"Unerwünschte Organisation": Moskau verbietet Internetportal "Meduza"

Das aus Lettland betriebene Portal wird bereits seit einem Jahr gesperrt, nun verschärft Russland das Vorgehen. Nicht nur Redaktion, auch Leser sind in Gefahr.

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(Bild: Negro Elkha/Shutterstock.com)

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  • dpa

Russland hat das populäre und regierungskritische Nachrichtenportal "Meduza" als "unerwünschte Organisation" eingestuft und damit faktisch verboten. Das teilte die russische Generalstaatsanwaltschaft am Donnerstag mit. Das unabhängige Medium, das detailliert über Russlands Krieg gegen die Ukraine berichtet, war bereits im Jahr 2021 von den Behörden als "ausländischer Agent" gebrandmarkt worden. Kurz nach dem von Präsident Wladimir Putin angeordneten Einmarsch ins Nachbarland vor elf Monaten wurde dann auch die Internetseite blockiert, die seither für russische Leser nur noch über den Umweg eines VPN-Tunnels erreichbar ist.

Die Einstufung als "unerwünschte Organisation" kann für Leser nun gravierende Folgen haben, wie die ins EU-Land Lettland geflohene Redaktion mitteilte. Konkret drohe etwa eine strafrechtliche Verfolgung für das Teilen von "Meduza"-Artikeln in sozialen Netzwerken, für Spenden und für Leserkommentare unter Texten. Auch in Russland verbliebene "Meduza"-Journalisten seien in Gefahr.

Trotz der enormen Repressionen solle die Arbeit fortgesetzt werden, betonten die Journalisten. "Meduza" zählt für viele Russen zu den wichtigsten Quellen für unabhängige Ukraine-Berichterstattung.

"Wir würden gerne sagen, dass wir keine Angst haben und dass wir auf den neuen Status pfeifen – aber das stimmt nicht", heißt es in der Redaktionsmitteilung. "Wir haben Angst um unsere Leser. Wir haben Angst um diejenigen, die viele Jahre lang mit "Meduza" zusammengearbeitet haben. Wir haben Angst um unsere Verwandten und Freunde."

(mho)