Intel kürzt massenhaft Gehälter

Um Kosten zu sparen, soll Intel firmenweit die Gehälter um 5 bis 25 Prozent kürzen und Bonusprogramme aussetzen. Währenddessen kassieren Aktionäre weiter ab.

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(Bild: Mark Mantel / heise online)

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Intel wälzt die katastrophalen Geschäftszahlen auch auf seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ab. Die Firma bestätigt Berichte über Gehaltskürzungen zumindest im Kern. Eine offizielle Stellungnahme lautet:

"Angesichts des anhaltenden makroökonomischen Gegenwinds und der Bemühungen, die Kosten im gesamten Unternehmen zu senken, haben wir mehrere Anpassungen an unseren Vergütungs- und Prämienprogrammen für 2023 vorgenommen. Diese Änderungen sollen sich stärker auf unsere Führungskräfte auswirken und dazu beitragen, die Investitionen und die Gesamtbelegschaft zu unterstützen, die erforderlich sind, um unsere Transformation zu beschleunigen und unsere langfristige Strategie zu erreichen. Wir danken unseren Mitarbeitern für ihr Engagement für Intel und ihre Geduld in dieser Zeit, denn wir wissen, dass diese Veränderungen nicht einfach sind."

Unter anderem Semianalysis, The Oregonian, Reuters und die Financial Times berichten von mehrstufigen Gehaltskürzungen. Los geht es demnach mit einer 5-Prozent-Kürzung ab der mittleren Ingenieursriege der sogenannten Grade 7. Alle Leute darunter bekommen ihre bisherigen Gehälter weiter. Sofern Aggregator-Webseiten wie Glassdoor einigermaßen korrekte Angaben liefern, verdienen Grade-7-Leute bei Intel im Mittel knapp 190.000 US-Dollar pro Jahr – eine 5-prozentige Kürzung entspräche somit fast 10.000 Dollar pro Jahr.

Die in Quartalen ausgezahlten Boni streicht Intel angeblich komplett und die jährlichen Boni pausieren. Zudem ist die Rede von Kürzungen bei der betrieblichen Altersvorsorge, dem sogenannten 401(k)-Plan, dessen Zuzahlungen von Arbeitgeberseite auf 2,5 Prozent halbiert werden sollen. Gerade zu Zeiten hoher Inflation sind diese Kürzungen doppelt ärgerlich.

Vice Presidents, also die gehobene Führungsriege, sollen 10 Prozent weniger bekommen und alle Executive Vice President – Führungspositionen der verschiedenen Geschäftsgruppen – 15 Prozent weniger. Intel-Chef Pat Gelsinger soll eine 25-prozentige Kürzung auf sein Grundgehalt hinnehmen.

Bisher gibt es nur Zahlen für das Jahr 2021, in dem Gelsingers Grundgehalt bei 1,25 Millionen Dollar lag – 25 Prozent davon entsprächen 312.500 Dollar. Die Executive Vice Presidents bekamen zwischen 750.000 und 925.000 Dollar, allerdings wurde seitdem beinahe die komplette Führungsetage ausgetauscht. Die Vergütungen für das Jahr 2022 meldet Intel im März 2023 an die US-Börsenaufsicht.

Den mit Abstand größten Posten bei den Management-Gehältern machen traditionell jedoch Aktienpakete aus. CEO Gelsinger etwa erhielt 2021 Aktienprämien im Wert von gut 140 Millionen Dollar und kaufbare Optionen im Wert von mehr als 29 Millionen Dollar. Seine Gesamtkompensierung, wie es im Börsensprech heißt, betrug 178.590.400 Dollar. Wie großzügig die Aktienpakete für das Jahr 2023 ausfallen, wird erst in einem Jahr bekannt.

Im Jahr 2023 will Intel drei Milliarden Dollar einsparen, unter anderem auch durch das Streichen geplanter Forschungseinrichtungen. Auch viele Software-Projekte wurden eingestellt. An verschiedenen US-Standorten gab es jeweils Hunderte Entlassungen, den großen Kündigungshammer schwang Intel bisher aber nicht.

All das passiert, während Intel weiter große Summen an Aktionäre ausschüttet. In allen vier 2022er-Quartalen erhielten Aktionäre 0,365 US-Cent pro Aktie, was 1,5 Milliarden Dollar pro Quartal ergibt – selbst im vierten Quartal 2022, als Intel ein Nettoverlust von 664 Millionen Dollar verantworten musste. Im Interview mit Yahoo Finance sagte Gelsinger, dass Intel die hohen Dividenden beibehalten will.

(mma)