Vor 20 Jahren: Apple mischt mit Safari den Browser-Markt auf

Den großen Erfolgszug trat Safari erst auf dem iPhone an. Dort duldet Apple bis heute keine anderen Browser-Engines. Ein Blick zurück auf 20 Jahre Safari.

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Safari von Apple

(Bild: Apple)

Lesezeit: 4 Min.
Inhaltsverzeichnis

Der Apple-Browser Safari wird 20: Am 7. Januar 2003 präsentierte der Apple-Mitgründer Steve Jobs stolz den hauseigenen Browser, der noch am selben Tag als Beta veröffentlicht wurde. Safari sei „der schnellste Browser auf dem Mac. Punkt“, betonte Jobs damals und stellte weitere Innovationen in Aussicht. Heute kaum mehr vorstellbar: Der Standard-Browser auf dem Mac war zu diesem Zeitpunkt Microsofts Internet Explorer, Jobs großer Deal mit Bill Gates hatte das Jahre zuvor eingefädelt.

Mit Apples großem Umstieg von Classic Mac OS auf Mac OS X hatte allerdings auch der Internet Explorer 5 zu kämpfen und zeigte sich zusehends behäbig, zumal Microsoft nach der Veröffentlichung von Safari kaum mehr Ressourcen in die Weiterentwicklung steckte. Schon wenige Monate nach der Veröffentlichung von Safari stellte Microsoft die Mac-Version des Internet Explorers ein. Im Herbst 2003 wurde Safari der neue Standard-Browser von Mac OS X – und er ist es bis heute geblieben.

Dabei setzte Apple von Anbeginn auf eine eigene Engine: Andreas Beier schrieb vor 20 Jahren für heise online: „Die Rendering-Engine von Safari basiert auf dem aus der Linux-Welt stammenden KHTML, der HTML-Bibliothek des KDE-Desktop. KHTML ist HTML4-kompatibel und unterstützt unter anderem DOM, Java, JavaScript und Cascading Style Sheets (CSS). Laut Jobs hat Apple etwa die Hälfte des Codes zum Teil erheblich verbessert. Die weiterentwickelten Code-Teile sollen noch heute in das Open-Source-Projekt zurückfließen. "Einige Leute haben ein Problem mit Open Source Software", stichelte Jobs in Richtung Microsoft, "wir finden sie großartig“.

Apples Entscheidung für KHTML als WebKit-Basis löste damals erhebliche Diskussionen aus, besonders bei Mozilla fühlten sich Entwickler der Gecko-Engine auf den Schlips getreten. Apples Safari-Chefentwickler hatte die Entscheidung gegen die Verwendung der Gecko-Engine unter Verweis auf Geschwindigkeit und Schlankheit des Codes von KHTML begründete.

Überraschend brachte Apple im Jahr 2007 Safari und WebKit sogar auf Windows, verlor aber wenige Jahre später das Interesse und stellte die Windows-Version des Browser wieder ein. Den großen Durchbruch hatte Safari zu diesem Zeitpunkt längst auf einer ganz anderen Plattform – dem iPhone. Dort ist Safari nicht nur der vorinstallierte und unlöschbare Standard-Browser, sondern es gilt bis heute WebKit-Zwang: Die Verwendung eigener Engines ist anderen Browser-Herstellern verboten, weder Chromium noch Gecko darf in iOS laufen. Den Unterbau von Chrome, Firefox und alle anderen iPhone- und iPad-Browsern bildet also WebKit. Von Web-Entwicklern wird das seit Jahren immer wieder scharf kritisiert, eingelenkt hat Apple bislang nicht.

Apple-Browser Safari wird 20 (4 Bilder)

Eine andere Zeit: Safari erschien am 7. Januar 2003 als Public Beta für Mac OS X.
(Bild: Apple)

Der Digital Markets Act dürfte den Konzern aber dazu zwingen, andere Browser-Engines für iOS zu erlauben, zumindest in Europa. Neue Konkurrenz könnte Apple jedenfalls dazu bewegen, WebKit schneller weiterzuentwickeln.

Unter Mac-Nutzern erfreut sich Safari durchaus Beliebtheit, der Browser arbeitet vergleichsweise schnell, sparsam und ist gut in das Betriebssystem integriert, bietet aber nicht die Fülle an Unterstützung und Kompatibilität wie etwa Google Chrome. Besonders bei der Ausführung komplexerer Web-Apps hakt es mitunter, auch wenn Apple hier bereits Verbesserungen in Aussicht gestellt hat. So sollen etwa Web-Apps in diesem Jahr erstmals Push-Nachrichten auf iPhones ausliefern können.

Auf zunehmende Vorwürfe, Safari sei „der neue Internet Explorer“ reagierten Apple-Entwickler im Frühjahr sachlich und forderten konkrete Hinweise, welche Probleme als erstes angegangen werden sollen. Auch die Beschwerden über lahme Patches für Schwachstellen in WebKit scheint sich Apple zu Herzen zu nehmen: Zumindest in macOS 13 und iOS 16 kann der Konzern nun auch Sicherheitsverbesserungen außer der Reihe bereitstellen. Die nächste große Safari-Version steht im Herbst mit iOS 17 und macOS 14 ins Haus.

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(lbe)