Zensurvorwurf: Apple lässt Safari nun auch in Hongkong filtern

Einem Medienbericht zufolge hat der iPhone-Hersteller in Hongkong einen Filter für Safari aktiviert, der bislang nur auf dem chinesischen Festland aktiv war.

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Blick über Hongkong.

(Bild: Ronnie Chua/Shutterstock.com)

Lesezeit: 3 Min.

Apple hat für das Staatsgebiet Hongkongs damit begonnen, in seinem Standard-Browser Safari einen Filter zu aktivieren. Die Technik basiert einem Medienbericht zufolge auf einer Zensur-Software des chinesischen Konzerns Tencent, die zuvor nur in Festland-China eingesetzt worden war. Hongkong, das zu China gehört, genoss nach der Rückgabe durch Großbritannien über Jahre mehr Freiheiten als Festland-China, doch das Prinzip "Ein Land, zwei Systeme" wird mehr und mehr aufgeweicht, etwa durch neue Sicherheitsgesetze und ein scharfes Vorgehen gegen Demokratieaktivisten und Journalisten.

Laut einer Meldung des IT-Mediums The Intercept hat Apple nun die Verwendung einer schwarzen Liste mit verbotenen Websites, die Tencent kontrolliert, auch auf Nutzer in Hongkong ausgedehnt. Eigentlich dient sie dazu, den Besuch von Seiten mit Malware oder Betrugsinhalten zu verhindern, doch kommt sie offenbar auch mit jeder Menge Zensur. Blockiert wurden darüber beispielsweise bereits harmlose Angebote wie die Developer-Website GitLab – vermutlich, weil diese schon einmal für Aktivismus gegen die Pekinger Regierung verwendet wurde. Beim Versuch des Öffnens in Safari hieß es vor einigen Wochen, die Seite enthalte "unbestätigte Informationen". Mittlerweile soll der Zugriff aber wieder möglich sein.

Tencent ist ein Internet-Gigant in China. Er betreibt unter anderem die Super-App WeChat. Das Unternehmen betreibt aber auch den sogenannten Safe-Browsing-Filter für Safari-Nutzer in China im Auftrag von Apple – und jetzt, da die chinesische Regierung zunehmend die Kontrolle über das Gebiet übernimmt, auch in Hongkong, schreibt The Intercept. Der ehemalige Apple-Angestellte Chu Ka-cheong, der in Hongkong lebt, wunderte sich auf Twitter, dass Apple dies tut. Der Konzern habe zuvor gesagt, die Tencent-Blocklist sei nur für Safari-Nutzer in Festland-China gedacht.

Die Aktivierung des Tencent-Filters scheint bereits seit Herbst schrittweise erfolgt zu sein. Einer Überprüfung der entsprechenden Seite zufolge, die im Internet Archive eingesehen werden kann, hat Apple nach dem 24. November 2022 seine Safari-Datenschutzrichtlinie stillschweigend geändert, schreibt The Intercept weiter. Seither heißt es dort, dass die Tencent-Blocklist auch für Geräte in Hongkong verwendet werden kann.

Apple betont bei Kritik stets, sich an lokale Gesetze halten zu müssen – obwohl der Konzern ein progressives Image pflegt, was auch den Einsatz für Menschenrechte und Meinungsfreiheit inkludiert. In Festland-China ist bereits jetzt die iCloud auf Servern eines von der Kommunistischen Partei beherrschten Hosters gespeichert, wofür es regelmäßig Kritik hagelt. Eine Apple-Sprecherin wollte sich zu dem GitLab-Vorfall nicht äußern. Man solle Anfragen an Tencent richten, sagte sie zu The Intercept. Auch von dort kam keine Antwort. Es ist derzeit noch völlig unklar, wie Tencent entscheidet, was blockiert wird und was nicht. In Festland-China sind die Zensurmaßnahmen allerdings noch deutlich schärfer, weil dort das gesamte Internet zentral zensiert wird – über die sogenannte "große Firewall", die direkt in den Datenverkehr eingreift.

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(bsc)