Studie: Deutsche holen am meisten Freizeit aus dem Homeoffice heraus

Bundesbürger sparen sich durchschnittlich 65 Minuten Pendeln je Tele-Arbeitstag. 46 Prozent davon nutzen sie fürs Gammeln, während anderswo Zusatzarbeit zählt.

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(Bild: Sharomka/shutterstock.com)

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Pro Tag im Homeoffice gehen bei Büroarbeitern hierzulande 65 Minuten weniger für Pendelzeit drauf. Die Deutschen nutzen dieses Extrapensum aber größtenteils nicht etwa, um zuhause mehr zu schuften. Vielmehr genießen sie 46 Prozent von diesem Plus beziehungsweise rund 30 Minuten pro Tag mehr Freizeit. Damit sind sie Spitzenreiter im internationalen Vergleich.

Die Zahlen stammen aus einer jetzt veröffentlichten Studie des US-amerikanischen National Bureau of Economic Research (Nber). Die Ökonomen haben anhand von zwei Befragungswellen 2021 und 2022 in 27 Industriestaaten und Entwicklungsländern von Australien über Indien und die USA bis zur Ukraine herausgefunden, dass die durchschnittliche tägliche Zeitersparnis bei der Arbeit von zu Hause aus 72 Minuten beträgt. In China und Japan sind die Einsparungen mit 102 beziehungsweise 100 Minuten am höchsten, in Serbien mit 51 Minuten am geringsten.

Über alle einbezogenen Staaten hinweg wenden die Beschäftigten 40 Prozent ihrer "geschenkten" Zeit für Zusatzarbeit zuhause für ihren Brötchengeber oder für finanziell entlohnte Nebenbeschäftigungen auf. Rund 11 Prozent fließen in heimische Aufgaben wie die Betreuung von Kindern und anderer Angehöriger oder die Haushaltsführung. 34 Prozent der eingesparten Pendelzeit nutzen die Telearbeiter für Freizeitaktivitäten wie Lesen, Fernsehen, Filme schauen oder Sport.

Neben den Deutschen verwenden auch die Befragten in Österreich und Spanien mehr als 40 Prozent ihrer Zeitersparnis für die Freizeit. Die Bürger der Alpenrepublik landen mit 45 Prozent hier auf Platz 2 hinter Deutschland. In Staaten wie Malaysia, Frankreich, Indien, Singapur, Russland, Taiwan und der Ukraine bleiben dagegen weniger als 30 Prozent der gewonnenen Minuten für Freizeit.

Die zusätzliche Arbeitszeit für Haupt- und Nebenjobs absorbiert 53 Prozent der Einsparungen in Malaysia, Singapur und Taiwan, aber weniger als 35 Prozent in Deutschland, Griechenland, Japan, Italien, Polen und Spanien. Die Bundesrepublik kommt hier auf den niedrigsten Wert mit 31 Prozent. In Singapur und Südkorea entfallen nur 6 Prozent der Zeitersparnis auf zusätzliche Betreuungsaktivitäten. In Griechenland, Italien, Polen und Serbien sind es 15 Prozent oder mehr. Bundesbürger investieren für diese Zwecke 8 Prozent der Zusatzzeit.

"Die Arbeit von zu Hause aus bietet mehr Flexibilität bei der Zeiteinteilung während des Tages und eine größere persönliche Autonomie", schreiben die Wissenschaftler. Der unmittelbare private Wert des Homeoffice etwa an zwei oder drei Tagen in der Woche sei daher größer, als die reine Zeitersparnis beim Pendeln vermuten lasse. Am liebsten sind Deutschen hybride Arbeitsmodelle mit abwechselnden Tagen im Büro vor Ort und zuhause.

"Mehr Heimarbeit bedeutet auch eine geringere Belastung der Verkehrssysteme und vor allem weniger Staus zu den Hauptverkehrszeiten", heben die Forscher hervor. Die vorliegenden Erkenntnisse deuteten darauf hin, dass Telearbeit den Energieverbrauch und die Umweltverschmutzung in der gesamten Wirtschaft verringere.

Die Unterschiede zwischen Männern und Frauen bei der Aufteilung ihrer Zeitersparnis sind nicht groß. Während Männer mehr Zeit für Zusatzarbeit aufwenden, beträgt der tägliche Unterschied nur 2,4 Minuten. Männer nutzen auch etwa zwei Minuten mehr für Freizeit. Frauen investieren zusätzlich 0,7 Minuten ihres täglichen Zeitgewinns in Betreuungstätigkeiten, wenn keine Kinder unter 14 Jahren im Haushalt leben. Andernfalls sind es 2,4 Minuten mehr. In Deutschland befragte das Team über 1000 Vollzeitarbeiter online während der Hochzeit der Coronapandemie.

(mki)