RWE-Chef: Gaskraftwerke sind alternativlos

Anders als von Klimaschützern gefordert, seien Investitionen in fossile Energieträger noch notwendig, sagt RWE-Vorstandschef Markus Krebber.

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RWE-Kraftwerk Gersteinwerk im Münsterland.

(Bild: RWE)

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Das Energieunternehmen RWE plant, vor allem Windenergieparks in der Nordsee zu bauen. Hinzu kommen Erdgaskraftwerke, die auf Wasserstoff umgestellt werden können, Elektrolyseure sowie Solarparks und Windräder an Land. RWE-Vorstandvorsitzender Markus Krebber erläuterte in einem Interview mit der Wochenzeitung Die Zeit, es sei alternativlos, in Gaskraftwerke zu investieren, auch wenn diese noch jahrelang CO₂ ausstoßen werden.

Es müssten sogar neue Erdgasfelder erkundet werden, meinte Krebber. Durch den Krieg Russlands gegen die Ukraine und die Konsequenzen daraus fehlten Europa 150 Milliarden Kubikmeter Erdgas aus russischen Pipelines. Die 500 Milliarden Kubikmeter LNG auf dem Weltmarkt seien zu wenig. "Wenn wir jetzt mehr Flüssiggas kaufen, drücken wir Länder wie Indien oder Pakistan zurück in die Kohle, weil die das Gas nicht mehr bezahlen können", sagte Krebber der Zeit.

"Wir können uns zwar wünschen, dass über Nacht keine CO₂-Emissionen mehr da sind. Aber wenn wir heute Öl, Gas und Kohle einstellen, wären die Konsequenzen unverantwortlich. Die Zivilisation würde zusammenbrechen. Es braucht einen Transformationspfad", sagte Krebber mit Blick auf Forderungen von Klimaschützerinnen, ab sofort nicht weiter in fossile Energien zu investieren. In den Energiesektor werde seit zehn Jahren zu wenig investiert. Ohne die fossilen Energien stünde der wachsenden Weltbevölkerung zu wenig zur Verfügung, die Energie müsste rationiert werden, argumentierte Krebber.

Die neuen Gaskraftwerke, in die RWE investieren wolle, sollen bereit sein für grünen Wasserstoff. Sie sollen dafür sorgen, dass es ausreichend Strom gibt, wenn Wind und Sonnenschein ausbleiben, erläuterte Krebber. Für die Investitionen in Gaskraftwerke sei allerdings Klarheit über den Ausbau des Wasserstoffnetzes nötig. Kohlekraftwerke wären für RWE keine Alternative, sagte Krebber, auch gebe es auf absehbare Zeit noch keine ausreichenden Stromspeicher. Im Oktober 2022 vereinbarte RWE mit der Bundesregierung, bis 2030 aus der Braunkohle-Verstromung auszusteigen.

Aus der Klimaperspektive wäre es wohl besser gewesen, die Atomkraft beizubehalten und zuerst aus der Braunkohle auszusteigen, anstatt nun erst einmal wegen der Energiekrise Braunkohlekraftwerke zu reaktivieren, meinte Krebber. Das sei aber politisch so festgelegt. Das AKW Emsland könne in zwei Monaten aber bedenkenlos abgeschaltet werden, denn in der europäischen Energieversorgung machten die etwa 4 GW Leistung der drei letzten deutschen AKW keinen Unterschied. Nun gehe es darum, aus dem kurzfristigen Krisenmanagement herauszukommen.

(anw)