Drei Fragen und Antworten: OpenStreetMap im kommerziellen Gewand – klappt das?

TomTom stellt sich mit einer neuen Kartenplattform komplett neu auf. Und dabei setzt der Anbieter vor allem auf Open Source und strengen Datenschutz.

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Mit einer neuen Kartenplattform will TomTom dem etablierten Google Maps mächtig Konkurrenz machen. Punkten will der Anbieter dabei vor allem mit einer freien Basis der Kartendaten und den von vielen Quellen stammenden Informationen. Wie gut sich das kommerzielle Angebot mit dem Open-Source-Gedanken verträgt und wie es um den Datenschutz bestellt ist, erklärt Michael Harrell im Interview.

Im Interview: Mike Harrell

(Bild: 

TomTom

)

Michael ‚Mike‘ Harrell ist VP Software Engineering bei TomTom.

Seine neue Kartenplattform baut TomTom in großen Teilen auf der freien OpenStreetMap auf. Als Anbieter versprechen Sie, respektvoll mit der Arbeit der Community umzugehen – wie sieht die Zusammenarbeit denn konkret aus?

Wir leisten bereits seit einiger Zeit verschiedene Beiträge zu den Features der Karten von OSM. Wir steuern aktiv Kartendaten bei und übernehmen die Rückbearbeitung. Wir teilen die Ergebnisse unserer Qualitätsprüfungen in Form von MapRoulette-Challenges und via MapMetrics. TomTom Community Manager engagieren sich aktiv in der OSM-Community; wir haben bereits OSM-Konferenzen gesponsert und werden dies auch weiterhin tun.

Offensichtlich handelt es sich bei TomToms neuer Plattform nicht bloß um OSM. Welche der freien Daten nutzt das kommerzielle Angebot denn und wie bereitet es diese auf?

Die weltweite Verfügbarkeit offener Daten nimmt zu, schwankt dabei aber von Region zu Region hinsichtlich Abdeckung und Qualität. Daten, die den öffentlichen Raum beschreiben, werden häufig von Behörden oder staatlichen Einrichtungen verwaltet und als offene Daten veröffentlicht. Solche offenen Daten bilden eine wichtige Quelle beim Erstellen unserer Karte und der damit verbundenen Produkte und Dienstleistungen.

Die Entscheidung, welche dieser Daten es in das kommerzielle Produkt schaffen, hängt vom jeweiligen Land und der jeweiligen Funktion ab. Der Prozess, der diese Selektion vornimmt, ist zu 100 Prozent im Einklang mit der Open Database License OdBL der Open Knowledge Foundation.

In der Ankündigung nahm OpenStreetMap einen prominenten Platz ein, Sensordaten sollen es als "Super Sources" ergänzen. Wie erhalten Sie diese Informationen, gerade im Hinblick auf den Datenschutz?

Die neue Maps Platform kombiniert TomToms eigene Daten mit neuen "Super Sources" wie Sensordaten und Open-Source-Daten wie OSM. Alle Sensordaten, die von TomTom verwendet werden, sind anonymisiert und werden durch unsere eigenen Geräte, Apps oder durch Partnerschaften gesammelt. Durch die Kombination der Expertise von TomTom in der Kartenerstellung und Routenplanung mit den oben genannten Superquellen können wir hochpräzise, sehr detaillierte globale Karten erstellen.

TomTom nimmt den Schutz der Daten seiner Kunden sehr ernst und kann bei dem Thema auf eine lange Tradition zurückblicken, die bis zu unseren Consumer-Geräten zurückreicht. Wir wenden Best-Practice-Methoden an, um die Verbindung zwischen einzelnen Kunden und Standortdaten zu anonymisieren. Unser Geschäftsmodell hängt nicht von der Auswertung und Monetarisierung personenbezogener Daten ab. Wir sind vielmehr daran interessiert, Informationen über Straßen, Verkehrsschilder und andere Infrastrukturen zu nutzen, um unsere Karten zum Nutzen all unserer Kunden zu verbessern.

In der Serie „Drei Fragen und Antworten“ will die iX die heutigen Herausforderungen der IT auf den Punkt bringen – egal ob es sich um den Blick des Anwenders vorm PC, die Sicht des Managers oder den Alltag eines Administrators handelt. Haben Sie Anregungen aus Ihrer tagtäglichen Praxis oder der Ihrer Nutzer? Wessen Tipps zu welchem Thema würden Sie gerne kurz und knackig lesen? Dann schreiben Sie uns gerne oder hinterlassen Sie einen Kommentar im Forum.

(fo)