Intels Prozessor-Kerngeschäft läuft desaströs

Auf einen grausigen Jahresabschluss folgt ein noch grausigerer Ausblick auf Anfang 2023. Intel streicht viele Pläne, um Geld zu sparen.

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Intels CPU-Topmodell Core i9-13900K aus der Raptor-Lake-Generation

(Bild: c't)

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Intel kommt aus dem Holpern nicht heraus: Im vierten Quartal 2022 machte das Unternehmen bei gut 14 Milliarden US-Dollar Umsatz einen Nettoverlust von 664 Millionen Dollar. Selbst dieses Ergebnis ist durch Steuervorteile und Investitionsgeschäfte geschönt. Der eigentliche Betrieb fährt ein Minus von 1,1 Milliarden Dollar ein – Negativrekord in Intels Firmengeschichte.

Verglichen mit dem Vorjahresquartal brach der Umsatz um ein Drittel ein, einhergehend mit einem Absturz der Bruttomarge von 53,6 auf 39,2 Prozent. Über das komplette Jahr gerechnet kam Intel laut den Donnerstagabend veröffentlichten Finanzdaten auf 63,1 Milliarden Dollar Umsatz (-20 %), 2,3 Milliarden Dollar Betriebsgewinn (-88 %) und 8 Milliarden Dollar Nettogewinn (-60 %) – 2021 lagen Betriebs- und Nettogewinn noch bei an die 20 Milliarden Dollar.

Intels Kernsparten liefen katastrophal: Die Client Computing Group (CCG) rund um alle Desktop- und Notebook-Prozessoren machte im vierten Quartal 2022 nur noch 6,6 Milliarden Dollar Umsatz und damit 36 Prozent weniger als ein Jahr zuvor. Die Operativmarge stürzte von 37 auf nur noch elf Prozent ein, der Betriebsgewinn sank analog von etwa 3,8 Milliarden auf 700 Millionen Dollar.

Die Gruppe Data Center and AI (DCAI) mit allen Xeon-Server-CPUs machte Ende 2022 immerhin wieder Betriebsgewinn von rund 400 Millionen Dollar bei einer Operativmarge von neun Prozent. Im dritten Quartal 2022 war DCAI noch ein Nullsummenspiel.

Die beiden Sparten Accelerated Computing Systems and Graphics Group (AXG, alles rund um eigenständige GPUs) und Intel Foundry Services (IFS, Chipauftragsfertigung) erwirtschafteten etwas mehr Geld, stellten aber weiterhin ein Verlustgeschäft dar – insbesondere die AXG mit einem Betriebsverlust von 441 Millionen Dollar (IFS: -31 Millionen).

Der Automotive-Sparte Mobileye ging es mit einem Wachstum von 59 Prozent zwar prächtig, allerdings sind 565 Millionen Dollar Umsatz und 210 Millionen Dollar Betriebsgewinn im Verhältnis zu Intels Kerngeschäft nur ein Tropfen auf dem heißen Stein.

Intels Geschäftsgruppen im vierten Quartal 2022 (4 Bilder)

(Bild: Intel)

Ohne tief ins Detail zu gehen, berichtet der Finanzchef David Zinsner von Schritten, um Intel gesundzuschrumpfen. Im Jahr 2023 will die Firma bereits drei Milliarden Dollar sparen, bis Ende 2025 sogar 8-10 Milliarden. In den USA soll an mehreren Standorten bereits Hunderten gekündigt worden sein; die große Keule scheint Intel aber noch nicht geschwungen zu haben.

Zusätzlich geht es ersten Bauprojekten an den Kragen: Laut The Register hat Intel den Bau einer 700 Millionen Dollar teuren Forschungs- und Entwicklungseinrichtung in Hillsboro, Oregon, gestrichen. In Haifa, Israel, entsteht laut Globes anstelle eines 200 Millionen Dollar teuren Entwicklungscenters schlicht ein Parkplatz. In Europa soll Intel aktuell höhere Fördersummen für die Megafab in Magdeburg und ein Packaging-Werk in Italien heraushandeln.

Im jetzt laufenden ersten Quartal 2023 dürfte Intels Verlust noch weiter steigen: Die Firma rechnet mit einem Umsatz von 10,5-11,5 Milliarden Dollar, also mindestens 38 Prozent weniger als Anfang 2022. Der Verlust pro Aktie soll auf 80 Cent steigen – Ende 2022 waren es "nur" 15 Cent pro Aktie. Die Bruttomarge soll auf 34,1 Prozent fallen.

Die Zahlen spiegeln Vorabaussagen der Analysefirma Bernstein Research wider, wonach Intel den PC-Markt derzeit absichtlich mit Prozessoren überschwemmt. Dadurch fallen zwar die Preise für die eigenen CPUs, allerdings soll so der eigene Marktanteil gegen AMDs Ryzen-Prozessoren hochgehalten werden. Intels Aktie brach im nachbörslichen Handel um zehn Prozent ein.

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