Wie es mit dem E-Rezept weitergeht: Die Bundesregierung beantwortet Fragen

Nach 20 Jahren Planung und einer entschleunigten Testphase, geht es mit dem E-Rezept weiter, sofern es "diskriminierungsfreie" Wege beim Einlösen gibt.

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Oldenburg,,Lower,Saxony,/,Germany,-,October,30,,2016:,Red, Apotheke, health, Gesundheit

Bis das E-Rezept ein Kassenschlager wird, dauert es wohl noch.

(Bild: nitpicker/Shutterstock.com)

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Alles hängt jetzt von einer neuen Einlösemöglichkeit ab: Die Bundesregierung hat in einer kleinen Anfrage der CDU/CSU-Bundestagsfraktion (Drucksache 20/5156) beantwortet, wie es mit dem E-Rezept weitergehen soll. Auf die Frage, wie der "Fortschritt und die Dynamik der E-Rezept-Einführung" bewertet werde, folgt ein Verweis auf eine Million ausgestellte E-Rezepte. Auch wenn das Bundesgesundheitsministerium die scheinbar hohe Zahl ausgestellter E-Rezepte feiert, ist es bis zur flächendeckenden Einführung noch ein weiter Weg – bei jährlich über 400 Millionen ausgestellten Rezepten.

Laut Bundesregierung steht und fällt jetzt alles mit der Verfügbarkeit einer "weiteren digitalen Einlösemöglichkeit". Weitere Möglichkeiten prüfe die Gematik ebenfalls. Demnach laufen derzeit "intensive Gespräche mit der Industrie", damit es mit dem E-Rezept schnell weitergeht. Derzeit prüfe das BMG außerdem "verschiedene Maßnahmen, um den Roll-Out-Prozess zu unterstützen".

Die Frage nach geplanten Anreizen für die teilnehmenden Ärztinnen und Ärzte, verneint die Bundesregierung. Die für die Digitalisierung des Gesundheitswesens zuständige Gematik hatte allerdings im Vorfeld verschiedene Möglichkeiten überlegt, etwa eine "E-Rezept-Ready-Flag", die signalisiert, dass der Arzt das E-Rezept ausstellen kann oder die kostenlose Bereitstellung von Informationsmaterial. Für Ärzte ist das E-Rezept oft mit Mehraufwand verbunden, etwa da Patientinnen und Patienten bei der Bedienung der App Hilfe benötigen oder weil sie zurückkommen, da es Probleme bei der Übermittlung des Rezepts an die Apotheke gab. Daher hatten sich einige Ärzte während der aktiven Testphase für den Ausdruck des Rezepts entschieden, da Patienten dann nicht wieder drohten, zurück in die Praxis zu kommen.

Bisher ist die E-Rezept-App die einzige Möglichkeit für Patienten, das Rezept auf digitalem Weg zu erhalten – sofern Arzt und Patient dazu in der Lage sind. Die Authentifizierung für die App ist für viele Patientinnen und Patienten mit Aufwand verbunden. Zunächst sind eine elektronische Gesundheitskarte der Version 2.1 sowie eine PIN und ein NFC-fähiges Smartphone oder Kartenlesegerät erforderlich, die Versicherte oft erst nach einer persönlichen Authentifizierung bei der Krankenkasse erhalten. Da sich dies in der Praxis dann als zu umständlich erwies, hatten die zwei teilnehmenden Kassenärztliche Vereinigungen angekündigt, sich doch nicht mehr aktiv am "Rollout" des E-Rezepts zu beteiligen.

Zwischenzeitlich hatte der Hersteller Medisoftware eine von der Gematik nicht vorgesehene Funktion im Praxisverwaltungssystem implementiert, nach der der Token für das E-Rezept aus dem System heraus unverschlüsselt an die E-Mail-Adresse des Patienten verschickt wurde. Das hatte die Kassenärztliche Vereinigung in Schleswig-Holstein (KVSH) zum Anlass genommen, den Versand des Tokens über E-Mail und SMS prüfen zu lassen, was die dortige unabhängige Landesdatenschutzbeauftragte ablehnte, aber Alternativen vorschlug.

Den von der KVSH dadurch begründeten Ausstieg nahm wiederum die Kassenärztliche Vereinigung Westfalen-Lippe zum Anlass, ein Ultimatum zu setzen. Entweder gibt es einen unkomplizierten Weg, oder auch sie beteiligen sich nicht mehr aktiv. Dazu hatte die Gematik anschließend einen Vorschlag gemacht. Datenschützer lehnten diesen ab, boten aber ebenfalls mehrere Alternativen an. Anschließend hatte die Gematik für Mitte 2023 einen durch eine weitere Sicherheitsfunktion verstärkten Einlöseweg in der Apotheke spezifiziert, für den unter anderem Anpassungen an den Konnektoren – Router für die Anbindung an das Gesundheitsnetz – in den Apotheken vorgesehen sind.

(mack)