Google: Werbeumsatz fällt, Chef prophezeit tolle KI

Der Google-Konzern Alphabet macht etwas mehr Umsatz, aber ein Stück weniger Gewinn. Die Aktionäre jauchzen nicht.

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Sundar Pichai

Alphabet-CEO Sundar Pichai

(Bild: Daniel AJ Sokolov)

Lesezeit: 4 Min.

Alphabet hat im vierten Quartal 2022 76 Milliarden US-Dollar umgesetzt, ein Zuwachs von einem Prozent im Vergleich zum vierten Quartal 2022 der Google-Holding. Die für den Konzern so wichtigen Werbeeinnahmen sind allerdings um rund vier Prozent zurückgegangen. Der Betriebsgewinn ist um 17 Prozent auf 18,2 Milliarden Dollar gefallen, der Reingewinn sogar um 34 Prozent auf 13,6 Milliarden Dollar. "Wir haben Maßgebliches in Arbeit, um alle Aspekte unserer Kostenstruktur zu verbessern, um unsere Investitionen in unsere höchsten Wachstumsprioritäten zu unterstützen, für langfristiges, profitables Wachstum", sagte Alphabet-Finanzchefin Ruth Porat.

Auch ihr Chef, Sundar Pichai, stellte bei der Veröffentlichung der Geschäftszahlungen einen Neuaufbau der Kostenstruktur für "nachhaltige, lebendige, wachsende Unternehmen überall bei Alphabet" in Aussicht. Außerdem sei der Konzern "extrem gut positioniert" in Sachen Künstlicher Intelligenz, er werde bald "große, KI-getriebene Sprünge" bei der Suchmaschine und anderen Diensten präsentieren. Zuletzt läuft das von Microsoft mitfinanzierte ChatGPT Google den Rang ab; immerhin bedeutet dessen Rekord-Wachstum, dass es die am schnellsten gewachsene Verbraucheranwendung der letzten 20 Jahre ist.

Im Gesamtjahr 2022 hat Alphabet rund 283 Milliarden Dollar umgesetzt, ein Zuwachs von zehn Prozent. Der Jahresbetriebsgewinn ist um fünf Prozent auf 74,8 Milliarden Dollar gesunken, der Reingewinn um 21 Prozent auf 60 Milliarden Dollar. Den operativen Cashflow konnte Alphabet deutlich stabiler halten als den Betriebsgewinn. Im vierten Quartal kamen 23,6 Milliarden Dollar herein (-5%), im Gesamtjahr 91,5 Milliarden Dollar (-2‰).

Wie gewohnt kommt der Löwenanteil des Umsatzes aus Werbung und Werbevermittlung (78% im 4. Quartal, rund vier Prozentpunkte weniger als ein Jahr zuvor). Die Google Cloud und die sonstigen Wetten Alphabets schreiben weiterhin Betriebsverlust, sodass der gesamte Profit von Google (ohne Cloud) stammt. Pichai sieht "großen Schwung" beim Cloud-Geschäft, YouTube-Abonnements und den Verkauf von Hardware unter der Submarke Pixel.

In geografischer Hinsicht ist Alphabet im vierten Quartal auseinandergedriftet, nicht zuletzt aufgrund der Entwicklung der Wechselkurse zum US-Dollar: Während die Amerika-Kontinente im Jahresabstand sechs Prozent mehr Umsatz gebracht haben, ist der in Dollar berechnete Umsatz im Rest der Welt um den gleichen Anteil gefallen. Für das Gesamtjahr berichten alle Erdteile Umsatzzuwachs, allerdings mit deutlichen Unterschieden. Bei den Amerika-Kontinenten ergibt sich ein Plus von 15 Prozent, im Rest der Welt von nur drei Prozent.

Einen Schritt hin zu neuer Kostenstruktur hat Google bereits gesetzt: 12.000 Stellen wurden gestrichen, was im laufenden Jahr zu Abschreibungen von 1,9 bis 2,3 Milliarden Dollar führen wird. Die verbleibenden Mitarbeiter bekommen aber nicht mehr Platz im Büro, sondern sollen zusammenrücken, was dem Konzern eine Reduktion der Flächen ermöglicht. Auch das bedingt allerdings Abschreibungen von zumindest einer halben Milliarde Dollar. Diesen Abschreibungen setzt die Buchhaltung geringere Abschreibungen auf Server und Netzwerke entgegen, weil diese offenbar länger nützlich sind als zuvor berechnet. Diese Neubewertungen soll die Abschreibungen um 3,4 Milliarden Dollar reduzieren.

Während die Abschreibungen aufgrund des Personalabbaus überwiegend im ersten Quartal schlagend werden, wirken sich die geringeren Abschreibungen auf die Infrastruktur über das ganze Jahr verteilt aus. Gleichzeitig verschiebt Alphabet eine große Kostenstelle: Die finanziellen Belange der britischen KI-Tochterfirma Deepmind werden hinfort nicht mehr unter "Sonstige Wetten" summiert, sondern als Teil der Gemeinkosten der Holding. Das wird mit der stärkeren Verzahnung Deepminds mit Google, Google Cloud und sonstigen Wetten begründet.

Die Geldvorräte Alphabets sind 2022 um rund 26 Milliarden auf rund 114 Milliarden Dollar gesunken. Die langfristigen Schulden sind auf einem niedrigen Niveau geblieben (-116 Millionen auf 14,7 Milliarden Dollar). Alphabet-Aktien gaben im nachbörslichen Handel nach Bekanntgabe der Finanzdaten etwa fünf Prozent nach. Institutionelle Investoren hatten einen besseren Geschäftsverlauf erwartet.

(ds)