Indiens Regierung lässt kritische BBC-Doku auf Youtube sperren

Ein Dokumentarfilm der BBC widmet sich unter anderem der Vergangenheit von Indiens Premierminister Narendra Modi. Dessen Regierung reagiert scharf.

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Indische Flagge

(Bild: siam.pukkato/Shutterstock.com)

Lesezeit: 2 Min.

Indiens Regierung geht gegen einen Dokumentarfilm über Premierminister Narendra Modi vor und hat dessen Sperrung nicht nur auf Youtube erreicht. Außerdem wurde die Sperrung zahlreicher Tweets angeordnet, in denen der Film beworben wurde. Die Regierung berufe sich dabei auf gesetzliche Regelungen, die solche Eingriffe in Notfällen und "im Interesse der Souveränität und Integrität Indiens" erlauben, berichtet The Register.

Sogar das Internet Archive hat eine Kopie des Videos entfernt. Weitere Informationen dazu gibt es von dem US-Portal nicht, laut der indischen Zeitung The Hindu war es zuletzt die wichtigste Quelle für den Film.

Stein des Anstoßes ist der zweiteilige Dokumentarfilm "India: The Modi Question", der vor einer Woche auf BBC 2 ausgestrahlt wurde. Darin geht es unter anderem um die Rolle des heutigen Premierministers bei gewalttätigen Ausschreitungen zwischen Hindus und Muslimen im Jahr 2002 im indischen Bundesstaat Gujarat, dessen Regierungschef Modi zu der Zeit war. Dabei waren verschiedenen Quellen zufolge zwischen 1000 und 2000 Menschen ums Leben gekommen. Modi war vorgeworfen worden, die Gewalt mindestens gebilligt, aber womöglich sogar gefördert zu haben.

Diesen Vorwürfen widmet sich der Dokumentarfilm und wird dafür aus Indiens Regierung teils scharf kritisiert – obwohl der Film dort noch gar nicht im Fernsehen gezeigt wurde, wie The Register erwähnt. The Hindu ergänzt, dass der Film erstmals publik macht, dass Modi damals von der britischen Regierung eine Schuld an der Gewalt zugeschrieben wurde. Die sei Monate im Voraus geplant und politisch motiviert gewesen, solange Modi Regierungschef bleibt, sei eine Versöhnung unmöglich. Diese Beurteilung sei bisher geheim gewesen und könnte die Reaktion der Regierung Indiens erklären.

Insgesamt sind nun mehrere Veröffentlichungen des Films auf Youtube gesperrt worden, Listen zu entfernender Tweets enthalten laut The Hindu über 50 Einträge. Die sind aber bislang zumindest in Teilen weiterhin abrufbar. Vorstellbar ist, dass das deutlich geschrumpfte Team von Twitter bislang noch nicht reagieren konnte. Bei der Löschung der Kopie beim Internet Archive ist bislang noch unklar, ob sie auf eine Vorgabe der indischen Regierung oder eine Anfrage der BBC hin erfolgte.

(mho)