an den "Himmelspalast" andocken, um Treibstoff aufzunehmen und gewartet zu werden. 2024 soll Xuntian startbereit sein.

Die Volksrepublik hat Milliarden in ihr Raumfahrtprogramm gesteckt – mit beachtlichen Erfolgen, darunter das Satellitennavigationssystem Beidou. Auf dem Mond betreibt China einen Rover, hat Gestein zur Erde gebracht und als erste Nation ein Raumschiff auf der erdabgewandten Seite gelandet. Außerdem ist die Landung eines Marsrovers schon beim ersten Anlauf geglückt. Geplant sind unter anderem die Landung auf einem erdnahen Asteroiden, eine Mission zur Verbringung von Mars-Proben zu Erde 2028 sowie eine Erkundung des Jupiter 2029.

Allerdings setzt China mit seinen ambitionierten Unterfangen fremde Menschenleben aufs Spiel. Regelmäßig lässt die Volksbefreiungsarmee Raketen unkontrolliert auf die Erde stürzen. Im August haben Trümmer einer chinesischen Raketenstufe nur knapp Dörfer auf Borneo verfehlt. Bereits früher haben Reste einer chinesischen Rakete Gebäude auf der Elfenbeinküste beschädigt.

(ds)