Fachkräftemangel: MINT-Fächer bei Studienanfängern spürbar weniger gefragt

Im Studienjahr 2021 konnten sich deutlich weniger Neu-Immatrikulierte für Mathematik, Informatik & Co. begeistern. Der Frauenanteil erzielte aber einen Rekord.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 276 Kommentare lesen

(Bild: Iakov Filimonov/Shutterstock.com)

Lesezeit: 3 Min.

Die Wirtschaft sucht angesichts eines immer wieder beklagten Fachkräftemangels händeringend Experten im Bereich Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik (MINT). Doch mit dem Nachwuchs sieht es aktuell schlecht aus: Im Studienjahr 2021 wählten nur rund 307.000 Studierende im ersten Semester ein Fach aus dieser Gruppe, wie das Statistische Bundesamt am Montag mitteilte. Das waren 6,5 Prozent weniger als im Vorjahr.

Das Statistische Bundesamt erklärt den Rückgang teilweise damit, dass die Zahl der Studienanfänger insgesamt seit 2019 rückläufig ist: 2021 lag sie um 4 Prozent unter dem Wert des Vorjahrs. Parallel dazu habe sich in Deutschland die Zahl der 17- bis 22-Jährigen, etwa aufgrund geburtenschwacher Jahrgänge, insgesamt verringert. Zusätzlich seien infolge der Coronapandemie weniger Ausländer zum Studium nach Deutschland gekommen. Doch auch wenn man all diese Aspekte berücksichtige, sinke trotzdem der Anteil derjenigen, die sich neu für MINT-Fächer einschrieben: 2021 lag er bei 37,7 Prozent, während er auf seinem Höchststand 2015 noch 40,5 Prozent betragen habe.

heise jobs – der IT-Stellenmarkt

Zu Arbeitsplätzen und Stellenangeboten in der IT-Branche siehe auch den Stellenmarkt auf heise online:

Von Geschlechterparität sind die technischen Studiengänge auch nach wie vor weit entfernt. Frauen entscheiden sich nach wie vor seltener für eine wissenschaftliche Hochschulausbildung in MINT-Fächern als Männer. Über die Jahre ist der Frauenanteil unter den Einsteigern aber langsam gestiegen, führt das Statistikamt aus: Lag er 2001 noch bei 30,8 Prozent, betrug er zwanzig Jahre später immerhin 34,5 Prozent – ein Rekord. Die Präferenzen sind hier aber sehr unterschiedlich: Am höchsten war der Frauenanteil 2021 in Innenarchitektur (88,2 Prozent), am niedrigsten in Stahlbau (2,2 Prozent). In Informatik lag der Frauenanteil unter den Neu-Immatrikulierten bei 21,8 Prozent.

Studien zufolge halten Klischees wie das vom Nerd das weibliche Geschlecht oft von einem Informatikstudium ab. Insgesamt begannen mehr Frauen als Männer eine Hochschulausbildung: So lag der Frauenanteil unter allen Studierenden im 1. Semester im Studienjahr 2021 bei 52,4 Prozent. Die Zahl der Studierenden aller Fächer zusammengenommen ist im Wintersemester 2021/22 gegenüber dem Vorjahreszeitraum um knapp 0,1 Prozent gestiegen. Allerdings paukten nur knapp über eine Million davon im MINT-Bereich. Das ist ein Prozent weniger als im Wintersemester 2020/21, als mit 1,1 Millionen Studierenden der bisherige Höhepunkt erreicht war.

Bei den MINT-Abschlüssen steht Deutschland im EU-Vergleich dagegen noch besser da: Nach Angaben der EU-Statistikbehörde Eurostat entfielen 36 Prozent aller Bachelor- und gleichwertigen Abschlüsse und 35 Prozent aller Master- und gleichwertigen Abschlüsse 2020 auf ein MINT-Fach. Das war jeweils der höchste Anteil in der EU. Beim Frauenanteil unter den Absolventen war Deutschland hier aber Schlusslicht. "Die sinkenden Studierendenzahlen in den MINT-Berufen gefährden die Innovationskraft in Deutschland und damit Wettbewerbsfähigkeit und nachhaltigen Wohlstand", kommentierte Axel Plünnecke vom Institut der deutschen Wirtschaft Köln (IW) die Zahlen. Aktuell fehlten hierzulande rund 140.000 Ingenieure und Informatiker bei steigendem Bedarf. Im Herbst hatte das IW die Lücke im ganzen MINT-Sektor mit 326.100 Fachkräften angegeben.

(olb)